Kimmich über seine unterschiedlichen Rollen: "Kann daran wachsen"

facebooktwitterreddit

Joshua Kimmich ist auf gewisse Weise ein Sonderfall. Der 23-Jährige ist Stammspieler beim FC Bayern München und setzte sich beim Rekordmeister als Rechtsverteidiger durch. Doch in der Nationalmannschaft wurde er nach einem anfänglichen Engagement auf der gleichen Position plötzlich ins defensive Mittelfeld beordert, wo er auch in Zukunft aufgestellt werden soll.​ Ein Problem hat er damit jedoch nicht: "Ich glaube, dass ich an der Aufgabe wachsen kann", sagte er im Interview mit Eurosport

Die abgelaufene Saison 2017/18 lief aus Sicht des FC Bayern und der Nationalmannschaft alles andere als zufriedenstellend, doch Joshua Kimmich war mit seinen persönlichen Leistungen zufrieden. "Für mich war es eigentlich eine sehr positive Saison, weil ich es geschafft habe, mich bei Bayern durchzusetzen. Es war meine erste Saison als Rechtsverteidiger. Ich habe immer in den wichtigen Spielen auf dem Platz gestanden, was mein Ziel war."

Nach dem Karriereende von Philipp Lahm konnte er sich auf der rechten Abwehrseite durchsetzen, machte dort auch seine ersten Schritte in der Nationalmannschaft. Doch speziell beim FC Bayern will er mehr als nur ein Mitspieler sein und in Zukunft eine Führungsrolle übernehmen. "Es ist was, das man auf jeden Fall werden möchte", sagte er angesprochen darauf, ob er sich bereits als Führungsspieler ansieht. 

Zwar sei es nichts, was man sich einfach so als Ziel setzen könne, doch Kimmich weiß: Im Alleingang kann man keine Spiele gewinnen. "Deswegen ist es wichtig, die anderen mitzureißen", so der 23-Jährige, der keine Angst davor hat, irgendjemanden zu kritisieren oder Forderungen zu stellen: "Man sollte nicht Angst davor haben, einem Jerome [Boateng] oder einem Thomas [Müller] irgendwas sagen zu wollen. Das ist für uns einfach wichtig, dass jeder dem anderen gewisse Dinge sagt, die für unser Spiel gut oder schlecht sind. Ich habe keine Angst davor, Arjen [Robben] nach hinten zu holen oder ihm ein Kommando zu geben. Ich glaube, dass die Kommunikation im Mannschaftssport extrem wichtig ist und dass wir alle davon profitieren."

  Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg: Kimmich (l.) im Gespräch mit Mats Hummels

Doch künftig muss er nicht nur in die Rolle des Führungsspielers hineinwachsen. Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich am sechsten September versetzte Joachim Löw den variablen Defensivspieler ins defensive Mittelfeld. Auf dieser Position machte Kimmich seine ersten Schritte im Profi-Bereich, weshalb er sich darüber freute - doch allzu hoch wollte er seine Rolle im Spiel nicht hängen. "Bei Bayern habe ich eigentlich schon fast jede Position gespielt. Das erste halbe Jahr habe ich auf der 'Sechs' gespielt, danach als Innenverteidiger. Jetzt Außenverteidiger. Bei Pep Guardiola wurde ich überall reingeworfen."

Kimmich: Variabilität "wichtig" für die weitere Entwicklung

Aus seiner Sicht sei es für junge Spieler "extrem wichtig", nicht nur variabel zu sein, sondern auch die übrigen Positionen auf dem Feld und die damit einhergehenden Aufgaben näher kennenzulernen. "Es hat mich extrem weitergebracht, das Spiel als Rechtsverteidiger oder Innenverteidiger kennenzulernen, weil man immer andere Spielsituationen lösen muss", so Kimmich, der daher die neue Rolle bei der Nationalmannschaft als eine weitere Möglichkeit sieht, die nächsten Schritte zu machen: "Ich sehe es auch jetzt wieder als Chance an, beim DFB auf der 'Sechs' spielen zu dürfen und hier als Rechtsverteidiger, weil ich dann zwei verschiedenen Anforderungsprofilen gerecht werden muss. Ich glaube, dass ich an der Aufgabe wachsen kann und mich weiter entwickeln kann."

Dennoch kam diese Umstellung "überraschend", obwohl er von Kindesbeinen an im defensiven Mittelfeld spielte. An seiner Rolle beim FC Bayern wird sich allerdings nichts ändern: "Er [Niko Kovac, Trainer Bayern München, Anm. d. Red.] hat mir relativ klar gesagt, dass ich als Rechtsverteidiger spielen werde, weil wir im Mittelfeld genügend Spieler haben und wir auf der Außenverteidiger-Position ein wenig unterbesetzt sind."