"Blut, Schweiß und Aitana!" Pressestimmen zum deutschen Halbfinal-Aus gegen Spanien
Von Simon Zimmermann

Zum ersten Mal ging Spanien im Duell mit der "Bestia Negra" Deutschland als Sieger hervor. Während der amtierende Weltmeister in der Neuauflage des WM-Endspiels gegen England nach dem ersten EM-Titel greift, ist die Enttäuschung bei den DFB-Frauen groß. In der 113. Minute hatte Weltfußballerin Aitana Bonmati mit einem Geniestreich für den Siegtreffer im Halbfinal-Duell gesorgt.
DFB-Heldin Ann-Katrin Berger sah beim Treffer ins kurze Eck alles andere als gut aus und wollte im Anschluss auch die Schuld für die Niederlage auf sich nehmen. Von Bundestrainer Christian Wück gab es aber keine Vorwürfe. Die Spanierinnen behaupteten derweil, Bergers Verhalten bei Hereingaben analysiert zu haben. Bonmati habe daher bewusst den Abschluss gesucht.
So oder so: Für die DFB-Frauen ist die Europameisterschaft vorbei. Kämpferisch hatte das Team einmal mehr alles aus sich herausgeholt. Spielerisch war Spanien aber klar überlegen - auch wenn das Chancenverhältnis noch recht ausgeglichen war. Bei den wenigen Konterchancen blieben Klara Bühl und Co. am Ende aber zu ungenau.
Die Pressestimmen aus Spanien
AS: "Blut, Schweiß und Aitana! Durch ein Tor der Gewinnerin des Goldenen Balles in der 113. Minute qualifiziert sich Spanien zum ersten Mal überhaupt für ein EM-Finale."
Marca: "Aitana schreibt Geschichte! Tor in der 113. Minute besiegelt den ersten Sieg über Deutschland und den Einzug ins erste EM-Finale."
SPORT: "Gewaltig. Das war Spanien. Wie sie durchgehalten, wie sie gekämpft und wie sie daran geglaubt haben. Denn der Gegner war Deutschland, ja. Es war die Last der acht Titel der Königin von Europa."
Mundo Deportivo: "Aitana kleidet sich wie eine Heldin, um ein historisches Finale zu erreichen. Spanien besiegte Deutschland mit einem fulminanten Treffer der Gewinnerin in des Goldenen Balls in der 113. Minute und wird sein erstes EM-Finale gegen England bestreiten."
Die Pressestimmen aus England
The Athletic: "Aitana Bonmati zeigt, warum sie Weltklasse ist."
BBC: "Es wird wieder einmal England gegen Spanien - und Deutschland muss bedauern, dass es seine Chancen nicht genutzt hat. Schlechte Entscheidungen und mangelnde Chancenverwertung haben ihnen den Sieg gekostet."
The Guardian: "Es war keine klassische spanische Leistung, aber das ist ihnen egal. Sie sind weiter und bleiben Favoriten auf den EM-Titel. Mitgefühl gilt Deutschland, das Spanien zwar in Bedrängnis brachte, aber einfach nicht den entscheidenden Treffer erzielen konnte."
Independent: "Genau wie gegen Frankreich war Ann-Katrin Berger gegen den Weltmeister über weite Strecken der Partie Deutschlands Retterin. Nach dem Viertelfinale gegen Frankreich ging ihnen einfach die Puste aus. Es war kein großartiges Spiel von Spanien, aber sie haben einen Weg gefunden."
Mirror: "Berger, die in der vorherigen Runde so großartig gespielt hatte, konnte nicht schnell genug reagieren, als Bonmati den Ball ins Tor schoss und Deutschland damit den Einzug ins Finale in Basel verwehrte."
Die Pressestimmen aus der Schweiz & Frankreich
Blick (Schweiz): "Aus der EM-Traum! DFB-Elf trauert Mega-Chance fürs Finale nach. Bonmatis Geniestreich setzt Deutschland schachmatt."
L'Equipe (Frankreich): "Wie im Viertelfinale gegen Frankreich hatte sich das Team von Christian Wück dafür entschieden, den Gegner kommen zu lassen und lieber zu kontern. Und wie schon gegen 'Les Bleues' erwies sich dieser Plan als sehr effektiv. Mit einem Geniestreich, einem Schuss aus spitzem Winkel, überraschte Bonmatí Berger, die bis dahin fehlerlos war."
Die Pressestimmen aus Deutschland
Bild: "Ist das eines Weltmeisters würdig? Die DFB-Mädels sitzen nach dem verlorenen EM-Halbfinale völlig niedergeschlagen und weinend im Mannschaftsbus vor dem Züricher Letzigrund, da holen spanische Spielerinnen eine Pauke raus – und starten eine wilde Party. Trommelnd, schreiend und singend tanzen die Siegerinnen am Bus der Deutschen vorbei! Taktlos, erniedrigend und unfair."
Kicker: "Seit Mittwochabend ist klar: Das deutsche Team kann ihr selbst gestecktes Ziel, den EM-Titel in der Schweiz, nicht mehr erreichen. Im Halbfinale war Schluss für die Mannschaft von Trainer Christian Wück. Die Durststrecke, seit neun Jahren keinen Titel mehr gewonnen zu haben, wird noch mindestens zwei weitere Jahre bis zur WM in Brasilien 2027 andauern. Trotzdem war die EM aus deutscher Sicht ein Erfolg. Der Wille, allen Widerständen beständig zu trotzen, ist mehr als bewundernswert. Das deutsche Team kann mit viel Stolz im Gepäck die Heimreise antreten."
Stern: "Wücks Mannschaft mag mit ihrem Kampf viele Sympathien gewonnen haben. Doch der Preis dafür ist hoch. Der Bundestrainer hat seine Spielidee geopfert. Nach der Niederlage erklärte Wück, man habe bei der EM 'eine Entwicklung angestoßen'. Die Frage ist allerdings: in welche Richtung?"
"Wück sagte, man wolle 'keine Blaupause von Spanien' werden, sondern eine eigene Identität entwickeln. Doch wie die aussehen soll, wofür Wück und seine Mannschaften stehen wollen, ist nach diesem Turnier unklarer als je zuvor. Die deutsche Mannschaft verabschiedet sich mit einem großen Rätsel von dieser EM."
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