Kovac macht den FC Bayern klein - von "Mia san mia" nichts zu sehen...

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​So richtig weiß man irgendwie immer noch nicht, wo die diesjährige Reise für den FC Bayern München hinführt. Einem 7:2-Sieg in der Champions League bei den Tottenham Hotspurs folgt vier Tage später eine 2:1-Heimniederlage gegen eine gewiss nicht in Überform befindliche TSG 1899 Hoffenheim. Trainer ​Niko Kovac gibt über Twitter ein Statement, das alle Bayern-Fans erschrecken muss.

Vom Selbstverständnis her ein Top Ten-Klub in Europa

Nur noch mal zur Einordnung: der FC Bayern versteht sich selbst als ein Klub der Top Ten in Europa. Mindestens. In eine Riege der durch milliardenschwere Fernsehverträge und potente Geldgeber finanziell bestens ausgestatteten Klubs aus England, zuzüglich der spanischen Flaggschiffe Real Madrid, FC Barcelona, Atlético Madrid, dem italienischen Serienmeister Juventus Turin und dem französischen Dauerchampion Paris St.Germain, ordnen sich die Macher von der Säbener Straße in Europa ein. 

"Hoffenheims Sieg ist nicht unverdient. So ist die Lage. Es scheint, dass wir noch nicht so weit sind, um alle drei bis vier Tage gut zu spielen." Das war Kovac' Standortbestimmung nach der überraschenden Niederlage gegen die Kraichgauer. Eine Aussage wie eine Bankrotterklärung. "Mia san mia" ist die Kurzform des Vereinsmottos. Sinnigerweise ist auch der offizielleTwitter-Account des Vereins, auf dem Kovac seine Einschätzung zum Besten gab, so benannt.

"Mia san mia". Der wichtige Zusatz fehlt, weil er von den Bayern-Fans wie selbstverständlich non-verbal ergänzt wird. "Stärker als die Stier" Niko Kovac müsste das eigentlich wissen. Erstens ist er seit über einem Jahr Trainer der Bayern. Und zweitens hat er dort auch eine Vergangenheit als Spieler. 

Finanziell schon immer hinter Engländern und Spaniern gewesen

Dieses "Mia san mia, stärker als die Stier", das übrigens schon ein paar Jahrzehnte alt ist, beschreibt den gar nicht so neuen Umstand, dass sich der FC Bayern trotz finanziell stärkerer Konkurrenz in Europa (die Engländer, aber auch Real und Barça hatten auch schon in den sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahre mehr Geld als die Münchener) immer zu behaupten wusste. Entsprechend war der deutsche Branchenprimus auch regelmäßig in den Viertel- oder Halbfinals der europäischen Wettbewerbe zu sehen. Bisweilen reichte es sogar bis zum Finale und alle fünf bis zehn Jahre gewann man am Ende gar den Pokal. 

Und nahezu alljährlich kriegten die Bayern auch den Spagat hin, auf nationaler Ebene der haushohen Favoritenrolle gerecht zu werden. Zuletzt sieben Meisterschaften in Folge zeugen davon. Genauso wie die Meister-Hattricks der siebziger (1972-1974), achtziger (1985-1987) oder neunziger (1999-2001). 

Doch so wie Kovac sich ausdrückt, könnte man fast meinen "Mia san mia" stünde für: "Sorry, mehr geht halt nicht. Wir sind halt nur der Beste vom Rest." 

Kovac stellt sich mit diesem Tweet selbst in Frage

Selbst wenn es einem Trainer durch den Kopf gehen mag, dass seine Mannschaft zur Zeit erhebliche Probleme hat, die Zielvorgaben (neben als selbstverständlich erwarteten Punkten soll ja auch noch schöner Fußball gespielt werden) zu erfüllen - taktisch klüger wäre es, dies für sich zu behalten und nicht für alle vernehmbar in die Welt zu posaunen. Zumal zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison. Und im Wissen darüber, dass ein oder zwei Spiele wie das vom vergangenen Mittwochabend alle Kritik schnell verstummen lässt. 

Hält man sich an die Fakten, sieht man: der FC Bayern, dessen Kader schon letztes Jahr nicht der schlechteste war, wenngleich auch etwas in die Jahre gekommen (Ribéry, Robben), hat sich für 143 Millionen Euro verstärkt. 80 Millionen Euro ließ man sich allein die Dienste von Lucas Hernández kosten. 

Gegen die TSG standen, mit Ausnahme des Sonderfalles Boateng, nur deutsche und französische Nationalspieler auf dem Platz, ergänzt durch den polnischen Torjäger Lewandowski. 

Und so eine Truppe soll nicht in der Lage sein, alle drei bis vier Tage ein gutes Spiel abzurufen? Wenn dem so ist, muss man sich wohl um zwei Dinge Sorgen machen: zum einen um die Mentalität der Spieler (analog zum Rivalen aus Dortmund), aber auch die Fähigkeit des Trainers, alles aus ihnen rauszuholen (ebenfalls als Parallele zum schwarz-gelben Konkurrenten). 

Nach sieben Spieltagen in der Bundesliga liegen mit Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg zwei Teams an der Spitze, von denen man dies vor der Saison nicht unbedingt erwartet hatte. 

Nur Zufall oder bereits ein Fingerzeig darauf, was im Mai passieren könnte?