Gute Leistung trotz Halbfinal-Aus? Die DFB-Frauen gegen Spanien in der Einzelkritik

Am Ende war es die Weltfußballerin Aitana Bonmati, die die deutschen Finalträume mit nur einem Schuss in der 113. Minute zerstörte. Die DFB-Frauen schieden nach einer abermals kämpferischen Leistung aus dieser Europameisterschaft aus. Während offensiv nahezu gar nichts gelang, verteidigten alle Spielerinnen couragiert und kämpften sich gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien in die Verlängerung. Die Enttäuschung war natürlich trotzdem groß und Tränen flossen ohne Ende im Züricher Stadion am Letzigrund.
Wie haben die Spielerinnen performt? Die DFB-Frauen gegen Spanien in der Einzelkritik
Ann-Katrin Berger (Tor)
Im Viertelfinale gegen Frankreich wurde Ann-Katrin Berger zur Heldin und hat so richtig abgeliefert. Doch wie wird die Performance gegen die Weltmeisterinnen ausfallen? Nach spätestens 21 Minuten zeigte sich, dass Berger auch in diesem Spiel der Fels in der Brandung der DFB-Frauen war. Zwei Mal parierte die 34-Jährige beispielsweise stark gegen Esther González oder fing durch ihr gutes Stellungsspiel mehrere Schnittstellenpässe der Spanierinnen ab. Lediglich in der 113. Minute konnte Weltfußballerin Bonmati einen Fehler Bergers ausnutzen (sie hatte die kurze Ecke nicht richtig abgedeckt) und zur entscheidenden Führung treffen.
Bewertung: 8/10
Carlotta Wamser (Rechtsverteidigung)
Nach der Rot-Sperre aus dem Spiel gegen Schweden kehrte Carlotta Wamser wieder in die Startelf der DFB-Frauen zurück. Schnell zeigte sich: Wamser schloss an ihren Leistungen aus den Spielen zuvor an! Barcas Topstürmerin Pina machte gegen die Ex-Frankfurterin keinen Stich. Dass gegen ein druckausübendes Spanien in 120 Minuten Fehler passieren, ist auch logisch. Dennoch ackerte Wamser unermüdlich, schaltete sich gegen Ende offensiv mit ein und hatte auch die ein oder andere Schusschance auf dem Schlappen.
Bewertung: 7/10
Sophia Kleinherne (Innenverteidigung)
Sophia Kleinherne in der Startelf war wahrscheinlich nicht die Wunschlösung von Wück vor diesem Turnier. Doch die Neu-Wolfsburgerin fand sich sehr schnell in ihrer neuen Rolle zurecht und lieferte wie schon gegen Schweden eine konzentrierte Performance ab. Durch mehrere Last-Minute-Tacklings und gute Antizipationen verhinderte Kleinherne oft Schlimmeres. Laut Statistik gewann sie alle ihrer Bodenduelle. Zu Beginn der Verlängerung schmiss die Innenverteidigerin aufopferungsvoll alles in eine Grätsche, wobei sie eine Torchance verhinderte, sich dabei aber auch schmerzhaft verletzte und anschließend unter Tränen den Platz verlassen musste.
Bewertung: 8/10
Rebecca Knaak (Innenverteidigung)
Sie war die einzige Konstante in der Hintermannschaft: Rebecca Knaak. In allen Spielen bekleidete sie das Amt der Innenverteidigerin. Auch wir kritisierten die 29-Jährige in der Vergangenheit, doch sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale war Knaak ein sichererer Rückhalt in der DFB-Defensive. Von Beginn an war die Innenverteidigerin hellwach, fing viele Bälle der Spanierinnen ab oder brachte wie in der 24. Minute in letzter Sekunde ihren Fuß zwischen Ball und Spanierin, um eine Eins-gegen-Eins-Situation mit Berger zu vermeiden. Im Verlauf des Spiels verletzte sich Knaak dann, wurde unter teils schmerzverzerrten Gesicht behandelt, aber kämpfte sich trotzdem zurück ins Spiel und ging die vollen 120 Minuten.
Bewertung: 7/10
Franziska Kett (Linksverteidigung)
Franziska Kett brauchte etwas Zeit, bis sie in diesem Halbfinale angekommen war. Vor allem die erste Halbzeit war geprägt von Fehlern, wobei sie in der 21. Minute fasst noch den Gegentreffer unglücklich auflegte. Insgesamt bekam Kett Spaniens rechte Angriffsseite nicht so richtig in den Griff. In der zweiten Hälfte änderte sich dann dieses Bild. Die Spielerin des FC Bayern gewann mehr Duelle und sorgte für Stabilität. An ihrer Spitzenleistung gegen Frankreich konnte sie dennoch nicht ganz anknüpfen.
