Volland und das DFB-Team: Nicht-Nominierung wirft Fragen auf
Am heutigen Donnerstagmittag wurde die Kadernominierung der deutschen Nationalmannschaft für die Länderspiele gegen die Niederlande und Nordirland bekannt gegeben. Für Fußballfans wohl das El Dorado der Woche. Traditionell bietet die Nominierung jedes Mal aufs Neue wieder viel Stoff für Diskussionen. Auch dieses Mal gibt es einige Aufreger im Kader des DFB. Besonders eine Tatsache sorgt für Erstaunen: Kevin Volland fehlt im Aufgebot.
Neben dem Stürmer fehlen unter anderem auch etwas überraschend Mittelfeldtalent Maxi Eggestein oder Dauerläufer Danny da Costa. Stattdessen sorgt etwa die Nominierung des Kölners Jonas Hector für Erstaunen. Doch die fehlende Nominierung Vollands ist die Kirsche auf der DFB-Torte, denn es gibt keinerlei Gründe, die gegen den Profi von Bayer 04 Leverkusen sprechen.
Seit November 2016 wartet Volland auf sein elftes Länderspiel für Deutschland
Volland spielt aktuell in der Form seines Lebens und ist einer der Profiteure des winterlichen Trainerwechsels bei Bayer 04. Unter Trainer Peter Bosz machte der 27-Jährige seit Winter 2019 nochmals einen Schritt nach vorne, wurde variabler, effektiver und schlicht besser. Kevin Volland ist einer der wenigen Spieler in Leverkusen, die mehr als unumstritten sind. Und das absolut zurecht.
Volland erfüllt das Leistungsprinzip
Die nackten Zahlen sprechen für Volland. Seit Jahresbeginn schoss der lauffreudige Stürmer neun Tore und legte 13 Treffer auf. Das sind 22 Torbeteiligungen in 19 Spielen! Am Ende der Saison war Volland Vierter in der Bundesliga-Scorertabelle - noch vor Timo Werner, Julian Brandt und Co. Zudem glänzte er in der vergangenen Saison durch eine vorbildliche Ausdauer: Volland kam in allen 34 Ligaspielen zum Einsatz und lief über 366 Kilometer. Der kicker listet Volland damit auf Platz elf der lauffreudigsten Bundesligaspieler der Saison 2018/19.
Der gebürtige Bayer ist zudem ein Charakter, der auf dem Platz gern die Rolle des Anführers übernimmt. Volland ist nach Lars Bender Vizekapitän bei Bayer 04 und führt auch ohne die Kapitänsbinde die Mannschaft auf dem Platz. Der Stürmer schreitet voran, wirft sich in die Zweikämpfe und ist Leiter der Offensivkräfte. Der 222-malige Bundesligaspieler wirft sich in jeden Zweikampf, egal ob in der 20., 60. oder 90. Minute. Der unerbittliche Einsatz des Spielers ist jedesmal aufs Neue zu spüren.
Man fragt sich wirklich, warum Bundestrainer Joachim Löw nicht in Volland eine weitere, hochklassige Option für den Sturm der Nationalmannschaft sieht. Der Stürmer würde dem Team eine Menge Flexibilität einflößen. Volland kann nicht nur an der vordersten Front spielen, auch auf dem Flügel oder als hängende Spitze ist der Stürmer einsetzbar. Das zeigt sich auch in Leverkusen, wo der Spieler trotz einiger Systemwechsel in den vergangenen Jahren immer auf konstant hohem Niveau liefert.
Als Kevin Volland vor dem sommerlichen Länderspielen nicht nominiert wurde, konnte man es noch damit entschuldigen, dass Löw dem Leverkusener eventuell die fehlende Konstanz abspricht und drauf wartet, wie der Stürmer in der neuen Saison performt. Nun ja, nach drei Pflichtspielen steht Volland bei fünf Scorerpunkten. Das geneigte Fußballauge sieht: Der Stürmer konnte an seine Leistungen anknüpfen.
Bosz: "Kevin ist eh immer präsent"
Man kann also suchen wie man möchte, man wird keine sportlichen Gründe finden, um den Stürmer aus dem DFB-Team auszuschließen. Das hinterfragt natürlich wieder die Nominierungsmethoden Löws. Wie wählt der Weltmeistertrainer von 2014 seinen Kader aus? Nach welchem Prinzip geht er vor? Was zählt beim 59-Jährigen? Die oft benutzte Phrase, der Spieler "passe nicht ins System", trifft bei Volland ja auch nicht zu.
Die Nominierung des Teams frustriert also. Wiederholt scheint sich anzudeuten, dass das Leistungsprinzip beim Bundes-Jogi nicht zu zählen scheint und andere Werte den Ausschlag geben. Doch anders als bei den vergangenen Streitfällen Kevin Kuranyi, Michael Ballack oder auch Stefan Kießling gab es zwischen Volland und Löw keine öffentliche Schlammschlacht oder ähnliches. Volland ist auch definitiv kein Spieler, der als schwierig, kompliziert und launisch gilt.
Im Gegenteil, der Stürmer ist, wie bereits angedeutet, ein absoluter Leader. Allerdings sitzt Volland tatsächlich nicht im Mannschaftsrat Leverkusens - aus einem guten Grund, wie Trainer Bosz vor einigen Wochen der Bild verriet: "Kevin ist eh immer präsent, deshalb braucht er da nicht vertreten sein." Das sagt wohl alles über Vollands Charakter aus.
Viele Fragen, keine Antworten
Volland selbst wird sich fragen, was er bitte besser machen muss, um wieder einmal nominiert zu werden. Muss Leverkusen erst Meister werden? Soll er am besten einfach dreistellig scoren? Welche Eigenschaften erfüllt er nicht, die ihn wieder zum Nationalspieler macht? Ich finde keine.
Die Nicht-Nominierung enttäuscht auf viele Ebenen und hinterfragt mal wieder die Methoden des deutschen Nationaltrainers. Herr Löw, wir warten auf Antworten! Sie sind am Zug. Bis dahin feuere ich Kevin Volland einfach weiter im Leverkusener Trikot an - und hoffe, dass er Löw zeigt, welch einen Fehler er momentan macht.