Ein Wechselbad der Gefühle: So verlief der EM-Auftakt für Gastgeber Schweiz

Auch wenn EM-Gastgeber Schweiz sich im Auftaktspiel gegen Norwegen geschlagen geben musste, überwiegen die vielen positiven Eindrücke aus Spielfreude, Leidenschaft und lautstarken Fans im Rücken.
Da war die Welt noch in Ordnung: Nadine Riesen erzielt das 1:0 für die Gastgeberinnen
Da war die Welt noch in Ordnung: Nadine Riesen erzielt das 1:0 für die Gastgeberinnen / Matthias Hangst/GettyImages
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Es war ein bittersüßer EM-Auftakt für Gastgeber Schweiz. Bis zur 54. Minute standen die Zeichen im St. Jakob-Park Basel und vor den Bildschirmen der Zuschauer:innen noch auf Sieg. Doch dann kam die Erfahrung und Abgezocktheit der Norwegerinnen ins Spiel, gegen die das insgesamt junge Schweizer Team - tatsächlich die zweitjüngste Mannschaft des Turniers - trotz großer Leidenschaft bis zum Schlusspfiff nichts Handfestes mehr entgegenzusetzen wusste.

"Hopp Schwiiz" - ausverkauftes Stadion zum EM-Auftakt

Dabei standen die Vorzeichen für einen Schweizer Sieg lange Zeit gut. Denn auch wenn mit Norwegen ein mit Stars gespickter Gegner wartete, haben es die Gäste aus dem Norden in den vergangenen Jahren nur selten geschafft, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Hinzu kam das Meer aus Rot und Weiß, das die Spielerinnen auf dem Platz in Basel empfing. Schon bei der Nationalhymne löste die Atmosphäre bei einigen Spielerinnen eine gewisse Gerührtheit in diesem stolzen Moment aus. Der Großteil des Stadions ließ fortan das ganze Spiel lang "Hopp Schwiiz"-Rufe durch die ausverkaufte Arena hallen, die selbst nach Rückschlägen während der Partie nicht leiser wurden.

Switzerland v Norway: UEFA Womens EURO 2025 Group A
Ausgelassene Stimmung über das ganze Spiel hinweg bei den Schweizer Fans / BSR Agency/GettyImages

Es ging ja auch gut los, als Eintracht Frankfurts Nadine Riesen in Hälfte eins einen Nachschuss erst an den Pfoten, dann ins Tor setzte und damit den lautesten Jubelschrei des Abends auslöste (28. Minute). Überhaupt lieferte die Nati eine bockstarke erste Hälfte ab, in der die ganze Mannschaft mit ihrem Zweikampfverhalten und ihrer Entschlossenheit auffiel.

Wälti und Reuteler mit starken Einzelleistungen

Besonders Kapitänin Lia Wälti im zentralen Mittelfeld und Offensivkraft Géraldine Reuteler überzeugten bei den Gastgeberinnen. Während Wälti wie erwartet das Steuerrad im Schweizer Spiel übernahm, versprühte die zweite Frankfurterin im Kader pure Lauf- und Spielfreude und war gefühlt überall im Angriff zu finden. Reuteler suchte schnell die Abschlüsse - davon einer an die Latte - und wirbelte die gegnerische Abwehr auf. Das einzige, was sie sich ankreiden lassen muss, ist die Chancenwertung. Wie etwa bei der Situation, als sie im Eins-gegen-Eins mit der norwegischen Torhüterin ihren Chipper aus kurzer Distanz über das Tor setzte (83.).

Denn nach dem Wiederanpfiff ließen die Gastgeberinnen genau das aus, was sie im ersten Durchgang so stark gemacht hatte. Erst nach dem eiskalten Doppelschlag der Norwegerinnen - ein Hegerberg-Kopfballtor nach Ecke und ein bitteres Eigentor durch Julia Stierli - ging wieder mehr nach vorne.

Geraldine Reuteler
Lieferte ein starkes Spiel ab: Géraldine Reuteler / BSR Agency/GettyImages

Mangelnder Erfahrungsschatz - der Knackpunkt bei der Schweiz

Allerdings war der Schweiz spätestens hier anzumerken, dass der Großteil des Teams aus noch sehr jungen Spielerinnen besteht. Denn die Jungspunde um Iman Beney, Noemi Ivelj (die dritte Frankfurterin im Bunde) und das mittlerweile eingwechselte Barcelona-Talent Sydney Schertenleib brachten zwar bis zum Ende viel Schwung nach vorne. Doch die Geduld und Abgezocktkeit, die bei den über den ganzen Spielverlauf recht blass gebliebenen Norwegerinnen trotzdem vorhanden war, fehlte den Gastgeberinnen letztendlich. Dementsprechend wurden viele Angriffe überhastet abgeschlossen, wo die nötige Coolheit gefehlt hat.

Unterm Strich steht ein glücklicher Sieg der Norwegerinnen. Doch was noch viel wichtiger ist: Den Gastgeberinnen ist es mit ihrem leidenschaftlichen Auftreten auf dem Platz gelungen, die Zuschauenden mitzunehmen - sowohl im Stadion als auch vor den Bildschirmen. Auch wenn es zum Auftakt noch nicht mit einem Punktgewinn geklappt hat, stehen die Aussichten bei den nächsten beiden Spielen gut, sollte das Niveau ähnlich hoch bleiben. Und die Begeisterung im Land ist schon jetzt angekommen - ideale Vorzeichen für den restlichen Turnierverlauf.

Norwegen bekommt es als nächstes mit Finnland zu tun (06. Juli, 18:00 Uhr), während es für die Schweiz gegen Island geht (21:00 Uhr).


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