Diese 5 Hausaufgaben sollte der BVB bis zum Saisonende erledigen

Bei Borussia Dortmund liegen jede Menge Hausaufgaben auf dem Schreibtisch. Wir beleuchten die vermeintlich wichtigsten Punkte, die der BVB schnell abarbeiten sollte.
Dortmunds größte Köpfe: Sebastian Kehl, Niko Kovac und Lars Ricken
Dortmunds größte Köpfe: Sebastian Kehl, Niko Kovac und Lars Ricken / VOLKER HARTMANN/GettyImages
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Seit der Ankunft von Trainer Niko Kovac hat es Borussia Dortmund geschafft, sich wieder als vermeintlich ärgster Bayern-Verfolger aufzutun. Die Leistungen des BVB haben sich gefestigt und Dortmund übersteht auch wieder Spiele, in denen sie noch vor wenigen Monaten eingebrochen wären wie ein Kartenhaus.

Die Borussen sind seit nunmehr 14 Bundesligaspielen ungeschlagen und gehen hinter dem FC Bayern auf dem zweiten Tabellenplatz in den anstehenden Klassiker am 18. Oktober. Am Wochenende kann der BVB im Gipfeltreffen den Münchnern sogar wieder deutlich näher auf die Pelle rücken und mit einem Sieg den Anschluss bis auf einen Zähler herstellen.

Doch der Blick des BVB sollte sich bereits mit etwas Weitblick in die weiter entfernte Zukunft richten, fernab des Kracherspiels am Samstagabend und über den Tellerrand hinaus. In Dortmund gibt es bis zum Saisonende Hausaufgaben zu erledigen.

Sein Geld nicht wert: Der BVB sollte Niklas Süle ziehen lassen

Seit seiner Ankunft in Dortmund hat Abwehrspieler Niklas Süle 98 Pflichtspiele für die Schwarzgelben absolviert. Es waren aber wohl jedoch nur eine Handvoll, in denen der 30-Jährige sein hohes Gehalt vollends gerechtfertigt und letztlich auch komplett überzeugt hat.

Süle zählt beim BVB zu den absoluten Top-Verdienern, seine Leistungen spiegeln dies jedoch keineswegs wider. Etwa zehn bis 14 Millionen Euro soll Süle in Dortmund verdienen, doch in dieser Saison kam die Abwehrkante gerade einmal auf 70 Einsatzminuten in der Champions League gegen Athletic Bilbao. Abermals machen Süle Verletzungsprobleme zu schaffen. Dieses Thema ist neben starken Form- und Fitnessschwankungen ebenfalls ein Grund, warum eine Verlängerung des 2026 auslaufenden Vertrages wenig Sinn ergibt.

Niklas Süle
Niklas Süle / Maja Hitij/GettyImages

Auch die Zukunft von Nico Schlotterbeck scheint ungewiss. Zwar könnte man in diesem Zusammenhang versucht sein, Niklas Süle über sein Vertragsende hinaus als doppelten Boden im Falle eines Schlotterbeck-Abflugs zu binden, doch es wirkt, als mache diese Personalie beim BVB einfach kaum noch Sinn. Dortmund kann es sich aus finanzieller und sportlicher Sicht nicht weiter erlauben, einen derart großen Kostenpunkt und Kaderplatz mit einem Spieler zu belegen, der für das, was er kostet, keinen erheblichen Mehrwert bietet. Süle konnte die auf ihn gesetzte Summe bisher nicht zurückzahlen, und daran dürfte sich mit zunehmendem Alter des Innenverteidigers auch nicht mehr viel ändern. Es wird Zeit, das Süle-Gehalt auf mehrere Schultern und Transfers zu verteilen und den Abwehrspieler nach Vertragsende ziehen zu lassen.