Bewertung: 7/10
Janina Minge (defensives Mittelfeld)
Nachdem Minge zuvor als Innenverteidigerin auflief, musste sie jetzt aufgrund der Gelb-Sperre von Nüsken im Mittelfeld ran - eine Position, die Minge zu spielen weiß. Ihr ging es dabei aber ähnlich wie den Kolleginnen Senß und Däbritz: Der Zugriff fehlte. Zudem schlichen sich überhastete Fehlpässe im Spielaufbau ein. Nach der Auswechslung von Kleinherne übernahm sie dann wieder die Position der Innenverteidigerin und ließ dort nichts anbrennen.
Bewertung: 6/10
Elisa Senß (defensives Mittelfeld)
Kaum eine Spielerin verkörpert Wille, Kampfgeist und Mentalität so wie Elisa Senß. Die Sechserin der DFB-Frauen ackerte auch gegen Spanien unermüdlich. Gegen die Weltklasse Offensive der Weltmeisterinnen kann man fast nur unglücklich aussehen (das gilt analog eigentlich auf allen Positionen). Auch Senß muss sich die fehlende Ruhe am Ball und den damit verbundenen ausbaufähigen Spielaufbau ankreiden lassen.
Bewertung: 6/10
Sara Däbritz (Mittelfeld)
Aufgrund der Gelb-Sperre von Nüsken rutschte Däbritz mit ins Mittelfeld. Defensiv stopfte die Europameisterin von 2013 viele Räume und Lücken, fand aber nur schwer in die Partie. Mit Ball blieb Sara Däbritz weitestgehend blass. Die frühe gelbe Karte in der 17. Minute nach dem hohen Bein gegen Mariona schränkte die 30-Jährige im weiteren Verlauf dann auch in ihrer Handlungsfähigkeit ein. Nach rund einer Stunde machte Däbritz dann Platz für Linda Dallmann.
Bewertung: 6/10
Klara Bühl (Flügel)
Klara Bühl war diejenige, die beim schnellen Umschaltspiel gesucht wurde. Doch die Bayern-Spielerin war oft im Pech: Mal verdribbelte sie sich beziehungsweise verlor den Ball an die spanischen Verteidigerinnen, mal verpasste Bühl den Moment abzuziehen. Die Entscheidungsfindung der 24-Jährigen hat also noch Luft nach oben. Dennoch arbeitet sich Bühl nahezu in jedem Spiel auf und erzielte kurz vor Ende durch ihren Freistoß fast den entscheidenden Führungstreffer.
Bewertung: 7/10
Jule Brand (Flügel)
Jule Brand erging es auf der anderen Seite ähnlich: Zu oft verpasste die Flügelspielerin den Moment, den Ball zur Mitspielerin abzugeben. Stattdessen versuchte Brand sich gegen drei Gegenspielerinnen durchzusetzen - eine fast schon unmögliche Aufgabe gegen Spanien. Nach Franziska Kett und Carlotta Wamser hatte Jule Brand die meisten Zweikämpfe, wovon sie sogar elf gewinnen konnte.
Bewertung: 7/10
Giovanna Hoffmann (Angriff)
Auch im Halbfinale bekam Hoffmann den Vorzug im Sturm vor Lea Schüller. Ihre Leistung im Viertelfinale scheint den Bundestrainer nachhaltig überzeugt zu haben. Hoffmann schaffte es allerdings nicht, gegen Spanien daran anzuknüpfen. Als erste Verteidigerin konnte sie den spanischen Spielaufbau nicht stören, die verzweifelten langen Bälle ihrer Teamkolleginnen nicht festmachen. Bei der fast schon einzigen Offensivaktion der Leipzigerin schlug sie nur ein Luftloch.
Bewertung: 6/10
Linda Dallmann (eingewechselt in der 64. Minute)
Dallmann wurde in einer ekligen Phase in die Partie gebracht und hatte kaum Zeit, sich in das Spiel einzufinden. Sofort wurde die Bayern-Spielerin in der Defensive gefragt. Als Spielmacherin konnte sie eigentlich gar nicht agieren.
Bewertung: 6/10
Selina Cerci (eingewechselt in der 86. Minute)
Cerci sollte das Offensivspiel beleben, was ihr in Teilen gelang. Doch auch die Hoffenheimerin konnte gegen Spanien wenig Akzente setzen.
Ohne Bewertung
Sydney Lohmann (eingewechselt in der 97. Minute)
Das Spiel von Sydney Lohmann war zweigeteilt: Einerseits war sie eine der wenigen Mittelfeldspielerinnen, die durch Schnittstellenpässe die Spanierinnen überwand und sichtlich versuchte, das Spiel anzukurbeln, andererseits stand sie natürlich auch beim Gegentor im Fokus.
Ohne Bewertung
Lea Schüller (eingewechselt in der 114. Minute)
Zwar nur vier Minuten auf dem Rasen, dennoch gehörte Lea Schüller die beste Chance der Verlängerung: Die Bayern-Stürmerin fackelte nicht lange und schloss aus rund 30 Metern ab. Spaniens Cata Coll hatte Mühe, den Ball ins Toraus zu parieren.
Ohne Bewertung
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