Völlig von der Rolle: Warum bekommen Reus und Akanji keine Pause?

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Inmitten der Diskussion über die Resultate und Leistungen von Borussia Dortmund werden zwei Spieler in Frage gestellt, die unter Lucien Favre unantastbar sind: Marco Reus und Manuel Akanji. Beide Akteure gehören seit Wochen zu den schwächsten Dortmundern, die hohe Fehlerquote von Akanji sorgt bei den Fans für Unverständnis. Warum wird keinem der beiden eine Auszeit gewährt?

Für Favre gilt: Akanji und Reus spielen immer. Seit dem Beginn der Saison 2018/19 verpassten beide nur ein einziges Mal die Startelf (sofern sie fit waren): In der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Union Berlin (31. Oktober 2018) wurde Reus nach 78 Minuten für Shinji Kagawa eingewechselt, Akanji wurde beim 2:0 in der Champions League über die AS Monaco am 11. Dezember für 90 Minuten geschont. 

BVB-Fans fordern Balerdi

In dieser Spielzeit sammelte Reus 967 von 990 Einsatzminuten, Akanji verpasste keine Sekunde auf dem Platz. Umso größer wird der Unmut über Favre, denn speziell Akanji gibt seit Wochen keine gute Figur in der Viererkette ab. Beim 1:3 gegen Union Berlin verschuldete er den erneuten Rückstand, am Wochenende war der 24-Jährige an beiden Toren des SC Freiburg beteiligt, erzielte kurz vor Schluss ein Eigentor.

Schon vor Wochen wurde darüber spekuliert, dass Akanji über die neue Hierarchie nach der Rückkehr von Mats Hummels verärgert sein könnte. Der 30-Jährige ist dritter Kapitän, gehört zudem dem Mannschaftsrat an. ​Aus diesem ist Akanji zurückgetreten. Seine Leistungen stimmen seitdem kaum mit denen aus der Vorsaison überein. ​Fehler um Fehler lassen seinen Status immer weiter wackeln, noch genießt er das Vertrauen von Favre.

Dabei besitzt der Schweizer genug Alternativen, könnte neben Notlösung Julian Weigl und dem eher inkonstanten Dan-Axel Zagadou auch Leonardo Balerdi aufs Feld schicken. Für den Argentinier zahlte der Klub zu Jahresbeginn 15,5 Millionen Euro an die Boca Juniors, mehr als vier Nominierungen für den Kader gewährte Favre Balerdi bislang nicht.

Reus so schwach wie lange nicht mehr

Auch Reus zeigt seit Wochen mehr Schatten als Licht. In Freiburg sammelte der Kapitän nur 63 Ballkontakte, selbst Julian Brandt, d​er in der 14. Minute für Lukasz Piszczek ein- und kurz vor Schluss für Marcel Schmelzer ausgewechselt wurde, hatte mehr Aktionen vorzuweisen (69). Seit seinen zahlreichen vergebenen Großchancen beim 0:0 gegen den FC Barcelona wirkt Reus wie ausgewechselt, ist kaum noch an Offensivaktionen beteiligt. Zwar bemüht er sich darum, Räume in der letzten Linie des Gegners zu reißen, gelingen mag ihm das in der aktuellen Phase aber nicht. In den vergangenen fünf Pflichtspielen erzielte er nur ein Tor, traf gegen Werder Bremen zum zwischenzeitlichen 2:1.

Warum also dürfen beide trotz genügend Alternativen immer wieder spielen? Anstelle von Reus könnte Brandt beginnen, der gegen Slavia Prag das 1:0 durch Achraf Hakimi vorbereitete und nach seinen Einwechslungen in der Bundesliga viele Chancen kreiert. Auch ein Startelfeinsatz von Mario Götze als Zehner hinter Paco Alcácer wäre vorstellbar, sobald der Spanier seine Verletzung (Achillessehnenreizung) überwunden hat.

Wenn Favre immer wieder auf dieselbe Elf vertraut, die Woche für Woche dieselben Fehler macht, erhöht er nur den Druck auf sich selbst. Noch scheint er daran zu glauben, dass sich der Knoten wie von selbst löst; doch manchmal ist auch frisches Personal oder eine Systemumstellung hilfreich, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.