BVB-Boss Hans-Joachim Watzke: Meister der öffentlichen Kommunikation
Von Florian Bajus
Während sich der FC Bayern seit Wochen um Kopf und Kragen redet, wenn es um Transfers geht, steht bei Borussia Dortmund die Arbeit im Vordergrund. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc lassen Worte auf Taten folgen, in München ist es derzeit andersrum der Fall. Auch in puncto Zielsetzung und der strategischen Ausrichtung gibt sich speziell Watzke entschlossen und ehrgeizig, aber mit Bedacht. Im Vergleich zu den Verantwortlichen des FC Bayern ist er so etwas wie ein Meister der öffentlichen Kommunikation.
Wobei auch ein Hans-Joachim Watzke nicht fehlerfrei ist. Ausgerechnet vor dem Revier-Derby wagte er eine Prognose für den Bundesliga-Endspurt und behauptete, dass seine Mannschaft mit vier Siegen Deutscher Meister werde. Aufgrund des Remis der Bayern beim 1. FC Nürnberg stimmte diese Rechnung sogar, doch Borussia Dortmund scheiterte mit dem 2:4 im Derby gegen den FC Schalke und dem darauffolgenden 2:2 nach zwischenzeitlicher 2:0-Führung bei Werder Bremen an der eigenen Vorgabe, vier Spiele zu gewinnen.
Schon zuvor legte der Geschäftsführer das seit Jahren gewohnte Understatement ab und betonte, Meister werden zu wollen. Von müssen oder werden war nie die Rede, die BVB-Bosse bemühten sich stets darum, zu betonen, alles in die Waagschale zu werfen, um den Titel am Borsigplatz feiern zu können. So erklärte Sportdirektor Michael Zorc im März (via Sportbuzzer): "Wir tun alles, um Meister zu werden."
Wollen, müssen aber nicht: Die Art und Weise, wie die Zielsetzung der Hauptverantwortlichen von Borussia Dortmund erfolgt, unterscheidet sich deutlich mit der vom FC Bayern.
Auch die Maßgabe für die neue Saison ist klar formuliert. Nach der erfolgreichen Saison mit 76 Punkten mache es keinen Sinn, nur von der Champions League zu reden. Aufgrund der beachtlichen Transfers ist mittlerweile auch innerhalb des Kaders die Botschaft angekommen, dass es nur ein Ziel gibt: Die Meisterschaft. "Ich habe mich entschieden, dass wir die Kommunikationsstrategie etwas mehr akzentuieren. Wir werden noch ambitionierter auftreten", erklärte Watzke laut Ran im Mai, anders als nach den finanziell schwierigen Jahren und dem plötzlichen Aufschwung unter Jürgen Klopp sei es nun "an der Zeit. Vielleicht muss auch ich wieder ein bisschen aggressiver sein."
Auf dem hitzigen Transfermarkt handelt Dortmund clever
Was Transfers anbelangt, gibt sich der BVB im Gegensatz zum FC Bayern jedoch ruhig. Bestehende Gerüchte werden nicht kommentiert, an Spekulationen will man sich nicht beteiligen. Es wird erst über neue Spieler gesprochen, wenn diese den Medizincheck bestanden und den ausgehandelten Vertrag unterschrieben haben. So war es bei Nico Schulz, Julian Brandt, Thorgan Hazard und Mats Hummels der Fall.
Rüffelte Trainer Niko Kovac in der vergangenen Woche in aller Öffentlichkeit: Karl-Heinz Rummenigge
In München sieht die Lage anders aus. Im Mai bekundeten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge das Interesse an Leroy Sané, bereits im Januar verkündete Sportdirektor Hasan Salihamidzic vorzeitig den Transfer von Benjamin Pavard und erklärte, Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea verpflichten zu wollen. Mittlerweile hat sich der Rekordmeister einen Maulkorb verpasst, in Bezug auf Sané wohl auch aufgrund eines Briefes aus Manchester, in dem darum gebeten wurde, sich mit öffentlichen Aussagen zurückzuhalten.
Die Bayern sorgten im vergangenen Jahr für zahlreiche Kontroversen. Sei es die legendäre Pressekonferenz, die leere Behauptung von Hoeneß, wie viele Transfers man bereits sicher habe oder die etwas zu voreilige Herangehensweise auf dem Transfermarkt. In Dortmund hingegen wird ruhig und konzentriert gearbeitet. Watzke, Zorc & Co. leisten sich zwar auch den ein oder anderen Fauxpas, aber im Großen und Ganzen lassen sie zunächst Taten sprechen - sowohl von der Mannschaft auf dem Platz als auch von der sportlichen Leitung beim Abschließen eines Transfers. Wohl auch deshalb ist Borussia Dortmund ein Sympathieträger, denn mit waghalsigen Aktionen oder Aussagen ist nur selten zu rechnen.