Das ist durchaus schade, denn Süle hätte das Zeug dazu gehabt, ein echtes Abwehr-Monster für den BVB und auch die DFB-Auswahl zu werden. Stattdessen sind es meist ernüchternde Schlagzeilen, die der Karriere des 1,95 Meter großen Hünen einen bitteren Beigeschmack verleihen. Ich wünsche ihm dennoch, dass er anderswo einen zweiten Frühling erlebt – in England oder in der Wüste würde das meiner Meinung nach gut passen. Vielleicht auch in der sehr körperlichen Ligue 1. Das Kapitel Bundesliga und speziell Borussia Dortmund scheint aber - Stand jetzt - spätestens im Sommer auserzählt.

Für Klarheit bei Schlotterbeck sorgen

Bei Abwehrchef Nico Schlotterbeck sieht die Situation hingegen vollkommen anders aus. Der deutsche Nationalspieler ist eine tragende Säule in Dortmund und dementsprechend soll sein Vertrag unbedingt verlängert werden. Allerdings ist Schlotterbeck dank starker Leistungen auch heiß begehrt. Neben dem Interesse aus der Premier League sollen vor allem auch die Augen des FC Bayern München auf dem Innenverteidiger liegen, was die Sorgen, den 25-Jährigen bald verlieren zu können, wachsen lässt.

Nico Schlotterbeck
Nico Schlotterbeck / Rene Nijhuis/MB Media/GettyImages

Schlotterbecks Vertrag in Dortmund läuft noch bis Sommer 2027. Neben der sportlichen kann sich der BVB auch aus finanzieller Sicht eigentlich nicht erlauben, den Abwehrchef in gut zwei Jahren womöglich sogar ablösefrei zu verlieren. Ein Verkauf im kommenden Sommer erscheint daher realistisch, wenn sich Schlotterbeck nicht klar zum BVB bekennt und seinen Vertrag verlängert.

Dieses Thema sollte auf alle Fälle schnell geklärt werden, denn ansonsten droht Dortmund in der heißen Endphase der Saison, in der es womöglich sogar noch um einen Titel gehen könnte, ein unnötiger Brandherd, der für Ablenkung sorgt. Bis zum Winter sollte in Dortmund klar sein, wie es mit Nico Schlotterbeck weitergeht, um gegebenenfalls genügend Zeit für die Suche nach einem passenden Ersatz zu haben - wenngleich ich auf einen Verbleib Schlotterbecks beim BVB hoffe. Mit ihm und um ihn herum könnte Dortmund sich weiter festigen und den Bayern auch über diese Saison hinaus auf den Fersen bleiben. Um einem starken Schlotterbeck herum lässt sich auch ein starker BVB bauen und Dortmund benötigt starke Leader.

Eine Abwehralternative Verpflichten

Unabhängig davon, wie es mit Nico Schlotterbeck weitergeht, sollte klar sein, dass die Zeit von Niklas Süle in Dortmund abgelaufen scheint. Aaron Anselmino wird nach seiner Leihe wohl zum FC Chelsea zurückkehren und auch Emre Can wird nicht jünger und nicht weniger verletzungsanfällig. Zudem läuft auch sein Vertrag im Sommer 2026 aus.

Es wird immer klarer, dass Dortmund in der Defensive - neben dem Aufbau von Talent Filippo Mane - nach neuen Abwehrstars suchen sollte, die nicht nur durch ihren vermeintlich klangvollen Namen überzeugen, sondern auch durch ihren Spielstil ins Kovac-Puzzle passen. Das verkörpert neben fußballerischer Qualität vor allem auch Herz, Leidenschaft und die Bereitschaft, Fußball arbeiten zu wollen.

Klarheit bei Guirassy schaffen und Nachfolge regeln

Neben der Zukunft von Abwehrstar Nico Schlotterbeck ist auch der Verbleib von Torjäger Serhou Guirassy fraglich und beschäftigt den BVB. Der Angreifer aus Guinea soll im kommenden Sommer dank einer Ausstiegsklausel wohl deutlich günstiger zu haben sein als noch im vergangenen Sommer als rund 60 Millionen Euro fällig gewesen wären. Der FC Barcelona und andere Klubs zeigen Interesse am Knipser. Ob die von Niko Kovac betitelte "Lebensversicherung" des BVB auch in der nächsten Saison noch dabei ist, ist demnach mehr als fraglich. Auch in diesem Fall sollte der BVB schnellstmöglich versuchen, Klarheit zu schaffen, um sich auf einen möglichen Verlust des Torjägers vorbereiten zu können.

