Mehr als ein Underdog? Fünf Gründe für einen Dortmund-Sieg bei Manchester City
Von Dominik Hager

Borussia Dortmund steht vor seiner bislang schwersten Champions-League-Prüfung in diesem Jahr. Die Schwarzgelben gastieren am kommenden Mittwochabend bei Manchester City. Über Jahre hinweg war eine Auswärtsreise zu den Skyblues so etwas wie ein Himmelfahrtskommando, das für nicht wenige Teams mit einer deftigen Pleite endete. Es gibt aber durchaus einige Gründe, warum der BVB sich Chancen ausrechnen darf, das Guardiola-Team im bevorstehenden Duell zu knacken.
Hier sind die Top-5-Gründe, warum der BVB Manchester City schlagen kann:
1. Dortmund punktet mit stabiler Defensive
Wer den BVB dieser Tage beobachtet, bekommt leichte Atlético-Madrid-Vibes. Die Borussen sind derzeit echte Spezialisten für knappe Siege, die meist durch eine stabile Defensivleistung begünstigt wurden. Sinnbildlich dafür stehen die jüngsten 1:0-Erfolge gegen Köln und Augsburg. Nach dem 3:3 auf St. Pauli am 1. Spieltag fingen sich die Borussen in der Liga nur noch drei weitere Gegentore. Zwei davon kassierten sie gegen die Bayern, womit sie immer noch besser waren als alle anderen Teams, die es in der laufenden Spielzeit mit den Münchnern zu tun bekommen haben.
In der Champions League war der BVB zwar defensiv etwas anfälliger, jedoch dürfte die Spielweise gegen Manchester City auch eine andere sein als beispielsweise gegen Kopenhagen. Insbesondere die Rückkehr von Nico Schlotterbeck hat die Defensive der Dortmunder unglaublich stabil werden lassen. Bleibt für den BVB nur zu hoffen, dass der 25-Jährige nach seiner Erkältung doch noch rechtzeitig fit wird, da der spielstarke Verteidiger auch ein ganz entscheidender Faktor beim Versuch sein wird, das City-Pressing zu überspielen.
2. Serhou Guirassy hat seine Torflaute beendet
Serhou Guirassy ist für die Dortmunder Offensive ungeheuer wichtig. Dies gilt vor allem für die Champions League. In der Vorsaison war der Mittelstürmer mit 13 Toren gemeinsam mit Raphinha vom FC Barcelona der beste Torjäger der Königsklasse. In dieser Saison schwächelte der 29-Jährige nach einem guten Saisonstart ein wenig. Guirassy blieb in der Bundesliga von Spieltag vier bis acht torlos und knipste auch im Pokal gegen Frankfurt und in der Champions League gegen Kopenhagen nicht.
Umso wichtiger ist es, dass Guirassy seine kleine Torflaute mit dem wichtigen Treffer gegen den FC Augsburg beenden konnte. Es ist schließlich bestens bekannt, dass der Faktor Selbstvertrauen bei Angreifern ungeheuer wichtig ist. Guirassy spielte in den letzten Wochen nicht schlecht, jedoch war ihm die Kaltschnäuzigkeit ein wenig abhanden gekommen. Das hat sich nun rechtzeitig zum Duell mit City wieder eingependelt.
3. Dortmund verfügt über schnelle Konterstürmer
An Karim Adeyemi und Maximilian Beier scheiden sich natürlich ein wenig die Geister. Die beiden Außenstürmer haben in Sachen Passgenauigkeit und Technik immer mal wieder mit Problemen zu kämpfen und punkten auch nicht mit einem sonderlich ausgeprägten Spielverständnis. Was beide aber zweifellos können, ist schnell laufen und damit für Alarm an gegnerischen Strafräumen zu sorgen.
Dies ist in Champions-League-Matches gegen große Klubs eine ganz entscheidende Eigenschaft. Insbesondere gegen balldominanten Klubs wie Manchester City sind die Chancen auf einen eigenen Treffer durch Konter am größten. Beier und vor allem Adeyemi sind wie gemacht für Konterfußball. Insbesondere Adeyemi hat auch schon häufiger gezeigt, dass er auf diese Weise gegen große Klubs knipsen oder Tore vorbereiten kann.
4. Manchester City hat an Stärke verloren
Vor zwei, drei Jahren war Manchester City das wohl beste Team in Europa, was der Champions-League-Titel 2023 auch ein Stück weit beweist. Jahrelang haben die Skyblues mit Pep Guardiola die Premier League nach Strich und Faden nominiert und auch international die meisten Klubs locker beiseitegefegt. Diese Zeiten sind allerdings vorbei. Langjährige Stützen wie Kevin De Bruyne oder Kyle Walker sind weg, Mittelfeld-Leader Rodri ist nach seinem Kreuzbandriss zudem noch nicht ganz auf seinem Top-Niveau.
Die Cityzens haben sich natürlich auf dem Transfermarkt verstärkt und sind auf allen Positionen top besetzt, jedoch ist das City von heute mit dem von 2023 nicht mehr zu vergleichen und wirkt verwundbarer als lange Zeit gewohnt. In der Premier League reichte es im Vorjahr nur zu Platz drei und auch in dieser Saison ist der Rückstand auf Arsenal schon recht groß. In der letzten Champions-League-Spielzeit schied Real nach zwei verlorenen Duellen mit Real Madrid infolge einer schwachen Ligaphase schon in den Playoffs aus.
Zwar befindet sich ein Erling Haaland in Topform, jedoch trifft das auf andere Stars wie beispielsweise Phil Foden weniger zu. City ist längst nicht mehr die Übermacht, vor der man sich fürchten muss.
5. Dortmund spielt in der Champions League meist besser als in der Bundesliga
Der BVB kann genau das, was sonst kaum ein deutscher Klub kann - nämlich auf internationaler Bühne zulegen. In den vergangenen Jahren krebsten die Schwarzgelben immer mal wieder durch die Bundesliga und ließen leichtfertig punkten liegen. In der Champions League zeigte der Klub aber nicht selten ein ganz anderes Gesicht. In der Saison 2023/24 zogen die Borussen trotz einer enttäuschenden Bundesliga-Spielzeit ins Champions-League-Finale ein und waren gegen Real Madrid zumindest in Halbzeit eins auch die bessere Mannschaft.
Auch in der Vorsaison reichte es immerhin für das Viertelfinale, in dem man in Barcelona 0:4 verlor, dann aber beim 3:1-Heimsieg sogar zwischenzeitlich an einer Wende schnupperte. Auch in dieser Saison steht der BVB bei sieben Punkten aus drei Spielen, wenngleich man zwei Zähler gegen Juve leichtsinnig in der Nachspielzeit verspielte. Generell kann man sich aber darauf verlassen, dass der BVB einen Ticken stärker agiert, sobald die Champions-League-Hymne erklingt.
Fazit: Zwar geht Manchester City auf dem Papier leicht favorisiert in die Partie gegen die Dortmunder, jedoch gibt es zahlreiche Punkte, die dafür sprechen, dass der BVB zumindest einen Punkt - wenn nicht sogar mehr - holt. Schon gegen Ligue-1-Klub AS Monaco strauchelte das Team von Pep Guardiola in der Königsklasse zuletzt und kam nicht über ein 2:2-Remis hinaus.
Entscheidend ist eine erneut kompakte und gemeinschaftliche Defensivleistung und das zielstrebige Ausspielen von eigenen Kontermöglichkeiten. Gelingt das, ist für das Kovac-Team auch in Manchester alles möglich.
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