Alte Fußballregeln: Diese "Gesetze" haben sich verändert

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Schon im Jahre 1848 gab es die sogenannten "Cambridge Rules", dies waren dem Vernehmen nach die ersten Fußballregeln überhaupt. Seither hat sich am Regelwerk einiges getan, nicht zuletzt wurde die Anzahl der Spieler von 15 bis 20 auf elf reduziert. Doch die vielen kleinen Anpassungen danach, die das Spiel bereits im 19. Jahrhundert zu dem machten, was es heute ist, würden hier den Rahmen sprengen. Dennoch gab es einige interessante Regelungen, die sich über die Jahre verändert haben oder abgeschafft wurden. Eine ist hoffentlich noch nicht am Ende ihrer Entwicklung.

1. Der Rückpass

Ein Feldspieler spielt den Ball bewusst mit dem Fuß zurück zum Torwart, dieser nimmt ihn in die Hand. Heute ist klar: Indirekter Freistoß für den Gegner. 2001 hat diese Regel gar eine Meisterschaft entschieden (siehe Bild: Mathias Schober nimmt einen Rückpass seines Hamburger Mitspielers Tomas Ujfalusi auf. Der indirekte Freistoß brachte dem FC Bayern den Titel). Doch in dieser Form besteht sie erst seit 1992, vorher durften die Keeper alle Rückpässe aufnehmen. Geändert wurde dies im Rahmen der Regeländerungen "For the Good of the Game" ("Zum Wohle des Spiels"), die die FIFA Anfang der 1990er durchführte. Damit sollte das Offensivspiel gefördert werden. 

2. Abseits

Die Abseitsregel gibt es schon seit ewigen Zeiten in verschiedensten Variationen, 1990 wurde diese, ebenfalls "zum Wohle des Spiels", letztmalig entscheidend verändert: Bis dahin war ein Stürmer nämlich bereits im Abseits, wenn er sich auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Verteidiger befand. Dies wurde angepasst, seither gilt die Regel wie wir sie heute kennen.

3. Zwei-Punkte-Regel

Bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA wurde erstmals nach der auch heute gütigen Punkteregelung gespielt: Drei für einen Sieg, einen für ein Remis und keinen bei einer Niederlage. Bis dahin war allerdings die Zwei-Punkte-Regel noch sehr weit verbreitet: Demnach bekamen Teams für einen Sieg lediglich zwei Zähler, für ein Unentschieden einen Plus- sowie einen Minuspunkt und für eine Niederlage zwei Minuspunkte. 1994 wurde die Änderung hin zur Drei-Punkte-Regel offiziell von der FIFA beschlossen, zur Saison 1995/96 dann umgesetzt - auch in der Bundesliga. Dies sollte ebenfalls das Offensivspiel ankurbeln, da es für einen Sieg ab sofort eine größere Belohnung gab. Die englische Liga war viel früher dran und führte die Regel bereits 1981 ein, bis 1995 waren schon einige weitere Länder gefolgt.

4. Karten und Sperren

Platzverweise gibt es schon in etwa so lange, wie es Fußball gibt, bis 1970 wurden diese allerdings noch mündlich ausgesprochen. Erst dann wurden während der Weltmeisterschaft in Mexiko die Gelbe und Rote Karte eingeführt, die sich schnell durchsetzten. Eine Sperre nach einer gewissen Anzahl von Gelben Karten gibt es in der Bundesliga seit der Saison 1979/80, wohl auch dank Walter Frosch. Der legendäre Verteidiger sammelte in der Zweitliga-Saison 1976/77 ganze 27 Gelbe Karten - es musste etwas passieren. Bis zur gelb-roten Karte dauerte es dann allerdings nochmal bis 1991. 

Auch beim Thema Platzverweise wurde 1990 eine Änderung zum Wohle des Spiels durchgeführt, indem die Notbremse ab sofort mit einer roten Karte geahndet werden sollte. Bis 1998 durften Spieler dem Gegner allerdings noch ohne größere Probleme von hinten in die Beine grätschen, erst dann wurde es offiziell ein Rot-würdiges Vergehen.

5. Auswechslungen

Beim Thema Auswechslungen unterscheidet sich der Fußball von anderen Mannschaftssportarten extrem. Während im Regelfall unbegrenzt fliegende Auswechslungen erlaubt sind, dürfen im Fußball lediglich drei Spieler pro Partie ausgetauscht werden, ein vierter bei Verlängerung. Selbst bis dahin war es ein steiniger Weg, erst in den 1960er-Jahren durfte allmählich mal ein verletzter Spieler ausgetauscht werden, dann generell einer. Erst seit der Saison 1995/96 darf drei Mal gewechselt werden, die vierte Auswechslung zur Verlängerung gibt es erst seit 2016. Hoffentlich ist diese Entwicklung noch lange nicht am Ende.

6. Golden Goal und Silver Goal

Bevor es ein Elfmeterschießen gab, gab es Anfang des vergangenen Jahrhunderts bereits Experimente mit dem Golden Goal, wonach die Mannschaft, die das nächste Tor erzielt, gewinnt. Offiziell eingeführt wurde diese Regel im Herrenbereich allerdings erst Mitte der 1990er: Stand es nach 90 Minuten in einem K.o.-Spiel noch Unentschieden, wurden 30 Minuten Verlängerung gespielt. Trifft eine Mannschaft, gewinnt sie sofort. Das erste Golden Goal erzielte Oliver Bierhoff im Finale der Europameisterschaft 1996. Nach der Weltmeisterschaft 2002 wurde es dann aber abgeschafft, da die Teams in der Verlängerung eher versuchten, ein Tor zu verhindern, als eines zu erzielen. 

Im Anschluss wurde das Silver Goal eingeführt: In der Verlängerung wurden zunächst 15 Minuten gespielt. Lag ein Team danach vorne, hatte es gewonnen. Ansonsten wurden auch die zweiten 15 Minuten ausgetragen. Nach der Europameisterschaft 2004 wurde aber auch das Silver Goal wieder abgeschafft und es ging zurück zur altbekannten Verlängerungsregel.