In Gladbach nicht gewollt, in Hoffenheim überzeugend: Nico Schulz glänzt für DFB
Von Stefan Janssen
Nico Schulz galt schon in Berlin als großes Talent und auch in Mönchengladbach zeigte er bei seinen wenigen Gelegenheiten starke Leistungen, die Fohlen gaben ihn dennoch an Hoffenheim ab. Dort blühte Schulz weiter auf und überzeugt nun sogar im DFB-Trikot.
Beim Sieg der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden war Nico Schulz auf der linken Seite ein wichtiger Faktor: Er konnte mit seinen unaufhaltsamen Sprints und präzisen Flanken immer wieder für viel Unruhe sorgen, zudem bereitete er Leroy Sanes Tor vor und erzielte den Siegtreffer kurz vor Schluss selbst. Mit solchen Leistungen dürfte sich der gebürtige Berliner in der Mannschaft festspielen und auch Marcel Halstenberg hinter sich lassen, Jonas Hector und Marvin Plattenhardt sowieso.
Dass es einmal so kommen würde, damit war zu Beginn von Schulz' Karriere durchaus zu rechnen. Als ein weiteres großes Talent aus der Nachwuchsschmiede von Hertha BSC debütierte er bereits mit 17 Jahren in der 2. Bundesliga und absolvierte in der Saison 2010/11 insgesamt 21 Partien bei den Profis. Als seine damaligen Vorbilder bezeichnete Schulz bei achtzehn99.de Spieler wie Jerome Boateng, Patrick Ebert oder Sejad Salihovic, die ebenfalls aus der Hertha-Jugend stammen.
Im Sommer 2015, mittlerweile als feste Größe in der 1. Bundesliga, entschied sich der heute 25-Jährige dann, seinen Heimatklub zu verlassen und er wechselte zu seinem einstigen Lehrmeister Lucien Favre zu Borussia Mönchengladbach. Zwar hatte Schulz unter Favre in Berlin nie bei den Profis gespielt, der Schweizer versprach ihm aber damals schon den Sprung in den Kader.
Doch auch in Mönchengladbach absolvierte er unter Favre lediglich zwei Spiele, dann trat dieser von seinem Traineramt zurück. Damit aber nicht genug: Schulz riss sich das Kreuzband und fiel für den Rest der Saison aus. Im darauffolgenden Jahr kämpfte sich der Linksverteidiger dann wieder in den Kader zurück, blieb aber lange Bankdrücker. Bis zum 31. Spieltag, die letzten vier Spiele durfte er dann von Beginn an spielen, da sich Stammverteidiger Oscar Wendt verletzt hatte.
Schulz nutzte diese wenigen Partien um auf sich aufmerksam zu machen, denn er überzeugte dabei auf ganzer Linie. Ein Tor und zwei Vorlagen gelangen ihm, vor allem Gladbachs Fans waren begeistert vom 14-maligen U21-Nationalspieler. Hier war der Linksverteidiger der Zukunft, der sportlich nicht bei allen beliebte Wendt bekam offenbar ernsthafte Konkurrenz. Im Juli 2017 verbreitete sich aber plötzlich die Nachricht über Schulz' Wechsel zur TSG Hoffenheim.
Nico Schulz stand in dieser Saison in 31 der 34 Hoffenheimer Pflichtspiele auf dem Feld
Selbstverständlich drängte der Linksfuß nun auf mehr Einsätze, die Gladbacher Verantwortlichen setzten aber lieber weiter auf Wendt und gaben Schulz stattdessen ab. Bis heute ist dieser Transfer einer der wenigen der Gladbacher, die auf sehr viel Unverständnis traf. "Es war brutal, von Gladbach weggejagt zu werden", formulierte Schulz selbst es gegenüber dem Magazin Spielfeld drastisch. "Danach aber so einen Weg hinzulegen, ist eine riesige Genugtuung, die mich immer daran erinnert, dass man Gas geben muss, für seine Leistung irgendwann belohnt wird und man immer an sich glauben muss."
In Hoffenheim wurde Schulz sofort zum Stammspieler, vor allem im 3-5-2 wurde die perfekte Rolle für den Flügelspieler gefunden. Im September 2018 wurden die starken Leistungen auch von Bundestrainer Jogi Löw honoriert, seither hat Schulz bereits sechs Länderspiele auf dem Konto und dabei zwei Tore erzielt. In kürzester Zeit avancierte Schulz vom Bankdrücker in der Bundesliga zum Leistungsträger in der Nationalelf. Nach seinem Siegtreffer am Sonntag in Amsterdam dürfte der ein oder andere Gladbach-Fan trotz des Jubels einen leichten Stich gespürt haben.