Macht Serhou Guirassy im Sommer den Abflug?
Macht Serhou Guirassy im Sommer den Abflug? / Rene Nijhuis/MB Media/GettyImages

Doppeltes Fragezeichen bei Guirassy-Nachfolge: Sind Beier und Silva gut genug?

Potenzielle Nachfolgekandidaten für Guirassy scheinen bereits im Kader des BVB zu stehen. Doch ob Maximilian Beier oder Fabio Silva eine derartige Torquote erreichen und den BVB auch bei einem Abschied von Guirassy zu einem Top-Team machen können, scheint aktuell noch fraglich.

Gerade der Portugiese Silva konnte sich bisher noch nicht wirklich in Szene setzen, weshalb eine Einschätzung des 23-jährigen Angreifers, der von Wolverhampton aus der Premier League nach Dortmund wechselte, schwierig ist. Beier genießt in Dortmund zwar großes Vertrauen, muss dieses aber irgendwann auch endlich mit großen Leistungen zurückzahlen und alle Zweifel zu seiner Person ausräumen. Elf Tore in 54 Spielen sprechen hier noch keine überzeugende Sprache.

Ist er Dortmund Sturm-Zukunft? Fabio Silva
Ist er Dortmund Sturm-Zukunft? Fabio Silva / Jürgen Fromme - firo sportphoto/GettyImages

Die Tatsache, dass der BVB für Sturmpartner Silva stolze 22 Millionen Euro Ablöse auf den Tisch legte, zeugt von einer gewissen Überzeugung hinsichtlich der Fähigkeiten des Mittelstürmers. Doch auch andernorts konnte Silva bisher nicht auf ganzer Linie überzeugen und so bleibt er derzeit noch eine Wundertüte - auch wenn sein Talent unbestritten ist. Um all diese Fragezeichen zu beantworten, benötigt Silva aber auch Spielzeit und für die wird er sich hinter Guirassy noch anstellen müssen. Das ist eine durchaus schwierige Situation für die Verantwortlichen beim BVB, die den Stürmermarkt parallel dazu nicht aus den Augen verlieren sollten.

Was ist mit Julian Brandt?

Auch der Vertrag von Mittelfeldstar Julian Brandt läuft im Sommer 2026 aus. Es soll eine Handvoll großer europäischer Vereine geben, die Interesse daran haben, den 29-Jährigen unter Vertrag zu nehmen. Dass Brandt überdurchschnittliches Talent hat, ist unbestritten, allerdings hat man beim gebürtigen Bremer häufig das Gefühl, ein ewiges Talent vor sich zu haben, bei dem der ganz große Knoten erst noch aufgehen muss. Häufig deutete Brandt seine große Klasse an - zu selten hielt er diese Klasse aber auch auf Strecke.

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Julian Brandt / INA FASSBENDER/GettyImages

Den ganz großen Sprung zum unangefochtenen Superstar hat Brandt bislang nicht geschafft, sodass sich jährlich fast schon wie eine gut gepflegte Tradition großes Lob und regelmäßige Kritik abwechseln. Der BVB sollte aber auch bei Julian Brandt zeitnah für Klarheit sorgen und sich dabei die Frage stellen, ob man einen Besseren für dessen Rolle im Team finden und finanzieren kann. Als Teil einer Achse neben Keeper Kobel, Nico Schlotterbeck und Serhou Guirassy ist Brandt für mich beim BVB aktuell eigentlich nicht wegzudenken - trotz gelegentlicher Formschwankungen. Sein Verbleib wäre - wie auch bei Schlotterbeck - ein starkes Zeichen.


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