Kommentar: Nagelsmanns Behandlung von El Mala und Atubolu ist ein fatales Signal

Überraschend hatte Julian Nagelsmann Said El Mala für die Länderspiele nominiert. Doch sein Debüt wird er nicht feiern, stattdessen schickte ihn der Bundestrainer zurück zur U21. Es ist ein Umgang, der Fragen aufwirft, ebenso wie die Behandlung von Noah Atubolu. Ein Kommentar.
Julian Nagelsmann steht für seine Nominierungen in der Kritik
Julian Nagelsmann steht für seine Nominierungen in der Kritik / Alexander Hassenstein/GettyImages
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In den letzten Jahren schielte der Blick Deutschlands vermutlich mehr als einmal neidisch nach Frankreich. Unser Nachbarland hat eine nie enden wollende Flut aus neuen Talenten und so eine Talentdichte im Kader, dass Les Bleus vermutlich drei Nationalteams stellen könnten.

Didier Deschamps schaffte dabei stets, aufstrebende Talente wie Kylian Mbappé, Eduardo Camavinga oder zuletzt Rayan Cherki frühzeitig in seinen Kader zu integrieren und zu Säulen seiner Mannschaft zu machen.

Als Julian Nagelsmann 2023 die Nationalmannschaft übernahm, hatten sich viele Fans vermutlich genau das ebenfalls erhofft. Doch statt Generationswechsel sorgte Nagelsmann vor allem mit seinem letzten Aufgebot für viele Irritationen – genauso wie mit der Behandlung von Said El Mala und Noah Atubolu.

El Mala-Rückversetzung ohne jegliche Logik

Wir erinnern uns: El Mala wurde extra nominiert, damit er sich "mit seiner ganzen Unbeschwertheit bei uns zeigen kann", wie es Nagelsmann sagte. Wo genau ist dann die Logik, den 19-Jährigen vor dem wichtigen Spiel gegen die Slowakei wieder zur U21 zu schicken? Ja, El Mala hätte in diesem Spiel vermutlich nicht gespielt, aber was ist es für ein Signal an die jungen Spieler, wenn man mitten in der Länderspielpause zurückversetzt wird?

Zumal es auch nicht so ist, als ob El Mala auf den Flügeln so große Konkurrenz hätte, die Spielpraxis unmöglich mache. Keiner der übrigen Flügelspieler im DFB-Kader verfügt über El Malas Unbeschwertheit und Dribblingstärke. Warum also, wird er mitten in der Länderspielpause degradiert? Das entbehrt jeglicher Logik.

Said El Mala
Said El Mala musste zur U21 abreisen / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages

Behandlung von Atubolu wirft Fragen auf

Genauso wie der Umgang mit Noah Atubolu. Der Freiburger zeigt in dieser Saison eine starke Leistung nach der anderen – das reichte jedoch nicht mal für einen Kaderplatz beim Spiel gegen Luxemburg. Statt seiner nahm Nagelsmann neben Oliver Baumann lieber Alexander Nübel und Finn Dahmen mit.

Atubolu ist leistungstechnisch in jedem Fall besser als Dahmen, der mit dem FC Augsburg auf Platz 15 steht und nicht immer sattelfest wirkte. Zudem ist der Freiburger Keeper das größte Torwarttalent, das der DFB aktuell hat. Warum also sträubt sich Nagelsmann so sehr dagegen, ihm Spielzeit oder anderweitige Erfahrungen zu verschaffen?

Goretzka-Nominierung führt das Leistungsprinzip ad absurdum

Mit seinen Entscheidungen hält Nagelsmann den dringend benötigten Generationenwechsel auf und sorgt dafür, dass die Nationalmannschaft ihren Kredit, den sie sich im Zuge der EM erspielt hatte, wieder verliert.

Das damals von Nagelsmann eingeführte Leistungsprinzip scheint zudem ebenfalls obsolet zu sein – wie sonst sollte man die Nominierung von Leon Goretzka verstehen, der bei Bayern seit Wochen unterdurchschnittliche Leistungen bringt.

Goretzka hätte eher zuhause bleiben sollen als Angelo Stiller. Der Stuttgarter spielt eine gute Saison, leistet sich kaum Fehler und gilt gemeinhin als neuer Taktgeber des DFB-Teams. Erneut muss man sich fragen: Warum Herr Bundestrainer? Warum lassen Sie einen der besten defensiven Mittelspieler Deutschlands zuhause und setzen stattdessen lieber auf einen Spieler, dessen beste Zeiten hinter ihm liegen?

Leon Goretzka
Auch gegen Luxemburg konnte Leon Goretzka nicht überzeugen / Stefan Matzke - sampics/GettyImages

Statt Goretzka hätte auch Tom Bischof eine Nominierung verdient. Er hat sich in den letzten Wochen bei Bayern festgespielt und zeigt immer mehr, was für Potenzial in ihm steckt. Gegen Malta erzielte er einen Hattrick – warum bekommt er keine Chance?

Nur die besten Spieler sollten für die Nationalmannschaft spielen

Es sind fatale Signale, die Nagelsmann durch seine Aktionen und Nominierungen an junge Spieler und Talente schickt. Es fehlt der Mut, Akteuren wie El Mala und Atubolu wirklich einmal zu vertrauen und sie ins kalte Wasser zu werfen.

Stattdessen verfällt Nagelsmann zusehends in Muster von Joachim Löw zum Ende seiner Amtszeit: Er vertraut lieber auf bekannte Gesichter, Leistung ist wie im Fall von Goretzka nur noch zweitrangig. Das ist fatal, denn für die Nationalmannschaft sollten wirklich nur die aktuell besten Spieler spielen – und diese hören nun mal auf die Namen Said El Mala, Angelo Stiller, Noah Atubolu und Tom Bischof. Nicht auf Leroy Sané, Finn Dahmen oder Leon Goretzka.


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