Warum Christian Streich beim SC Freiburg bleiben sollte

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Der aktuelle Höhenflug des SC Freiburg ist ein Verdienst der harten Arbeit von Christian Streich. Seit knapp acht Jahren leitet der Kulttrainer die Geschicke beim Sport-Club und irgendwie kann man sich Streich bei einem anderen Verein gar nicht mehr vorstellen. Von Ottmar Hitzfeld gab es nun ein großes Lob für seine Arbeit, die er an anderer Stelle wohl kaum auf seine Weise ausüben könnte.

Es begann die Rückrunde der Saison 2011/12, da debütierte Christian Streich auf der Trainerbank des SC Freiburg. Die Sitze im Schwarzwaldstadion war er aus 163 Spielen als Co-Trainer unter Robin Dutt und Marcus Sorg gewohnt, nun aber stand er plötzlich im Rampenlicht. Seine erste Halbserie begann mit einem 1:0 über den FC Augsburg und endete mit einem 0:4 bei Meister Borussia Dortmund. An Weihnachten war der Sport-Club noch das Tabellenschlusslicht, in der Endabrechnung stand ein zwölfter Tabellenplatz zu Buche.

Welche Arbeit Streich seither verrichtet hat, wird in der ganzen Bundesliga geschätzt. In seiner ersten kompletten Saison führte er die Mannschaft auf Platz fünf, 2017 landeten die Schwarzwälder auf Rang sieben. Zwischenzeitlich kämpfte der SC gegen den Abstieg, konnte diesen im Jahr 2015 nicht verhindern. Was folgte, war eine Saison mit 72 Punkten, an deren Ende man als Zweitliga-Meister vor RB Leipzig in die Bundesliga zurückkehrte.

Nach zwei identischen Saisons mit acht Siegen, zwölf Unentschieden, 14 Niederlagen und somit 36 Punkten erlebte der Klub einen herausragenden Start in die neue Spielzeit. Zehn Punkte nach fünf Spielen bedeuten den vierten Tabellenplatz, punktgleich mit Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und Schalke 04. 

Loblied von Hitzfeld

Freiburg verlor erstmals seit vielen Jahren keinen Stammspieler, konnte stattdessen Leistungsträger wie Luca Waldschmidt, Janik Haberer oder Alexander Schwolow halten und Vincenzo Grifo endgültig zu einer Rückkehr bewegen. Aus den wenigen Mitteln holt Streich stets das Optimum raus - und erntet dafür von Ottmar Hitzfeld wieder einmal ein großes Lob: "Er ist eine herausragende Persönlichkeit, eine ehrliche Haut und ein toller Trainer. Mit seiner Erfahrung und seinem Fachwissen könnte er bei jedem Verein anheuern", so der einstige Meistertrainer von Borussia Dortmund und Bayern München gegenüber Sport Bild

Mehrmals wurde Streich mit einem Abgang in Verbindung gebracht. 2013 soll er dem FC Schalke laut einem damaligen Bericht der Westfalenpost abgesagt haben, während der Saison 2017/18 wurde er als möglicher Nachfolger von Jupp Heynckes beim FC Bayern ins Spiel gebracht. Ein Wechsel war für den 54-Jährigen aber nie ein Thema.

Wie lange Christian Streich dem SC Freiburg erhalten bleibt, ist unklar. So wirklich kann man sich den 54-Jährigen aber nicht bei einem anderen Klub vorstellen.

In Freiburg kann er seine kauzige, emotionale Ader ausleben, genießt bei Erfolg wie Misserfolg gleichermaßen den Rückhalt der Vereinsführung. Jeder beim SC Freiburg weiß, was ihm der Klub zu verdanken hat, und dass er sie auch aus der schlimmsten Krise führen kann. "Freiburg ohne Streich", sagt Hitzfeld weiter, "kann ich mir nicht vorstellen."

Freiburg ist der perfekte Standort

Ein Beispiel für Streichs Erfolge: Dank seiner Arbeit nahm der Klub durch Rekord-Transfers wie Maximilian Philipp, Matthias Ginter oder Admir Mehmedi 101,4 Millionen Euro ein, auch Luca Waldschmidt könnte bei einer konstanten Entwicklung eine zweistellige Millionensumme einbringen. In diesem Jahr leisteten sich die Verantwortlichen ein sattes Transferminus von rund 16 Millionen Euro (via transfermarkt.de), um den Kader zu festigen - vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.

Auch wenn Freiburg jährlich um den Klassenerhalt kämpft, zieht es immer wieder junge, hochveranlagte Talente in den Schwarzwald - eben wegen Streich, der solchen Spielern die Chance gibt, sich in der Bundesliga zu behaupten. Im ruhigen Teil von Süddeutschland schmiedet er fleißig Profifußballer, ohne wirklich Druck zu haben. 

Bei einem Verein wie Schalke 04 oder Bayern München würde Streich hingegen auf völlig verschiedene Welten treffen. Dort geht es um sportlichen Erfolg, ein nationales wie internationales Standing, Glanz und Glamour. Das ist aber überhaupt nicht seine Welt; genau das macht Christian Streich aus, genau deshalb ist er in Freiburg am besten aufgehoben.