David gegen Goliath - Das braucht es, um einen Favoriten zu schlagen
Von Janne Negelen
Dass es im Fußball immer wieder zu ungleichen Duellen kommt, ist relativ klar. Vor allem die Kader, die aktuelle Form und die finanziellen Möglichkeiten sorgen für Unterschiede zwischen vielen Teams. Somit gibt es bei einigen Spielen einen klaren Favoriten und einen Herausforderer, dem nur wenige Chancen zugeschrieben werden. Doch ein ungeschriebenes Gesetz im Fußball besagt, dass jede Mannschaft schlagbar ist. Dafür muss der Underdog ein paar klare Prinzipien verfolgen.
Erst am Freitagabend kam es in der Fußball-Bundesliga zu einer sehr interessanten Paarung, der Aufsteiger 1. FC Köln empfing den Tabellenführer Borussia Dortmund. Wenn in solch einem Spiel alles normal läuft, geht der Favorit meistens als Sieger vom Platz. Doch die Kölner machten es dem BVB lange extrem schwer und hielten die Partie durch einen klugen Matchplan lange offen. Am Ende siegte allerdings der Spitzenreiter, weil die letzte Konsequenz des Underdogs fehlte.
Spielvorbereitung ist essentiell
Was braucht es also um den vermeintlich klaren Sieger doch schlagen zu können? Immer wieder geben verschieden Teams Aufschluss darüber, wenn es in Pokal-Wettbewerben oder in der Liga zu ungleichen Duellen kommt. Extrem wichtig ist dabei in jedem Fall die Spielvorbereitung, der Trainer sollte seine Mannschaft optimal auf den Gegner einstellen. Dabei kommt es nicht auf die einzig wahre Lösung an, sondern darum, seine Stärken bestmöglich zum Vorschein zu bringen.
Zeichnet sich eine Mannschaft zum Beispiel durch starkes Pressing aus, sollte dies als Mittel gegen den vermeintlichen Favoriten gewählt werden. Setzt ein Team eher auf einen massiven Abwehr-Riegel und Lufthoheit, sollte auf diese Ausrichtung gesetzt werden. In jedem Fall sollte allerdings verhindert werden, dass sich ein Team aufgrund eines starken Gegners von den eigenen Gewohnheiten entfernt und auf kaum bewährte Mittel setzt. Gerade gegen sehr starke Gegner braucht es daher einen klaren Plan, bei dem alle Akteure ihren Teil dazu beitragen.
Balance zwischen Defensive und Angriff
Von hoher Bedeutung ist auch, das Spiel stets auf das gesamte Feld auszuweiten. Viele Underdogs machen den Fehler und versammeln sich ab Spielbeginn mit allen Spielern vor dem eigenen Strafraum. Dies führt allerdings selten zum Erfolg, denn mit dem immer weiter steigenden Druck sind Fehler in der Abstimmung vorprogrammiert. Nur wenige Mannschaften sind so diszipliniert und eingespielt und vor allem nimmt sich das Team somit selbst die Chance, einen Treffer zu erzielen.
Eine clevere Spielweise kann beim Favoriten zu Frust führen
Eine aktive Offensive ist gleichbedeutend mit einer sicheren Defensive. Oftmals fällt der Spagat allerdings sehr schwer, da der Gegner meistens in allen Mannschaftsteilen individuell stärker besetzt ist. Diese Unterlegenheit muss mit Wille und Einsatz kompensiert werden, der über den des Favoriten hinaus geht. Sowieso sind Laufbereitschaft und der Kampfgeist ausschlaggebend über einen möglichen Erfolg. Der emotionale Zusammenhalt und Instinkt kann definitiv mit spielerisch stärkeren Teams mithalten.
Wenn im Groben also eine defensive Grundordnung hergestellt ist, geht es darum immer wieder für Entlastung zu sorgen. So erarbeitet sich eine Mannschaft die Chance, selbst zu Torabschlüssen zu kommen. Doch vor allem wird damit der Rhythmus des Gegners gestört, der immer wieder mehrere Minuten braucht, um sein Spiel erneut aufzuziehen. Ein konstanter Fokus auf das Umschalten ist also in jeglicher Hinsicht von Vorteil. Im besten Fall führen die Offensiv-Aktionen sogar zu einigen Standards, die nicht nur Zeit, sondern auch Gefahr bringen.
