"Planloser" Sinneswandel? Warum die Bayern bei Kusi-Asare gleich zwei Fehler gemacht haben

Jonah Kusi-Asare hat München vorerst verlassen und soll in der Premier League durchstarten. Ein "planloser" Deal der Bayern mit dem Sturm-Youngster? Zwei Fehler kann man den FCB-Bossen vorwerfen.
Jonah Kusi-Asare war zunächst als Kane-Backup eingeplant
Jonah Kusi-Asare war zunächst als Kane-Backup eingeplant / Alex Grimm/GettyImages
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Der Wechsel von Jonah Kusi-Asare am Deadline Day geriet zur Hängepartie. Am Ende konnte der 18-jährige Schwede bei seinem neuen Klub FC Fulham doch noch registriert werden. Der Premier-League-Klub hat den Angreifer für eine Saison vom FC Bayern ausgeliehen und zahlt dafür dem Vernehmen nach eine Gebühr in Höhe von vier Millionen Euro.

Damit das möglich war, verlängerten die Bayern den 2026 auslaufenden Vertrag mit dem Youngster. Über die Laufzeit machte der deutsche Rekordmeister keine Angaben. Ebensowenig darüber, wie hoch die vereinbarte Kaufoption und die festgelegte Rückkaufklausel ausfällt.

Kusi-Asare war als Kane-Backup eingeplant - dann kam Jackson

Fakt ist dagegen, dass die Bayern-Bosse bei Kusi-Asare einen Sinneswandel hinlegten. Den im Winter 2024 für 3,5 Millionen Euro verpflichteten Sturm-Riesen (1,96m) wollte man zunächst eigentlich nicht abgeben. Vielmehr war Kusi-Asare als Backup für Torjäger Harry Kane eingeplant. Mit Toren gegen die Spurs und Grasshoppers in der Sommervorbereitung unterstrich Kusi-Asare diesen Anspruch.

Kurz vor Transferschluss zeichnete sich dann allerdings ab, dass die Bayern mit Nicolas Jackson eine weitere Offensiv-Verstärkung bekommen. Die Leihgabe des FC Chelsea dürfte vornehmlich als Alternative zu Kane eingeplant sein, auch wenn Jackson ebenso auf den anderen Offensiv-Positionen auflaufen kann. So oder so: Die Aussicht auf Einsätze bei den Profis wurde für Kusi-Asare deutlich geringer.

Kusi-Asare-Deal "Wahnsinn"?

Den Deal mit Fulham bezeichnet Sky-Reporter Kerry Hau im Podcast 'Mia san vier' dennoch als "Wahnsinn". Hatten die FCB-Bosse beim Stürmer planlos gehandelt?

"Die Bayern haben dem Spieler Mitte August mitgeteilt, dass er alle Leih-Angebote abblocken soll und sie mit ihm planen. Als Backup für Harry Kane. Als Spieler, der dann auch immer wieder Minuten bekommen soll. Das haben wir so berichtet, und das hat Sportdirektor Christoph Freund dann auch auf einer Pressekonferenz bestätigt", meinte Bayern-Insider Hau.

Für Kusi-Asare sei demnach klar gewesen, dass er in München seine Chancen erhält. Entsprechend hatte er auch nicht mehr mit einem Wechsel geliebäugelt. "Dann wurde dem Spieler wenige Tage vor der Schließung des Transferfensters von den sportlichen Verantwortlichen mitgeteilt, er dürfe sich jetzt doch einen neuen Verein suchen", will Hau wissen.

"Ich sehe keinen richtigen Plan dahinter", so sein Urteil. Auch weil Fulham im Verlauf des Sommers zunächst gar kein Interesse an Kusi-Asare gezeigt habe. Der ebenfalls interessierte niederländische Meister PSV Eindhoven habe Interesse schon deutlich früher hinterlegt. Die PSV hatte sich diesen Sommer bereits mit Bayern-Youngster Paul Wanner verstärkt.

Schritt in die Premier League zu früh für Kusi-Asare?

Doch statt zu Sporting, Anderlecht oder der PSV geht es für Kusi-Asare nun in der Premier League weiter. "Fulham, Premier League - das ist mal eine geschmeidige Ansage. Vielleicht wäre ein Mittelschritt, ein Verein weiter drunter, besser für die Entwicklung gewesen", meinte Ex-Bundesliga-Verteidiger Torben Hoffmann, der jetzt als Sky-Reporter tätig ist, zum Wechsel.

Mit zwei Punkten aus den ersten drei Spielen ist Fulham sehr mäßig in die neue Saison gestartet. Der portugiesische Trainer Marco Silva setzt bei den Cottagers überwiegend auf ein 4-2-3-1-System. Die Frage ist erlaubt, wie Kusi-Asare darin zu regelmäßiger Spielzeit kommen soll.

Während die Flügel mit durchaus prominenten Namen besetzt sind (u.a. Alex Iwobi, Harry Wilson, Adama Traore und Samuel Chukwueze) hat Kusi-Asare im Sturmzentrum zwei Konkurrenten. Zum einen der 24-jährige Brasilianer Rodrigo Muniz, dessen Marktwert auf 20 Millionen Euro geschätzt wird. Zum anderen der mexikanische Routinier Raul Jimenez (34), der seit 2018 auf der Insel spielt und in 200 Premier-League-Spielen 59 Tore sowie 21 Assists vorzuweisen hat.

In den bisherigen drei Liga-Spielen und der zweiten Ligapokal-Runde standen beide je zweimal in der Startelf.

Zwei Bayern-Fehler bei Kusi-Asare

Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Entscheidung der Bayern, Kusi-Asare doch noch ziehen zu lassen, angesichts der Jackson-Verpflichtung durchaus Sinn macht, um die Entwicklung des jungen Schweden voranzutreiben. Dann stellt sich jedoch die Frage, warum man Fulham als Abnehmer ausgewählt hat.

Kusi-Asare dürfte sich dort schwer tun, viel Spielzeit zu erhalten. Der Schritt in eine kleinere Liga, mit besseren Chancen auf regelmäßige Einsätze und mehr Erfolgserlebnisse in Sachen Tore wäre wohl für seine Entwicklung förderlicher gewesen.

Einen zweiten Vorwurf müssen sich die Bayern ebenso gefallen lassen: Warum hat man in die Leihe eine Kaufoption integriert? Sollte Kusi-Asare wirklich durchstarten, wird Fulham diese natürlich ziehen. Zwar hat man sich mit einer Rückkaufklausel abgesichert, diese dürfte aber um ein Vielfaches höher ausfallen als die ausgehandelte Leihgebühr.

Immer wieder wurden die Bayern in den vergangenen Jahren auffällig mit kuriosen Deals für ihre eigene Nachwuchskräfte. Die Leihe von Kusi-Asare gehört sicherlich dazu. Auf den ersten Blick scheint es der falsche Deal mit dem falschen Klub zu sein.


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