Nach Pleite im Top-Spiel: Hoeneß über Kovac, James Rodriguez und Neuzugänge im Winter
Von Florian Bajus
Der Kracher zwischen Borussia Dortmund und Bayern München (3:2) war pure Werbung für den deutschen Fußball - das empfand auch FCB-Präsident Uli Hoeneß so. Der 66-Jährige stellte sich am Morgen nach der Partie in der Sky-Sendung 'Wontorra - der Fußball Talk' erneut vor Trainer Niko Kovac, verteidigte dessen Personalentscheidungen und betonte noch einmal, keine Transfers im Winter tätigen zu wollen.
Zwei Mal ging der FC Bayern, der mit einem Rückstand von vier Punkten auf den Spitzenreiter aus Dortmund anreiste, durch Torjäger Robert Lewandowski in Führung. Doch gegen den BVB, der in der zweiten Halbzeit über weite Strecken besser spielte als noch vor der Pause, und dessen irrem Tempo in der Offensive konnte auch der Rekordmeister am Schluss nichts mehr ausrichten. Nach einem Doppelpack von Marco Reus sowie dem Siegtreffer von Paco Alcácer bauten die Dortmunder ihren Vorsprung auf den wohl größten Konkurrenten auf sieben Punkte aus, wenngleich Borussia Mönchengladbach mit weiterhin vier Zählern Rückstand auf dem zweiten Tabellenplatz und dementsprechend in Lauerstellung liegt.
Auffällig war dabei, wie die Mannschaft des FC Bayern nach den Wochen, in denen behäbiger und langsamer Fußball an der Tagesordnung stand, auftrat. Die Spieler warfen sich von Anfang an in jeden Zweikampf, bei Ballverlust wurden sofort Gegenmaßnahmen ergriffen und speziell in den ersten 30 Minuten wollte man deutlich machen: Wir können auch anders.
Rückendeckung für den Trainer - Lob für die Mannschaft
Hat die Mannschaft am gestrigen Abend also für den Trainer gespielt? Nicht, wenn es nach Uli Hoeneß geht. Die Spieler würden für den FC Bayern spielen, und ohnehin sei die Trainerdiskussion intern nie aufgekommen: "Das wurde immer von außen reingetragen. Der Trainer steht bei uns sowieso nicht in Frage."
Schon vor dem Spiel erhielt Niko Kovac öffentliche Rückendeckung von Uli Hoeneß. Am Sonntagmorgen untermauerte der Präsident seine Haltung
In der hitzigen Atmosphäre des Signal-Iduna-Parks habe Hoeneß einen "eindrucksvollen" Auftritt der Mannschaft gesehen. Dass es am Ende dennoch nicht für einen Punkt reichte, brachte ihn dennoch zum Grübeln: "Vielleicht mussten wir dem Tempo Tribut zollen, denn wir haben das Spiel eine Stunde lang gemacht. Vielleicht hätten wir etwas defensiver spielen und die Dortmunder kommen lassen sollen, damit sie ihre große Stärke, die Konter, nicht im eigenen Stadion ausspielen können."
Coman und Thiago vor Rückkehr: Keine Transfers im Winter
Neben dem mangelnden Tempo fehlte es auch an Alternativen auf der Bank. Kingsley Coman und Thiago Alcantara, wohl aber auch Corentin Tolisso werden derzeit schmerzlich vermisst. Jedoch gab Hoeneß gleich Entwarnung: "Coman kommt in zwei, drei Wochen zurück. Auch Thiago kann in zwei, drei Wochen wieder spielen", so der Präsident, der erneut betonte, im Januar nicht auf dem Transfermarkt aktiv werden zu wollen: "Wenn wir jetzt noch zwei, drei Spieler holen würden, alle sind gesund und da sind Nationalspieler auf der Tribüne, dann hätten wir jedes Wochenende das Theater, dass die Journalisten nicht zu denen gehen, die zwei Tore geschossen haben, sondern zu denen, die auf der Tribüne sitzen. Dann hast du die Unruhe, die viel schlimmer ist, als wenn du mal einen Spieler weniger hast, der einsatzfähig ist."
"Sportliche Gründe" Schuld für James' Platz auf der Bank
Stattdessen soll im Sommer der nächste Schritt des viel zitierten "Umbruchs" erfolgen. Dann, so Hoeneß, werde man "das Gesicht der Mannschaft ziemlich verändern." Ob dann auch James Rodriguez noch immer Teil der Mannschaft ist? Der Kolumbianer saß in den vergangenen beiden Pflichtspielen über 90 Minuten auf der Bank und gehört unter Niko Kovac ohnehin nicht zum Kreis der gesetzten Spieler. Schon mehrfach wurden über Spannungen zwischen James und Kovac berichtet - laut Hoeneß jedoch nur heiße Luft: "Das sind rein sportliche Gründe. James war am Mittwoch ziemlich angeschlagen nach dem letzten Spiel."
In diesem Jahr mehr Bankdrücker als Stammspieler: James Rodriguez
Zudem habe sich der 47-Jährige erstmals in seiner Amtszeit zwei Mal nacheinander für dieselbe Startformation entschieden. Die ständige Rotation wurde oftmals als einer der größten Kritikpunkte an Kovac genannt, weshalb Hoeneß deutlich wurde: "Was man ihm vorgeworfen hat, ist, dass er keine Stammformation zusammenstellt. Jetzt die Mannschaft wieder auseinander zu reißen, wäre Wasser auf den Mühlen derer gewesen, die meinen, er muss aufhören zu rotieren. Natürlich ist James gesund und fit eine Bereicherung für jede Mannschaft, aber der Trainer hat so entschieden und das muss man respektieren."