Ein Spiel wird im Kopf verloren
Außer den spielerischen Herangehensweisen gibt es einige Maßnahmen, wie einem Favoriten Paroli geboten werden kann. Oftmals ist die Psyche einer Mannschaft sehr viel entscheidender. Der erwähnte Wille ist die Grundvoraussetzung für eine Überraschung. Allerdings muss eine Mannschaft noch darüber hinaus gehen und sich im Kopf als reif genug erweisen. Es gibt viele Szenarien, in denen das Grübeln zum Verhängnis werden kann.
Erfolgserlebnisse führen zu gesteigerter Motivation
Am Beispiel der Kölner Niederlage vom Freitag lässt sich dies sehr gut analysieren. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich des BVB kamen in Reihen des FC erste Zweifel auf, die sofort zu weiteren Unkonzentriertheiten führten. Eben dieses Nachdenken wurde dem Aufsteiger letztendlich zum Verhängnis. Die Stärke des Gegners und die druckvolle Spielweise machte sich in den Köpfen der Gastgeber breit.
Doch die Einstellung macht auch bereits vor dem Spielbeginn einen großen Unterschied. Viele Teams glauben vorher nicht wirklich an die eigenen Chancen, damit sorgen die Spieler unweigerlich bereits für ein leichtes Spiel. Was oftmals als Stereotyp dargestellt wird, ist nicht weniger als die reine Wahrheit: Zweifelst du an deinen eigenen Fähigkeiten, wirst du kaum Erfolg haben. Auch wenn der Gegner mit großem Star-Potential besetzt ist, ändern sich die Fußball-Regeln nicht. Es ist nur schwerer etwas Zählbares mitzunehmen, aber nie unmöglich.
Reagieren auf Spielsituationen
Zudem sollte eine Mannschaft sehr lebendig sein, hier überschneidet sich die Kopfsache ebenfalls mit dem fußballerischen Vermögen. Geht eine Underdog-Mannschaft wie der 1. FC beispielsweise in Führung, ist es oft unterschiedlich, wie die Spieler reagieren. Diese Situationen müssen vorher durchgegangen werden, um zu sehen, wie sich die Spieler verhalten sollen. Selbiges gilt für einen Rückstand. Schnell vom eigenen System abzukommen sorgt meistens für weitere Unruhe und im schlimmsten Fall die Entscheidung für den Gegner.
Darüberhinaus ist die Körpersprache ebenso wie die Motivation entscheidend. Wie reagiert ein Team auf einen Gegentreffer, lassen Spieler die Köpfe hängen und symbolisieren dem Gegner die Übermacht? All diese Faktoren sollten vorher besprochen und später auf dem Platz angewendet werden. Die Bedeutung des Selbstvertrauens wird immer wieder unterschätzt. Es kommt also darauf an, seine Enttäuschung in Ansporn umzuwandeln.
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Schlussendlich gibt es also wahnsinnig viele Faktoren, die das Ergebnis eines solchen Fußballspiels beeinflussen können. Wichtig ist für eine unterlegene Mannschaft immer, dass stets ein Gleichgewicht zwischen eigenem Anspruch und dem maximal Möglichen herrscht. Ehrgeiz und Wille sind ebenso ausschlaggebend wie die stetige Überzeugung, das Spiel gewinnen zu können.
Immer wieder kommt es also zu den "David gegen Goliath"-Duellen. Doch nicht selten sieht man eine vermeintlich unterlegene Mannschaft triumphieren, da sie gewisse Prinzipien verfolgt und immer an die eigenen Stärken glaubt. Denn stets ist sicher, dass wirklich jede Mannschaft ein Fußballspiel gewinnen kann. Als Beispiel gilt in großen Teilen das Team aus Köln, dem es letztendlich an der Kraft zu fehlen schien. Mit einem Motto kann daher nur wenig falsch gemacht werden:
Solange es 0:0 steht, ein Team geduldig und diszipliniert deren Teilziele verfolgt, desto nervöser wird der Gegner. Es werden sich dann Chancen in ihren nervösen Momenten ergeben. Dann werden sie zuschlagen.