FC Liverpool: Darum brechen die Reds in dieser Saison den Meister-Bann
Von Florian Bajus
Vor sage und schreibe 29 Jahren wurde der FC Liverpool letztmals englischer Meister. Die Reds sehnen sich nach dem 19. Titel der Vereinsgeschichte, verpassten ihn ein ums andere Mal um Haaresbreite - so, wie in der abgelaufenen Saison. Zwar tröstete sich der Klub mit zwei Titeln in der Champions League und einem Erfolg im FA Cup, die Premier League ist aber noch immer das oberste Ziel. In diesem Jahr könnte der Bann endlich gebrochen werden.
Fünf Mal musste sich der FC Liverpool seit der 18. und letzten Meisterschaft mit dem zweiten Tabellenplatz begnügen, die bitterste Vizemeisterschaft erlebte der Klub vermutlich in der vergangenen Saison. Jürgen Klopp und die Seinen verloren nur eines von 38 Premier-League-Spielen, trennten sich bei 30 Siegen sieben Mal mit einem Unentschieden von ihren Gegnern.
Liverpool wurde zum Verhängnis, dass die einzige Niederlage ausgerechnet bei Manchester City besiegelt wurde. Im Etihad Stadium setzten sich die Sky Blues im Januar mit 2:1 durch und feierten am Ende die zweite Meisterschaft in Folge. City hatte 98 Zähler auf dem Konto, Liverpool 97; die Durststrecke der Reds hält weiter an.
Oft spielte Liverpool am Rande der Perfektion, City allerdings genauso. An der Anfield Road fühlte man sich wie verhext. Egal, was man versuchte, die Konkurrenz konnte nicht vom Thron gestoßen werden. So war es auch in den Jahren 2014, 2009, 2002 und 1991.
Die Mannschaft wächst und entwickelt sich stetig weiter
Nach den ersten sechs Spieltagen der Saison 2019/20 wirkt es aber so, als könne der Bann endlich durchbrochen werden. Den Grundstein legte Klopp mit der Kaderplanung in den Jahren 2017 und 2018. In diesem Sommer wurden keine großen Transfers getätigt, kein Topspieler ging oder kam. Der Kader ist breit besetzt, im Mittelfeld wie der Abwehr bieten sich zahlreiche Alternativen, sollte der ein oder andere Akteur ausfallen. Gerade im Mittelfeld kann Klopp nach Belieben aufstellen und sich dem Gegner anpassen, mit Fabinho, Georginio Wijnaldum, Naby Keita, James Milner, Jordan Henderson und Alex Oxlade-Chamberlain ist die Zentrale bestens aufgestellt.
Im Sturm machte Sadio Mané in der abgelaufenen Saison einen riesigen Sprung, Roberto Firmino konnte ebenfalls einen Teil der Last von Mohamed Salahs Schultern auf sich nehmen. Und auch die Abwehr, stabilisiert und koordiniert von Virgil van Dijk, an dessen Seite Joel Matip nicht mehr wegzudenken ist, ist so stark wie lange nicht mehr - was auch mit der Offensivkraft der Außenverteidiger Andrew Robertson und Trent Alexander-Arnold zusammenhängt.
Klopp hat seinen persönlichen Fluch gebrochen
Zudem ist der Druck, der speziell auf Klopp lastete, abgefallen. Der 52-Jährige genoss bis zum Champions-League-Finale am ersten Juni den Ruf, Mannschaften zwar aufbauen und weiterentwickeln zu können, belohnen konnte er sich und seine Spieler aber nur selten. Zuletzt war dies im DFB-Pokalfinale 2012 der Fall, als seine Dortmunder Borussia den FC Bayern mit 5:2 düpierte.
Trotz der Wahl zum Welttrainer des Jahres hat Jürgen Klopp sein Werk beim FC Liverpool noch nicht vollendet. Erst, wenn der Meistertitel an die Anfield Road zurückkehrt, hat er endgültig alles erreicht
Danach verlor 'The Normal One', der am Montagabend bei den 'The Best FIFA Football Awards 2019' zum Welttrainer des Jahres gekürt wurde, sechs Endspiele, darunter die Champions-League-Finals 2013 und 2018 sowie das Finale der Europa League im Jahr 2016. Mit dem Triumph in Madrid hat er den Durst der Fans erfolgreich gestillt und seinen persönlichen Fluch gebrochen.
Guardiola und die Sehnsucht nach der Champions League
Nun kann er auch den Fluch des FC Liverpool brechen. Klopp würde sich endgültig unsterblich machen. Ein Vorteil, den die Reds genießen: Manchester City träumt von der Champions League. Pep Guardiola bleibt der Gewinn der Königsklasse seit 2011 verwehrt, vier Mal scheiterte er im Halbfinale, mit City war zuletzt zweimal in Folge im Viertelfinale Schluss. Der Fokus liegt nicht auf der Liga, Liverpool könnte der Nutznießer dessen werden. Der Start ist mit sechs Siegen in sechs Spielen gelungen, doch der Weg ist noch sehr lang.