Ein Blick auf den langen Weg zum Fußballprofi

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Wer, der von klein auf mit dem Fußball aufwächst, träumt nicht davon, eines Tages Profi zu werden? Bundesliga, Nationalmannschaft - all das soll es sein. Doch der Weg dahin ist ein unglaublich schwieriger, nur ganz wenige schaffen ihn. ​Was braucht es, um zu ihnen zu gehören?

Lediglich 3,5 Prozent der Jugendspieler aller deutschen Profiklubs aus den vergangenen acht Jahren stehen derzeit noch im Kader eines Vereins der fünf europäischen Topligen, wie die ARD im November 2018 einmal ausgerechnet hat. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das gerade einmal 198 von 5.736 Spielern. Die Zahl derer, die mindestens zehn Ligaspiele gemacht haben, ist sogar noch geringer.

Um zu den wenigen zu gehören, die es tatsächlich schaffen, ist es unerlässlich, sich schon von Kindesbeinen an den Sport zu verschreiben. Beinahe jeder heutige Profi, der gefragt wird, berichtet, dass er schon als Kind jeden Tag nichts anderes als Fußball im Kopf hatte. Nach der Schule ging es im Regelfall sofort raus zum kicken, es gab nichts anderes und vor allem auch nichts wichtigeres. Den Fußball, also das Spiel an sich, zu lieben, ist Grundvoraussetzung.

Training, Training, Training

Die ganz großen Spieler eint in der Regel eines: Harte Arbeit. In einem Amateurfußballklub, in dem die meisten beginnen zu spielen, wird zwei, vielleicht drei Mal in der Woche trainiert. Das reicht bei weitem nicht, um es später zum Profi zu schaffen. Es ist vor allem die Arbeit abseits davon, also die "Zusatzschichten", die einen Spieler zu etwas besonderem machen. "Outwork everybody" sagen die Amerikaner dazu. Dies gilt für alle Bereiche des Lebens und ist auf dem Weg zum Fußballprofi unerlässlich.

Selbstverständlich ist irgendwann eine Anmeldung im Verein vonnöten. Doch sich lediglich auf das Training dort zu verlassen, wäre fahrlässig. Auf der Straße, im Käfig oder auf dem Bolzplatz haben viele heutige Profis gelernt, sich durchzusetzen. "Da spielt man einfach um die Ehre", meinte ​FC Bayern-Profi David Alaba kürzlich im Podcast der Bild. Durchsetzungsfähigkeit ist enorm wichtig, um es später einmal zu schaffen.

David Alaba schaffte 2010 den Sprung zu den Profis des FC Bayern - er ist bis heute der letzte Jugendspieler des Rekordmeisters, der sich wirklich durchsetzte

Neben den Extra-Trainings mit sich selbst oder mit Freunden auf dem Bolzplatz bieten viele Vereine mittlerweile auch einige Camps an. Egal, ob dies der eigene Klub oder ein Team aus der Umgebung ist, diese Camps sind sicher hilfreich. Viele Ex-Profis veranstalten diese mobilen Trainingslager, vermitteln dabei gutes Wissen, bringen neue Techniken bei und lassen natürlich auch den Wettbewerbsgedanken nicht zu kurz kommen. Auf Basis dessen kann dann jeder Spieler weiter an sich arbeiten.

Schließlich sollte nach Möglichkeit der Schritt in das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) eines Profiklubs erfolgen. Es gibt kaum noch Spieler, die nicht eines dieser Zentren durchlaufen und es dennoch in die Bundesliga geschafft haben. Die meisten Klubs starten mit einer U9-Mannschaft und sichten deshalb bereits 7-jährige Kinder. Dementsprechend sollte schon von klein auf immer das Beste gegeben werden - wer weiß, wer da gerade am Seitenrand steht und zuschaut. 

Der Wechsel in ein Nachwuchsleistungszentrum bringt aber zumeist auch die Trennung von der Familie mit sich - darauf sollte sich jeder einstellen, der einmal Profi werden will. Wer es einmal geschafft hat, ist ohnehin im Regelfall irgendwo weit weg von zu Hause. Doch dies kann bereits im Jugendbereich beginnen, auch in einem ganz jungen Alter. Gerade die Top-Vereine beherbergen Spieler aus ganz Deutschland in ihrem NLZ, auch schon im Bereich der 13-Jährigen.

Verzicht und völlige Hingabe

Doch ob nun im NLZ oder nicht: Besonders im Teenageralter bedeutet Fußball auch, zu verzichten. Wer Profi werden möchte, der kann es sich nicht erlauben, mit 15 oder 16 ständig auf Partys zu gehen und mit dem Alkohol anzufangen. Abgesehen von Schule und Fußball gibt es lange nichts, auf eine gesunde Ernährung muss geachtet werden. Wer nicht bereit ist, diese Opfer zu erbringen, mit dem Wissen, dass es möglicherweise komplett umsonst ist, der wird es am Ende wohl auch nicht schaffen.

Auch mit Rückschlägen muss zu jeder Zeit gerechnet werden. Jeder hat einmal Phasen, in denen es nicht so läuft und Zweifel aufkommen. Diese Hindernisse gilt es zu überwinden. Damit formt sich dann auch eine gewisse Charakterstärke, die es ebenfalls braucht, um am Ende den Durchbruch zu schaffen und erfolgreich zu sein.

Eine Portion Glück

Doch selbst wenn viel Talent und die Bereitschaft zu extrem harter Arbeit vorhanden sind, braucht es noch eine nicht zu verachtende Sache: Glück. Hier und da muss ein Talent einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um vom richtigen Scout entdeckt zu werden. Gelingt der Sprung in den Nachwuchs eines Profiklubs, dann ist es reines Glück, wenn es ohne größere Verletzungen bis in die U19 geht.

Und dann braucht es auch noch immer einen Förderer auf dem Trainerstuhl der ersten Mannschaft oder eine gewisse Vakanz auf der richtigen Position, die einem die Tür öffnen. Es gibt sicher unzählige Talente, die es zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort vielleicht geschafft hätten, sich aber letztlich einfach nicht durchsetzen konnten. Es sind sogar die meisten. Glück spielt eine nicht unwesentliche Rolle auf dem Weg in den Profifußball.

Was rät nun also David Alaba jedem, der Profi werden will? "Ich habe immer versucht, groß zu träumen", sagte er im Podcast weiter. Er wollte diese Träume dann auch verfolgen, trotzdem aber versuchen "bescheiden zu bleiben, einfach viel Arbeit da rein zu legen, die Liebe zum Fußball so lange zu halten wie es geht und einfach Spaß daran haben."