Ex-Werder-Keeper Wiese mit scharfer Derby-Kritik und überraschendem HSV-Geständnis
Von Oliver Helbig

Das Nord-Derby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen ist eines der Höhepunkte dieses Spieltags. Die Fans mussten schließlich lange genug auf dieses Duell in der Bundesliga warten, weshalb die Vorfreude und Anspannung vor dem traditionsreichen Duell und ersten Erstligaaufeinandertreffen seit 2018 am heutigen Sonntag umso größer waren.
Ex-Werder-Keeper Wiese erinnert sich gerne an Derbys mit dem HSV zurück
"Die Brisanz war immer groß. Für jeden von uns Spielern war es ein absolutes Highlight."
- Tim Wiese über Nord-Derbys
Auch bei verdienten Derby-Helden der Vergangenheit ruft dieses Duell noch immer ganz besondere Gefühle und Erinnerungen auf. So auch bei Werder-Ikone und Ex-Keeper Tim Wiese. "Die Brisanz war immer groß. Für jeden von uns Spielern war es ein absolutes Highlight – wie natürlich auch für die Fans“, verdeutlichte Wiese im Interview mit der Sport Bild die große Bedeutung dieses Duells.
Dabei scheint der mittlerweile 43-Jährige ein paar Zweifel zu haben, dass jedem Akteur klar ist, um was es in diesem Derby geht. "Ich weiß nicht, ob der heutigen Spieler-Generation auf beiden Seiten bewusst ist, worum es in den Spielen geht, welch große Rivalität herrscht“, so Wiese.
In Derbys werden Vereinshelden geboren
Während seiner Zeit als Torwart bei Werder Bremen von 2005 bis 2012 erlebte Wiese so manches heiß umkämpfte Derby gegen den HSV und zog dabei stets die Blicke auf sich. Wiese wusste zu polarisieren – und Leistung zu liefern. Noch heute brennt die Brisanz dieses Aufeinandertreffens und die große Bedeutung unter den Fans in ihm. "Wer Fußball lebt, seinen Verein, für den er spielt, liebt, den muss man nicht heißmachen. Der weiß, dass man den HSV einfach weghauen muss. Dann hat man auch ein schönes Leben in der Stadt", so Wiese im Interview weiter.
Derby-Duelle heute nicht mehr das Gleiche wie früher?
Derby-Siege hatten eine ganz spezielle Würze die nachhaltig auch in der Stadt des jeweiligen Siegers nachwirkten. "Die Fans waren stolz, klopften einem auf die Schulter, als wir gewannen – und sagten: `Habt ihr geil gemacht!`", so der frühere Bremer Schlussmann, der in jedem Spiel gegen den Kontrahenten von der Elbe auch für ordentlich Feuer sorgte, wie er verriet.
"Wer Fußball lebt, seinen Verein, für den er spielt, liebt, den muss man nicht heißmachen [...] Heute sind Nord-Derbys – was die Emotionen vor dem Spiel betrifft – nur noch Pillepalle."
- Tim Wiese
"Das war immer meine Strategie, da musste immer Feuer rein. Ein Nord-Derby ohne Feuer kannst du vergessen. Fußball lebt von Emotionen. Und das Gute zudem war: Wir kamen in beiden Pokal-Wettbewerben weiter und siegten auch in der Liga."
Eine unvergessliche und offenbar unvergleichbare Zeit für Tim Wiese, denn heutigen Derbys zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV kann er offenbar nicht mehr so viel abgewinnen. Nach Wieses Geschmack fehlt es heute an Brisanz und Würze. "Heute sind Nord-Derbys – was die Emotionen vor dem Spiel betrifft – nur noch Pillepalle", so die Kritik des Ex-Keepers.
Nord-Derby: Wiese freut sich über HSV-Rückkehr
Für die Fans dürfte dieses große Duell zwischen den beiden Fußballmächten aus dem Norden Deutschlands aber keineswegs an Bedeutung verloren haben. Selbst neutrale Betrachter werden sich freuen, dass sie dieses Traditionsduell wieder im deutschen Oberhaus bewundern können. Auch Tim Wiese kann dem HSV in dieser Hinsicht sogar noch etwas Positives abgewinnen.
" Ich freue mich, dass der HSV wieder in der Bundesliga ist, dort gehört er hin. Und ich hoffe, dass Hamburg drinbleibt. Weil ich den HSV immer geil fand: tolles Stadion, tolle Fans."
- Tim Wiese mit HSV-Geständnis
"Der HSV spielt gegen den Abstieg, mehr ist nicht machbar. Es ist schwer für einen Aufsteiger, der dazu noch sieben Jahre in der 2. Liga war. Doch ich freue mich, dass der HSV wieder in der Bundesliga ist, dort gehört er hin. Und ich hoffe, dass Hamburg drinbleibt. Weil ich den HSV immer geil fand: tolles Stadion, tolle Fans", so die überraschend ehrlichen Worte eines Mannes, für den der HSV im direkten Aufeinandertreffen sonst eigentlich immer ein rotes Tuch war.
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