Gefahr für 50+1: Neuer DFL-Aufsichtsrat bereitet den Fans Sorgen
Von Oscar Nolte

Bei den Wahlen auf der DFL-Generalversammlung am Mittwoch gab es keine Überraschungen. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und inoffiziell die mächtigste Figur im deutschen Fußball, wurde erneut als Sprecher des Präsidiums gewählt. Das war zu erwarten.
Auch im Aufsichtsrat gibt es keine Überraschungen. Ein neuer Name sorgt aber für Sorgen bei den Fans: Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer Leverkusen, zieht in den Aufsichtsrat ein und hat künftig die Macht, den deutschen Fußball proaktiv mitzugestalten.
Fernando Carro vs. 50+1
Die Wahl von Carro hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Der B04-Boss gilt als der stärkste Gegner der 50+1-Regel in leitender Funktion eines der Profivereine in Deutschland. Seit Jahren versucht Carro die Regel zu kippen und sieht in ihr den entscheidenden Nachteil im internationalen Wettbewerb.
- Hier erklärt: Das ist die 50+1-Regel
Carro hat Unterstützer, manche still, manche leise. Was dem Leverkusen-Chef bisher fehlte, war ein Amt, in dem er direkten Einfluss ausüben kann. Dieser Weg ist durch die Wahl in den sechsköpfigen DFL-Aufsichtsrat geebnet.
Spannend zu beobachten wird es, wie sich der Einfluss von Carro auf DFL-Chef Hans-Joachim Watzke auswirken wird. Der gilt grundsätzlich zwar als Befürworter von 50+1, will den deutschen Fußball gleichzeitig aber auch durch die stärkere Einbindung von Investoren fördern. Bei Watzke könnte Carro mit seinen Ideen und Vorschlägen auf Unterstützung treffen.
Ganz anders sieht das bei Oliver Leki vom SC Freiburg aus. Leki ist nicht nur stellvertretender Präsidiumssprecher, sondern auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er dürfte Carro ordentlich Gegenwind liefern.
Wird der deutsche Profi-Fußball verkauft?
So absehbar die Wahl von Carro auch war, bei den Fans sorgt sie für zunehmende Sorgen. Bisher erwehren sich die handelnden Akteure an der Spitze des deutschen Fußballs gegen den Ausverkauf der Vereine.
Der Transfersommer hat aber auch gezeigt, wie sehr andere Ligen finanziell (und auch sportlich) enteilt sind. Die Grundsatzfrage bleibt: Soll der deutsche Fußball in den Hand der Mitglieder bleiben oder soll er für Investoren geöffnet und verkauft werden? Die Wahl von Carro in den Aufsichtsrat der DFL hat die Kräfteverhältnisse bezüglich dieser Frage in jedem Fall verschoben.
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