Gut und auch richtig - Hasenhüttl bereut seinen Abgang aus Leipzig nicht

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Ralph Hasenhüttl blickt auf "zwei erfolgreiche Jahre" als Trainer von RB Leipzig zurück. Nach Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung folgte mit Ablauf der Saison die Vertragsauflösung. Er bereue die Entscheidung nicht, versichert der Österreicher, der sich nun zunächst eine Pause gönnen möchte. Sein Abgang sei im freundschaftlichen Einvernehmen erfolgt.

Ralph Hasenhüttl ist nicht mehr Trainer von ​RB Leipzig. Nach zwei Jahren mit der Vizemeisterschaft, dem Europa-League-Viertelfinale und ​Rang sechs in der abgelaufenen Bundesligasaison war für den 50-jährigen Österreicher Schluss. Hasenhüttl bat den Klub um die Auflösung seines noch bis 2019 laufenden Vertrages. In den vergangenen Wochen und Monaten zeichnete sich sein Abgang immer mehr ab. Das Verhältnis zu Sportdirektor Ralf Ragnick und Vorstandschef Oliver Mintzlaff war nicht mehr zu kitten, eine Vertragsverlängerung rückte in weite Ferne.

Seine Entscheidung beschreibt Hasenhüttl im Gespräch mit der ​Bild als "gut und auch richtig". In seinem Ferienhaus in Tirol erholt sich der 50-Jährige derzeit von zwei intensiven Jahren bei RB. "Wir können uns alle in die Augen schauen. Das war mir wichtig. Wir hatten zwei erfolgreiche Jahre“, sagt Hasenhüttl über seinen Abgang. 

Als der Klub in der Winterpause mit einem Angebot zur Vertragsverlängerung auf ihn zukam, blockte Hasenhüttl die Gespräche noch ab. Er habe zunächst die weitere Entwicklung des Teams abwarten wollen, erklärte der Österreicher später. Für die Klub-Bosse kam die Einsicht, dass "mit dem Team noch vieles möglich ist", offenbar nicht schnell genug. Bereuen will Hasenhüttl sein Zögern aber nicht. "Absolut nicht, denn es war ein offener und klarer Ansatz. Ich wollte Erfahrungen mit der Doppelbelastung sammeln. Und die Entwicklung hat gezeigt, dass es richtig war, um die eigene Leistung einschätzen zu können", so der scheidende RB-Coach. "Nur, um eine Absicherung zu haben, macht es keinen Sinn zu verlängern. Deswegen bereue ich die Entscheidung nicht“, bekräftigt Hasenhüttl. 

Die Entwicklung in Leipzig hätte er wohl gern weiter begleitet. Die Umstände hätten aber nun zur Trennung geführt. "Ich wollte auch, dass wir ​langfristig Missverständnisse untereinander vermeiden“, meint er zur zögerlichen Haltung des Vereins zum Ende der Saison.

Was bleibt seien viele positive Erinnerungen an seine Zeit bei den Bullen, findet Hasenhüttl. Seine Wohnung in Leipzig wolle er behalten, um auch in Zukunft "Zeit in dieser wundervollen Stadt verbringen" zu können. Leipzig biete eine "hohe Lebensqualität, die ich jetzt vielleicht noch etwas mehr genießen kann. Die Menschen sind sehr offenherzig und freundlich“, schwärmt der Österreicher, der sich deshalb auch nicht verabschieden will.

Highlight trotz Niederlage: Das Leipziger Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal gegen die Bayern

"Der erste Tag in Leipzig. Und der erste Heimsieg gegen Dortmund. Die Siege gegen die Großen, wie der daheim gegen die Bayern. Und die zwei Feiern in Berlin - obwohl wir da gar keinen Pokal bekommen haben, war das überragend", beschreibt er seine "Top-Momente" als RB-Coach. Sein "absolutes Highlight" sei aber ausgerechnet eine Niederlage gewesen: "Der intensivste Moment, den ich als Trainer nie wieder missen möchte, ist das 4:5 gegen Bayern [2. Runde DFB-Pokal, Anm. d. Red.]. So ein Spiel mal erleben zu dürfen als Trainer, das war Himmel und Hölle“, erzählt der 50-Jährige. 

Fast schon passend dazu sei auch sein letzter Tag in Leipzig ein prägender Moment für ihn gewesen. "Weil er sehr emotional verlaufen ist, auch mit der einen oder anderen Träne und verbunden mit großem Zuspruch. Das ist der wahre Erfolg: Denn es hat mir gezeigt, dass wir Menschen berührt haben, mit dem, was wir als Team getan haben. Und dass wir damit eine Freude bereiten konnten“, findet er.

Hasenhüttls Plan: Kraft tanken und weiterbilden

Nun soll zunächst eine Pause folgen. "Kraft tanken, die letzten zwei Jahre aufarbeiten. Die Zeit wird zeigen, was danach kommt. Ich plane nicht, kurzfristig wieder einzusteigen", versichert der Österreicher. In seinem Auflösungsvertrag hatte er ohnehin ​eine Klausel unterschrieben, die ihm untersagt, bis zum 30. September bei einem anderen Klub anzuheuern.

Letztes Spiel als RB-Trainer: Hasenhüttl (l.) mit seinem Mitarbeiterstab nach dem 6:2-Sieg am letzten Bundesligaspieltag in Berlin

Die Zeit wolle er nun nutzen, um sich weiterzubilden. "Englisch und Italienisch kann ich ganz gut, ich würde gerne Französisch lernen. Das würde mir im Job helfen. Und ich möchte bei verschiedenen Klubs hospitieren“, erklärt er. Vor allem die Premier League reize ihn dabei besonders. "Der Stellenwert von Fußball in diesem Land und die Art und Weise, wie Fußball dort gelebt und gearbeitet wird, ist interessant”, so Hasenhüttl. 

Vielleicht ist der 50-Jährige bald auf der Insel - nicht nur als Hospitant, sondern als Chefcoach. Spätestens nach Ablauf seiner "Schutzsperre" könnte er für viele englische Klubs als interessanter Kandidat gelten, vor allem wenn im Oktober einige Trainer schon auf der Kippe stehen dürften.