Matthäus verrät: Warum er auf einen BVB-Sieg in München hofft - Und wie die Chancen stehen
Von Simon Zimmermann

Am Samstagabend steigt in der Münchner Allianz Arena mal wieder ein "Klassiker", der dem Namen auch entspricht. Schließlich treffen der aktuelle Spitzenreiter und sein erster Verfolger aufeinander. Während die Bayern saisonübergreifend seit 15 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage sind, blieb Borussia Dortmund 14 Mal in Serie ungeschlagen.
Doch auch wenn der BVB unter Trainer Niko Kovac so stabil wie lange nicht mehr daher kommt und die letzten drei Duelle gegen die Bayern nicht verlor (ein Sieg, zwei Remis): Angesichts der überragenden Form des Rekordmeisters und der historisch schlechten Bilanz von Schwarzgelb in München geht der FCB als klarer Favorit ins Spiel.
Nach dem perfekten Saisonstart mit zehn Siegen aus zehn Pflichtspielen traut man es aber noch am ehesten der Dortmunder Borussia zu, dem Ligaprimus ein Bein stellen zu können. Darauf hofft auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der mit den Bayern sieben Mal Deutscher Meister wurde.
BVB-Sieg wäre "attraktiver für die Bundesliga"
"Eine spannende Meisterschaft bis zum Ende wäre attraktiver für die Bundesliga, auch das Interesse im Ausland betreffend", hat Matthäus gegenüber der Bild das große Ganze für das deutsche Oberhaus im Blick. Vier Punkte liegt der BVB vor dem 7. Spieltag hinter den Bayern. Ein Auswärtssieg könnte das Meisterrenen vorerst richtig spannend machen.
Das wäre für Matthäus dann schon eine "Sensation": "Der Bundesliga würde es guttun, wenn Dortmund, in diesem Fall der Außenseiter, auswärts gegen die bislang unschlagbaren Bayern die Sensation schafft. Am besten wären natürlich drei Punkte. Aber zumindest sollten sie nicht verlieren, wenn sie in Schlagdistanz bleiben wollen."
FC Bayern in "klarer Favoritenrolle"
Noch sieht Matthäus den BVB nicht auf Augenhöhe mit den Bayern: "Die klare Favoritenrolle haben sich die Bayern über eine lange Zeit erarbeitet, und sie haben sie nach zwei, drei Jahren mit atmosphärischen Störungen zurück. Von der Qualität des Kaders her hätten sie auch im Leverkusener Wunderjahr die Möglichkeit gehabt, dieses zu verhindern."
Ein Blick auf die Kader-Marktwerte der Teams unterstreicht die Einschätzung des Weltmeisters von 1990: Das FCB-Aufgebot wird hier von transfermarkt.de mit einem fast doppelt so hohen Kaderwert aufgeführt. Auf insgesamt 951,65 Millionen Euro wird der Gesamtmarktwert der 25 Bayern-Profis geschätzt. Der BVB kommt mit seinen 28 Spielern auf 500,50 Millionen Euro. Im Durchschnitt beträgt der Marktwert eines Bayern-Spielers 38,07 Millionen Euro. Beim BVB liegt dieser bei 17,88 Millionen Euro.
Was dem BVB Mut machen sollte
Dass Fußballspiele nicht anhand von Marktwerten entschieden werden, weiß aber auch Matthäus. Aus BVB-Sicht gibt es für ihn durchaus einige Punkte, die Mut machen: "Es gibt viele Faktoren. Die Kompaktheit in der Defensive, die Formsteigerungen der Spieler. Und Dortmund hat ein System gefunden und dazu Spieler mit der richtigen Mentalität, auch dort, wo sie früher Probleme gehabt haben."
"Sabitzer ist der Goretzka von Dortmund."
- Lothar Matthäus (Bild)
Matthäus weiter: "Adeyemi findet seine Form, Beier findet seine Form, Guirassy hat sie immer gehabt. Oder Brandt: Wenn er reinkommt, performt er. Nmecha blüht auf. Sabitzer ist der Goretzka von Dortmund, auch ihn wollte man weghaben - jetzt ist er nicht mehr wegzudenken aus der Mannschaft."
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Schwarzgelb könnte mit einem überraschenden Sieg in München seinem Erfolgscoach Niko Kovac ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk machen. Am Mittwoch wurde der Deutsch-Kroate 54 Jahre alt. 2018/19 gewann Ex-Bayern-Profi Kovac als Trainer mit den Bayern die Meisterschaft. Ein halbes Jahr später musste er gehen.
An Rachegelüste glaubt Matthäus bei Kovac aber nicht: "Ich glaube nicht, dass er eine Rechnung offen hat. Er kann doch insgesamt auf eine schöne und erfolgreiche Zeit in München zurückblicken. Er kennt die Stärke des FC Bayern. Niko weiß aber auch, dass Dortmund in der Lage ist, gegen Bayern zu gewinnen. Und natürlich will er vor Bayern stehen."
Rechnung offen hin oder her: Ein Erfolg in München würde auch Niko Kovac besonders gut schmecken.
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