Kommentar: Wieso der FC Bayern Luka Jovic verpflichten muss

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Am Donnerstagabend war sein Name wieder einmal in aller Munde: Luka Jovic, der Shootingstar der ohnehin so überraschenden ​Frankfurter Eintracht​traf auch im Halbfinal-Hinspiel der Europa League gegen den FC Chelsea. Top-Klubs wie Real Madrid oder der FC Barcelona sollen den 21-Jährigen jagen, auch beim ​FC Bayern war er aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit mit Trainer Niko Kovac ein Thema. Die Verantwortlichen sehen offenbar von einem Transfer ab, allerdings sollte man Kovac diesen Wunsch erfüllen.

​Kovac und Jovic verbindet ein besonderes Verhältnis. Als der heutige Trainer des FC Bayern noch bei Eintracht Frankfurt tätig war, wagte Jovic im Sommer 2017 den Sprung von Benfica Lissabon zu den Hessen. Das Leihgeschäft wurde zunächst auf zwei Jahre datiert, die Eintracht erhielt eine Kaufoption über sechs Millionen Euro, die kürzlich offiziell gezogen wurde.

In seinem ersten halben Jahr tat sich der Serbe schwer, ab der Rückrunde blühte er allerdings auf und erspielte sich einen Stammplatz. Diesen manifestierte er unter Kovac-Nachfolger Adi Hütter, gemeinsam mit Sebastien Haller und Ante Rebic bildet er die so gefürchtete 'Büffelherde', die vor allem eines ausstrahlt: Torgefahr.

In dieser Saison traf Jovic in 44 Pflichtspielen 26 Mal. Immer wieder beweist er sein Gespür für den richtigen Moment und seine Eiseskälte im Abschluss. Was ihm Kovac zunächst aber einimpfen musste: Nur als Teil des Teams ist er erfolgreich, als Alleinunterhalter schafft er es im Fußball nicht. Gegenüber Bild sprach Vater Milan Jovic über die Entwicklung seines Sohnes, an der Kovac maßgeblich beteiligt sei. "Er meinte: 'Gib mir deinen Sohn und ich werde ihn zum besten Spieler der Welt machen'", erinnert er sich - und auch wenn Jovic erst unter Hütter so richtig aufblühte, so legte Kovac den Grundstein.

Wer, wenn nicht er: Immer wieder steht Luka Jovic im Rampenlicht - und liefert trotz der Umstände.

So erinnerte sich Milan an die unbefriedigende Situation in der Hinrunde der vergangenen Saison, als sein Sohn in der Hinrunde nur acht Mal zum Einsatz kam - kein einziges Mal über 90 Minuten. "Ich versuche nur, ihn zu provozieren. Er darf ruhig böse auf mich sein, über mich denken, was er will", soll Kovac damals gesagt haben. Er habe ihn mit seiner "provokanten Art ans Limit führen" wollen, damit der junge Stürmer lerne, "dass er nicht nur zum Schönspielen da ist, sich in den Dienst der Mannschaft stellen muss."

Nach der explosionsartigen Entwicklung ab der Rückrunde konstatierte Vater Milan: "Er hat ihm den Kopf gewaschen." Denn mittlerweile ist Jovic einer der gefragtesten Stürmer in Europa, der offenbar das Potential dazu hat, mittelfristig in die Elite der Topstürmer aufzusteigen. Umso überraschender ist es, dass der FC Bayern wohl von einem Transfer absieht.

Kovac will Jovic 

Wie Christian Falk, Fußballchef der Sport Bild und dortiger Hauptverantwortlicher für den Rekordmeister meldet, wolle Kovac seinen einstigen Schützling an die Isar locken. Die Vereinsbosse sollen jedoch von einem Transfer absehen und noch kein Angebot abgegeben haben, obwohl Jovic selbst sich einen Wechsel nach München vorstellen könne.

​​Noch immer steht ​Timo Werner auf dem Wunschzettel der Münchner, schließlich kann der Nationalspieler nicht nur in der Spitze, sondern auch auf den Außenbahnen agieren. Aber gerade, ​da sich der Abgang von James Rodriguez abzeichnet und somit hinter der Spitze ein weiterer Platz frei wird - wobei auch immer wieder ​der Name Donny van de Beek (Ajax Amsterdam) fällt -, müssen sich die Verantwortlichen auch mit Jovic auseinandersetzen.

Erst mit Lewandowski - dann als dessen Nachfolger

Der 1,81 Meter große Angreifer ist quirlig, opfert sich in 90 Minuten für die Mannschaft auf. So gut Thomas Müller mit Robert Lewandowski harmoniert, so hervorragend könnte auch die Kombination Jovic-Lewandowski funktionieren. Somit hätte der FC Bayern plötzlich nicht mehr nur einen, sondern gleich zwei Torjäger auf dem Platz, die Last würde somit vor allem in wichtigen Spielen von Lewandowski, der im Rückspiel gegen den FC Liverpool so hilflos wirkte, genommen. 

Lässt Robert Lewandowski einen zweiten Knipser an seiner Seite zu, oder würde der Pole seine Vormachtstellung im Angriff in Gefahr sehen?

Aber auch mittelfristig würde dieser Transfer eine Trendwende in der Hierarchie der Münchner einleiten. Lewandowski ist bereits 30 Jahre alt, steht noch bis 2021 unter Vertrag. Seine Karriere, sagte er einst, wolle er in den USA ausklingen lassen, eine Vertragsverlängerung ist dennoch vorstellbar. Dass das Alter speziell in München keine Rolle spielt, zeigen die Beispiele Franck Ribéry und Arjen Robben - doch wenn man im Sommer den Umbruch einleiten und eine Mannschaft für die kommenden Jahre aufbauen will, kann man nicht über eines der begehrtesten Sturmtalente Europas hinwegsehen. 

Es geht auch um das Standing von Kovac

Auch würde eine Verpflichtung Jovics die Autorität des Trainers stärken. Immer wieder heißt es, Niko Kovac solle als Trainer den Umbruch gestalten, in Zukunft eine schlagfertige Truppe aufstellen und um alle Trophäen kämpfen. Doch wenn er weiterhin die Spieler bekommt, die ihm der Vorstand - mehr oder weniger - vorsetzt, lässt dies einen Vertrauensmangel in die Fähigkeiten des 47-Jährigen erahnen. Zwar entscheide schlussendlich er laut Uli Hoeneß beispielsweise über das scheinbar besiegelte Schicksal von James Rodriguez, doch als Trainer ist er auch maßgeblich für Neuzugänge zuständig, schließlich benötigt er die Spieler, die seiner Meinung nach zu seiner Spielidee passen.

Zusätzlich zu Jovics Qualitäten ist auch bekannt, dass sich Trainer und Spieler aufgrund der Zeit in Frankfurt schätzen. Für Kovac würde sich Jovic auf dem Feld aufopfern, so wie er es auch für Hütter tut. Er wäre ein Teamplayer, der Lewandowski in einigen Jahren als Mittelstürmer ablösen und vorher mit ihm gemeinsam auf Torejagd gehen könnte - wieso also sollte man Kovac diesen Wunsch verwehren?