Vertragsverlängerung von Ante Rebic: Wenn der Markt nicht immer mitspielt
Von Florian Bajus
Mit der Vertragsverlängerung von Ante Rebic setzten die sportlichen Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt ein starkes Zeichen. Der pfeilschnelle Angreifer hätte die 'Adler' spätestens nach seinen Leistungen bei der Weltmeisterschaft durchaus verlassen können, doch trotz der spekulierten Summen scheint es so, dass dieses Mal keine astronomische Offerte eingetroffen ist - zumal man ohnehin auf einen Verbleib pochte.
Der DFB-Pokalsieg steht vor allem in Verbindung mit Ante Rebic. Der 24-Jährige erzielte beim 3:1-Erfolg über Bayern München zwei Tore, nahm diese Form zur WM nach Russland mit und erreichte mit der kroatischen Nationalmannschaft gar das Endspiel, in dem man schlussendlich an Frankreich scheiterte.
Seither rankten sich immer Gerüchte über einen möglichen Wechsel Rebics, der nach zwei Jahren, in denen er vom AC Florenz lediglich an die Eintracht verliehen war, in diesem Sommer fest verpflichtet wurde. Zuvor mussten die 'Adler' bereits Lukas Hradecky, Marius Wolf und Kevin-Prince Boateng ziehen lassen – ein Verlust von Rebic wäre also sinnbildlich für die bisherige Transferperiode gewesen.
Die Zukunft von Ante Rebic war das vorherrschende Thema bei Eintracht Frankfurt
Doch es kam anders: Nachdem Sport-Vorstand Fredi Bobic zunächst konkrete Angebote für den Kroaten dementierte, heizte dieser jegliche Spekulationen erneut an und sprach davon, dass es – anders als vom 46-Jährigen dargestellt – durchaus Angebote gäbe, einen Abgang schloss er nicht aus. Dennoch durften die Frankfurter Fans vor einigen Tagen aufatmen: Rebic wird den Verein vorerst nicht verlassen, sondern verlängert seinen Vertrag bis Sommer 2022. "Er gehört sicher zu den positivsten Erscheinungen der Weltmeisterschaft, und wir müssen keinen Hehl daraus machen, dass das Begehrlichkeiten weckt", wurde Bobic nach der Verkündung auf der vereinseigenen Website zitiert.
Es spreche für den Klub, "dass es uns gelungen ist einen solchen starken Spieler, den man durchaus als Senkrechtstarter bezeichnen kann, zu halten. Dass er bei uns bleibt, zeigt, dass er den Adler im Herzen trägt und wir mit unseren Planungen auf dem richtigen Weg sind. Und es zeigt auch, dass wir in Sachen Wirtschaftlichkeit einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben und Spitzenspieler halten können."
"Wohlfühlfaktor" entscheidend
Rebic verdient dem Vernehmen nach drei Millionen Euro, steigt somit zum Top-Verdiener der Mannschaft auf. "Es gab zuletzt einige Angebote - darunter auch welche, die finanziell besser waren. Aber für mich war der Wohlfühlfaktor sehr wichtig. Ich bin glücklich in Frankfurt - mit den tollen Fans und der Stadt. Für mich war deshalb klar, dass ich hier bleiben will", so die Begründung des Angreifers, der sich nun voll auf die anstehende Saison fokussieren will: "Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Ich habe die neuen Spieler in den vergangenen Tagen bereits kennengelernt und bin mir sicher, dass sich bald alles fügen wird", sagte er im Interview mit eintracht.de.
Adi Hütter scheint ein weiterer Grund für den Verbleib - doch der Trainer rechnet nicht damit, Rebic lange halten zu können
Dabei scheint auch der neue Trainer, Adi Hütter, ein Faktor für den Verbleib gewesen zu sein: "Ich habe mich während der Weltmeisterschaft bereits mit Mijat Gacinovic über den neuen Trainer unterhalten. Er hat Adi Hütter in höchsten Tönen gelobt, und diesen Eindruck kann ich bestätigen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl mit dem neuen Trainer und freue mich, künftig mit ihm zusammenzuarbeiten." Dieser wollte die Euphorie über den Verbleib des Torjägers jedoch nicht überkochen lassen. Der Österreicher freue sich laut der Frankfurter Rundschau darüber, "mit einem Spieler dieser Qualität ein Jahr arbeiten zu können" – langfristige Planung sieht anders aus.
Mangelte es schlichtweg an hohen Angeboten?
Denn scheinbar ist man sich klar, dass man Rebic nicht allzu lange halten wird. Die Vertragsverlängerung ist durchaus ein Coup, doch neben der sportlichen Bedeutung ging es eventuell auch darum, wie viel letzten Endes tatsächlich geboten wurde. Zwar spricht Bobic davon, dass man "locker eine Rekordsumme" hätte erzielen können, doch konkrete Zahlen sind bislang nicht bekannt.
Dem Vernehmen nach verlangte die Eintracht mindestens 40 Millionen Euro. Zwar kursierten zwischenzeitlich Gerüchte darüber, dass Manchester United in etwa 50 Millionen Euro geboten hätte, nähere Informationen gab es diesbezüglich jedoch nicht. Ob und inwiefern andere Interessenten eine ähnliche Summe auf den Tisch gelegt hätten, ist auch nicht bekannt. Finanziell lukrativ schien es daher aus Sicht des Spielers, der mit Sicherheit ein höheres Jahresgehalt kassiert hätte, als er es nun in Frankfurt tut.
Von nun an stellt sich die Frage, wie lange die Eintracht ihren Schlüsselspieler halten kann
Doch es ist auch durchaus vorstellbar, dass in diesem Fall der Transfermarkt anders reagiert hat, als es mittlerweile Usus ist. Heutzutage beginnt bereits nach einem guten Jahr ein Wettbieten um Spieler, die – wenn sie ihr Niveau halten – sich sicherlich zu Top-Spielern entwickeln könnten. Doch im Wettbieten um Ante Rebic scheinen sich die Gemüter nicht derart erhitzt zu haben, dass man die Eintracht aus der Reserve hätte locken können.
Zugute kommt dies der Mannschaft. Dort ist Rebic gesetzt, von nun an ein wichtigerer Baustein denn je. Ohne seine Qualitäten wäre es noch schwieriger geworden als ohnehin schon, doch nun ist klar: Auch unter Adi Hütter wird die Eintracht wieder für eine Überraschung gut sein – auch dank Ante Rebic.