Nagelsmanns Aussage wirft Fragen auf – ist das DFB-Team zu fragil?
Von Leonard Schmidt

Beim 2:0 gegen Luxemburg holte die deutsche Nationalmannschaft zwar den nächsten Sieg – doch der Auftritt war alles andere als souverän. Besonders die erste Halbzeit offenbarte alte Schwächen: Zu wenig Tempo, kaum Zugriff, viele individuelle Fehler. Der Underdog hätte sich zur Pause eine Führung durchaus verdient gehabt.
Umso spannender, wie Bundestrainer Julian Nagelsmann seine Halbzeitansprache beschrieb: "Ich habe schon das Gefühl, dass die Mannschaft das gerade nicht verträgt, wenn man super draufhaut."
Eine ehrliche Aussage – aber auch eine, die aufhorchen lässt. Was bedeutet es für die Ambitionen bei der WM, wenn Kritik intern nur dosiert möglich ist? Fehlt der Truppe die Stabilität, um auch mal klare Worte zu ertragen?
Wo sind die Führungsspieler?
Die Aussage des Trainers wirkt wie ein indirektes Eingeständnis: Die DFB-Auswahl ist derzeit keine gefestigte Einheit. Immer wieder gibt es Rückfälle in alte Muster. Eine klare Hierarchie scheint zu fehlen, zumal zentrale Figuren wie Joshua Kimmich nicht immer verfügbar sind. Auch gegen Luxemburg war das Team lange ratlos.
Ersatz-Kapitän Jonathan Tah deutete an, woran gearbeitet werden muss: "Wir müssen in erster Linie die Spiele gewinnen … dann kriegt man Selbstbewusstsein." Doch Selbstvertrauen ersetzt keine Struktur – und genau die fehlt dem Team nach wie vor.
Ein besonders auffälliger Kritikpunkt war die fehlende Intensität im Spiel der DFB-Elf. Zahlreiche Fans äußerten online, wie behäbig und ideenlos der Auftritt über weite Strecken wirkte. Offensiv entstanden Chancen fast ausschließlich durch lange Bälle – viele Aktionen endeten bei Torhüter Baumann, der als Anspielstation deutlich zu oft herhalten musste. Besorgniserregend dabei: Diese Probleme sind keineswegs neu. Und noch schwerer wiegt, dass auf dem Platz eigentlich Spieler standen, deren individuelle Klasse deutlich höher ist als das, was letztlich als Mannschaftsleistung dabei herauskam.
Gute Reaktion – aber reicht das?
Lob gab es dennoch für Nagelsmanns Umgang mit der Pause. David Raum betonte: "Er ist sehr sachlich geblieben … hat uns eine Lösung an die Hand gegeben." Auch Nagelsmann selbst stellte klar, dass er inhaltlich geblieben sei – ohne laut zu werden.
Tatsächlich zeigte das Team im zweiten Durchgang ein verbessertes Spiel. Doch ein Auftritt wie gegen Luxemburg lässt Zweifel, ob man bei der WM wirklich konkurrenzfähig ist – oder ob man weiter nur auf "Ergebnisverwaltung" setzt.
Weitere News zur Nationalmannschaft lesen:
feed