90min diskutiert: Darum ist Reus wichtiger als das Defensivduo Akanji und Piszczek

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Nach einer überragenden Hinrunde hat Herbstmeister Borussia Dortmund zuletzt etwas Federn gelassen - bzw. lassen müssen. Denn in Abwesenheit von Kapitän Marco Reus und den Defensivstützen Manuel Akanji und Lukasz Piszczek lief bei den Schwarz-Gelben herzlich wenig zusammen. Für den BVB geht es nun in die entscheidende Phase der Saison - pünktlich zu den kommenden wichtigen Partien werden sie zurückkehren. Doch welche Rückkehr ist für den BVB wichtiger - die des Defensivduos oder die des Kapitäns? 

Unsere 90min-Autoren haben eifrig darüber diskutiert. Während du in diesem Artikel die Einschätzung lesen kannst, warum Reus' Rückkehr wichtiger ist, kannst du hier klicken, um die gegenteilige Meinung zu lesen. Außerdem kannst du in unserem Voting selbst abstimmen, wer das wichtigere Puzzleteil für den BVB ist.

Manuel Akanji kehrte nach langer Verletzungspause am vergangenen Sonntag wieder in den Kader des BVB zurück und hatte großen Anteil daran, dass gegen ​Bayer Leverkusen nicht erneut eine Führung kurz vor Schluss verspielt wurde. Die Rückkehr von Marco Reus, ​die wahrscheinlich am kommenden Freitag ansteht, ist trotzdem wichtiger.

"Heute hat vielleicht nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere", sagte Leverkusens Trainer Peter Bosz nach der Niederlage seiner Mannschaft bei ​Borussia Dortmund. Die effektivere passt vielleicht noch besser, denn der BVB stand vor allem erst einmal in der Defensive sicher, überließ der Werkself den Ball (66:34 % Ballbesitz für Leverkusen in Dortmund!) und schlug vorne dann eiskalt dreimal zu.

"Wir haben ziemlich gut verteidigt und am Ende wieder gewonnen", meinte Dortmunds Trainer Lucien Favre und lobte vor allem den Gegner. Doch diese eher passive Spielweise passt eigentlich nicht zum BVB, schon gar nicht zu Hause - dort hatten die Schwarz-Gelben in dieser Bundesligasaison noch nie weniger als 47 % Ballbesitz und das war gegen den ​FC Bayern. Nein, der offensive Druck der Leverkusener konnte auch vor allem deshalb zustande kommen, weil vorne ​Marco Reus fehlte. "Es war nicht unser Ziel, gegen Leverkusen so tief zu spielen", gab Favre später laut kicker zu.

Reus ist der beste Spieler bei Borussia Dortmund und in der verletzungsfreien Hinrunde war er sicher auch der beste Spieler der Bundesliga. Er wurde zwei Mal zum Spieler des Monats und sowohl von den Fans als auch seinen Kollegen zum Spieler der Hinrunde gewählt. Zum aktuellen Zeitpunkt hat er in der Liga 13 Tore erzielt und acht weitere vorbereitet. Wenn ein solcher Spieler fehlt, dann ist das ein nicht zu überbietender Verlust.

Der 29-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Offensivspiels, es wurde von Favre auf ihn zugeschnitten. Vor allem beim 0:0 in Nürnberg zeigte sich, wie wertvoll Reus' Sprints in die Tiefe sein können und dass mit ihm ein Ausnahmespieler fehlte, der letztlich den Unterschied hätte machen können. Zwar hat der BVB in anderen Spielen durchaus einige Tore erzielt, dennoch fiel der Punkteschnitt von 2,42 mit dem Kapitän auf glatte zwei ohne ihn ab. Dazu kam der bittere Champions-League-Abend in London.

Bei Tottenham Hotspur fehlte Reus "allein weil er durch seine Präsenz beim Gegner für eine gewisse Einschüchterung sorgt", erklärte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung im Vorfeld der Partie und fügte an: "Aber wir werden sein Fehlen kompensieren" - womit er daneben lag. Dieser Ausfall kann schlichtweg nicht kompensiert werden, auch wenn Mario Götze oder Maximilian Philipp sich so gut es ging versuchten. Anders war es bei Julian Weigl, der sich plötzlich im Abwehrzentrum wiederfand und sehr solide agierte. Solide reicht als Reus-Vertreter aber nicht. 

"Wenn sie diesen Typus verlieren, haben sie keinen spielerischen Ersatz und auch keinen Ersatz vom Typus her", sagte auch Matthias Sammer bei Eurosport. "Die Statistiken können alle nachlesen: im Spiel nach vorne, der Geschwindigkeit, in den Tiefenläufen, dabei, Räume zu schaffen. Marco Reus hat aber auch unglaublich gut gegen den Ball gefallen, wo er neue Instinkte entwickelt hat."

Marco Reus ist auch im Spiel gegen den Ball wichtig für den BVB

Ein exzellentes Beispiel für die Arbeit gegen den Ball lieferte der Nationalspieler im Spitzenspiel gegen ​Borussia Mönchengladbach kurz vor Weihnachten: Reus attackierte den jungen Jordan Beyer und sorgte für einen Fehlpass zu Raphael Guerreiro. Dortmunds Nummer 11 startete sofort in die Tiefe, bekam den Ball und leitete damit letztlich den Führungstreffer von Jadon Sancho ein. Solche Momente vermisste Favre zuletzt im Spiel seiner Mannschaft und wünscht sie sich am Freitag in Augsburg zurück: "Wir müssen sehr, sehr gut pressen, damit wir höher stehen können", forderte der BVB-Trainer im kicker. Mit Reus wird es definitiv wieder einfacher.

Selbstverständlich ist auch die Rückkehr von Manuel Akanji und den weiteren Defensivakteuren wichtig. Vor allem der Schweizer gab der Hintermannschaft des BVB wieder mehr Stabilität und ermöglichte es dem Team deshalb, die Drangphasen der Leverkusener Offensive am vergangenen Sonntag zu überstehen und den Sieg über die Zeit retten. Eigentlich möchte Dortmund aber pressen, den Ball haben und das Spiel machen. Um das erfolgreich hinzubekommen, braucht es Reus als Spieler und Anführer auf dem Feld. Deshalb ist seine Rückkehr für Dortmund das Wichtigste.