Knallhart-Kovac: Welchen BVB-Star rasiert der neue Trainer jetzt?
Von Oliver Helbig

Mit Niko Kovac präsentierte Borussia Dortmund in der vergangenen Woche den Nachfolger des gescheiterten Nuri Sahin, am Sonntag trat der neue Mann an der schwarz-gelben Seitenlinie offiziell sein Amt beim BVB an. Um die Borussen wieder in die Erfolgsspur zu führen, will der in Berlin geborene Kroate aufräumen und für mehr Disziplin und Einsatzbereitschaft sorgen. Kovac gilt als starker Charakter mit klarer Vision, der auch vor großen Namen und langjährigen Fanlieblingen nicht Halt macht. Das hat der 53-Jährige bei seinen letzten Stationen eindrucksvoll und konsequent unter Beweis gestellt. Es stellt sich die Frage, ob Kovac nun auch beim BVB ein Opfer findet, das der klaren Linie des neuen Trainers im Wege steht und an Bedeutung verliert. Auffällig in der Vergangenheit war dass Kovac beim FC Bayern sowie beim VfL Wolfsburg zwei Stars degradierte und trotz öffentlicher Kritik nicht vor großen Namen zurückschreckte.
Beispiel Eintracht Frankfurt
Vereinsikone Alex Meier verlor unter Niko Kovac seinen Stammplatz. Nach Verletzungsproblemen läutete Kovac den Abgesang des einstigen Torjäger der Adler ein. "Ich würde es ihm gönnen. Aber man muss objektiv an die Sache ran gehen, einfach realistisch sein. Ihm fehlt natürlich noch viel. Er war ein Jahr verletzt, ist jetzt 35 Jahre... Dass man in so kurzer Zeit alles aufholt, ist unmöglich. Das schaffen selbst wir nicht mit unserer Athletik-Abteilung", erläuterte Kovac den Verlust an sportlichem Wert von Meier während seiner Frankfurt-Zeit. Zwar nahm der frühere SGE-Manager Fredi Bobic den ehemaligen Trainer von Eintracht Frankfurt in Schutz doch ein fader Beigeschmack bleibt beim Rückblick auf dieses Verhältnis zwischen Trainer Kovac und Stürmer Meier bestehen. "Ich habe ihm gesagt, dass seine Zeit vorbei ist. Nicht Niko Kovac“, räumte Bobic im Doppelpass den Sachverhalt auf.
Beispiel FC Bayern München
Beim FC Bayern hatte Thomas Müller unter Niko Kovac nichts zu lachen. Die Münchner Vereinsikone wurde bei Kovac zum Nebendarsteller degradiert. Vom Gesicht des deutschen Rekordmeisters wurde Müller bei Kovac zum Notnagel der "mit Sicherheit auch seine Minuten, wenn Not am Mann sein sollte“ bekommen würde, wie Kovac damals sagte. Vor einigen Monaten ruderte Kovac dann zurück, als er seine Zeit bei den Bayern Revue passieren ließ und Fehler im Umgang mit Müller einräumte. "Ich wollte damit sagen: Wenn es nicht laufen sollte, dann wird er mit Sicherheit kommen. Er ist nicht der Notnagel gewesen, wenn gar keiner mehr da ist, dann spielt er. Das war mein Fehler“, so Kovac über den damaligen Disput mit dem Bayern-Star. "Aus heutiger Sicht hätte Thomas damals sehr viel mehr spielen müssen. Aus jetziger Sicht hätte ich das nicht mehr gemacht“, sagte Kovac damals in der Sendung Sky90.
Beispiel VfL Wolfsburg
Auch während seiner Zeit beim VfL Wolfsburg machte Kovac nicht vor großen Namen halt und bootete damals Max Kruse aus, der im Nachhinein ordentlich über seinen Ex-Trainer lästerte. "Niko hat ja so seine spezielle Art, eine Mannschaft zu rasieren. Ich glaube, er will relativ frühzeitig zeigen, dass er so der Platzhirsch ist. Dass er das Nonplusultra ist", sagte Kruse einst über Kovac und ließ kein gutes Haar am neuen BVB-Coach. "Ich hatte eigentlich nur ein Beispiel, bei dem ich sagen würde: charakterlich absolute Katastrophe. Niko Kovac", so das niederschmetternde Fazit von Kruse zu Kovac. Bis heute scheint dieser Stachel bei Kruse tief zu sitzen denn auch im Vorfeld des Engagements beim BVB stichelte Kruse erneut in Richtung Kovac.
"Er wird da jetzt erstmal den Ton angeben und sagen: ‚Wer diesen Weg nicht mitgeht, der wird knallhart aussortiert‘“, so Kruse zuletzt über den neuen Dortmunder Trainer. "Ich glaube, dass ein großer Verein wie Borussia Dortmund auf kurz oder lang nicht mit Niko Kovac erfolgreich ist.“ Ein erneut deutlicher Seitenhieb von Kruse.
Wen erwischt es jetzt beim BVB?
Gut möglich, dass Kovac nun auch bei Borussia Dortmund eine Art Bauernopfer bringt, um ein deutliches Zeichen für den Rest der Mannschaft zu setzen. Nur wer den Weg von Kovac mitgeht, wird auch unter ihm spielen. Um dies für alle klar und verständlich zu machen, könnte es, wie bei Kovacs bisherigen Stationen, auch bei den Borussen einen großen Namen geben, der diese undankbare Rolle ein- und den unausweichlichen Machtkampf mit dem neuen Trainer aufnehmen muss, der kaum zu gewinnen scheint.
Das Problem ist nur: Wer sind diese großen Köpfe beim BVB, bei denen eine Degradierung einen gewissen Knalleffekt aber wenig negativen sportlichen Einfluss hätte? Bei Spielern wie Marco Reus oder Mats Hummels wäre dieser Effekt sicherlich als großer Knalleffekt wahrgenommen worden, aber aktuell fehlt ein wenig die Fantasie, wer der aktuelle und öffentlich wahrgenommene Kopf oder das Gesicht des BVB ist, auf den Kovac letztlich auch sportlich verzichten kann ohne dabei seinen eigenen Kopf zu riskieren. Es scheint derzeit eher so zu sein, dass keiner der BVB-Stars so offensichtlich für den Klub steht und gleichzeitig sportlich einfach ersetzbar ist, dass er eine große Angriffsfläche für eine Rasur von Kovac bieten würde.
Am ehesten fällt der Blick dabei auf den Kapitän. Unter Nuri Sahin war Emre Can zwar öffentlich permanent umstritten, aber beim Trainer beliebt. Sahin wollte unbedingt an ihm festhalten und unterstützte Can als Kapitän. Gut möglich also, dass der neue Trainer als eine seiner ersten Amtshandlungen Emre Can als Kapitän absetzt und damit ein gewisses Ausrufezeichen setzt. Der defensive Mittelfeldspieler scheint zumindest der wahrscheinlichste Kandidat für einen solchen Schachzug von Kovac zu sein. Warten wir es ab.
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