Köln vs. BVB in der taktischen Analyse: Der FC hat Mumm, Borussia Dortmund Brandt!

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Begleitet von einer tollen Atmosphäre im RheinEnergieSTADION trafen der 1. FC Köln und Borussia Dortmund am Freitagabend aufeinander und eröffneten den zweiten Spieltag der Bundesliga-Saison. Untermalt von Fluchtlicht und den stimmungsvollen Fans, brachte Köln das Spiel schnell auf eine emotionale Ebene und zeigte insbesondere kämpferisch eine starke Leistung. Doch auch spielerisch wusste der FC zu überzeugen und stellte Dortmund vor die erwartete Mammutaufgabe.

Systematisch wagten beide Trainer mit ihren Aufstellungen keine Experimente. Köln im 4-4-2, auch gegen den Ball mutig und häufig im Angriffspressing, während Favre mit seinem BVB auf das altbewährte 4-2-3-1 zurückgriff. Dadurch, dass der FC mit zwei Stürmern gegen den Ball spielte, ließ sich Witsel immer wieder zwischen Akanji und Hummels zurückfallen, um für Dortmund eine Überzahl im Aufbau zu erzeugen.

Insgesamt kam der BVB in der ersten Hälfte aber nur äußerst selten zu schnellen und vertikalen Spielzügen, viele Aufbaubemühungen versandeten auf den Flügeln, die durch das gute Verschieben der Kölner konsequent geschlossen wurden. Auch Schulz und Piszczek kamen nicht zu ihren Flankenläufen über die Außen, in Summe ergab sich somit ein sehr behäbiges Bild der Borussia aus Dortmund. Ganz anders aber die Kölner: Durch gutes Pressing kamen sie ein ums andere Mal über Umschaltaktionen gefährlich vor das Tor der Dortmunder. Mit Cordoba und Modeste strahlte der FC stets Gefahr im Angriff aus, was dazu führte, dass Hummels nicht so dominant wie sonst im Aufbau agieren konnte. Darüber hinaus musste der BVB auch die Konterabsicherung stärken, im Falle eines Ballverlustes war die Gefahr eines Gegenangriffs durch die zwei Spitzen des FC besonders hoch.

Dortmund bleibt geduldig und Köln gehen die Körner aus

Nachdem sich zu Beginn der zweiten Hälfte nur wenig Verbesserung im Spiel des BVB ergab, griff Favre ein und brachte mit Hakimi und Brandt zwei frische Kräfte. Dortmund spielte fortan im 4-1-4-1 mit Witsel als alleiniger Besetzung der Sechs und Brandt und Reus auf den sehr offensiv ausgerichteten zentralen Mittelfeldpositionen. Ein Paradebeispiel dafür, wie man einen defensiv organisierten Gegner knacken kann, lieferte Dortmund dann in Spielminute 63: Hummels konnte unbedrängt über die Mittellinie dribbeln und hebelte die Mittelfeldreihe der Kölner mit einem Vertikalpass aus. Brandt, der zwischen den Linien postiert war, nahm den Ball auf und leitete ihn umgehend mit einem Schnittstellenpass durch die Viererkette des FC weiter. Der einlaufende Reus konnte den Ball zwar nicht im Tor unterbringen, jedoch war dies ein sehr gelungener Spielzug der Dortmunder. 

Dieses Muster sollte sich im weiteren Spielverlauf nun häufen. Brandt, der mit seinen klugen Läufen in den Halbräumen und zwischen den Linien viel Unruhe in die Kölner Defensive brachte, war eine wahre Belebung für das über weite Strecken matte Spiel der Dortmunder. Auch Hakimi wusste zu überzeugen, brachte er doch mit seinem Tempo und Zug zum Tor viel Torgefahr mit und zwang die Kölner dazu, sich immer weiter zurückzuziehen. Dieser Umstand war letztendlich ausschlaggebend dafür, dass der BVB am Ende als Sieger vom Platz ging. Insgesamt hätte der BVB die Kölner aber schon viel früher unter Druck setzen sollen. Mit Hereingaben und Pässen in den Strafraum setze Dortmund Köln unter Stress und erzwang auf diese Weise Fehler. 

Julian Brandt (r.) zeigte eine sehr gute Leistung und empfahl sich dadurch für die Startelf

Im Fazit lässt sich festhalten, dass Dortmund besonders offensiv sehr viel Luft nach oben hat. Interessant war jedoch zu beobachten, dass der BVB die knappe Führung über die Zeit bringen konnte und am Ende sogar noch durch einen Konter zum 3:1 gekommen ist. In der Rückrunde ließ sich hierbei doch oft feststellen, dass der BVB einen knappen Vorsprung häufiger mal verspielte oder zumindest bedrohlich wankte. Ob und inwiefern dies nun am Gegner oder anderen Umständen (Hummels?) lag, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Köln kann trotz der Niederlage eigentlich viele positive Dinge aus dem Spiel ziehen. Kämpferisch und vor allem spielerisch sind sehr gute Ansätze erkennbar, die jungen und in der Bundesliga noch unerfahrenen Spieler (Bornauw, Ehizibue, Skhiri, Verstraete) müssen sich noch an die Luftveränderung gewöhnen und werden sicherlich im Verlauf der Saison noch abgeklärter und wertvoller für die Mannschaft aus der Domstadt.