DFB-Frauen gegen die Niederlande: EM-Stresstest mit Nebengeräuschen

In etwas mehr als einem Monat startet schon die Frauen-EM in der Schweiz. Die DFB-Frauen wollen im Nations-League-Spiel gegen die Niederlande beweisen, dass sie turnierreif sind - und einige unangenehme Nebengeräusche ausblenden.
Jule Brand, Giulia Gwinn und Co. treten am Freitag gegen die Niederlande an
Jule Brand, Giulia Gwinn und Co. treten am Freitag gegen die Niederlande an / BSR Agency/GettyImages
facebooktwitterreddit

Wie die Zeit verfliegt: Wenn die DFB-Frauen am Freitag, den 30. Mai, gegen die Niederlande antreten, trennt sie nur noch etwas mehr als ein Monat von ihrem Auftaktspiel bei der EM 2025. Das steigt am 4. Juli um 21 Uhr gegen Polen.

Bis dahin warten noch zwei Nations-League-Partien: Am Freitag gegen die Niederlande und am Dienstag darauf gegen Österreich. Die DFB-Frauen wollen gegen die Niederlande zeigen, dass sie EM-reif sind - und gleichzeitig einige Debatten abseits des Platzes ausblenden, die zuletzt geführt wurden.

Die Niederlande, EM-Siegerinnen von 2017, werden ein harter Test sein - sie rangen Deutschland schon im Hinspiel einiges ab. Besonders eine alte Bekannte aus der Frauen-Bundesliga müssen die deutschen Nationalspielerinnen dieses Mal besser in den Griff bekommen.

Gegen die Niederlande geht es nicht nur um EM-Vorbereitung, es wird auch das voraussichtlich entscheidende Spiel, das über einen Einzug ins Final Four der Nations League entscheidet - und über die direkte Qualifikation für die WM 2027. Alles Wichtige zur Nations-League-Partie gegen die Niederlande.

Die Eckdaten: Anstoß, Übertragung, Datum

Am Freitag, den 30. Mai, um 20:30 wird das Spiel der DFB-Frauen gegen die Niederlande angepfiffen. Gespielt wird im Bremer Weserstadion, Deutschland kann sich also auf die Unterstützung der heimischen Fans verlassen. Das Spiel wird live im ZDF übertragen, sowohl im linearen Fernsehen als auch als Livestream in der ZDF-Mediathek.

Die Gruppenkonstellation: Deutschland will ins Final Four einziehen

In der Nations League wird in verschiedenen Ligen mit einer Gruppenphase und einem Final Four gespielt. Das Turnier dient dabei als Qualifikation für die WM 2027, die in Brasilien stattfinden wird: Die Erstplatzierten jeder Gruppe in der höchsten Liga - Liga A, zu der auch Deutschland gehört -, qualifizieren sich direkt für die WM und auch für das Final Four. Die Zweit- und Drittplatzierten müssen dagegen in die Playoffs, gegen Teams aus den niedrigeren Ligen.

Die DFB-Frauen haben schon Rang 1 oder 2 sicher: In der Gruppe A1 rangieren sie aktuell dank der besseren Tordifferenz punktgleich vor den Niederlanden (je 10 Punkte), es folgen Österreich mit 3 Punkten und die bisher erfolg- und punktlosen Schottinnen.

Dank der deutlich besseren Tordifferenz (+12 für Deutschland, +5 für die Niederlande) würde ein Remis für Deutschland eine gute Ausgangsposition für die direkte WM-Qualifikation und das Final Four bedeuten. Im letzten Spiel treffen die DFB-Frauen allerdings auf Österreich, was wohl eine schwierigere Aufgabe wird als die niederländische Partie gegen Schottland.

Mit einem Sieg wären WM-Qualifikation und Einzug in das Final Four so gut wie durch. Das Final Four wird im Herbst 2025 ausgespielt, es hat bis auf den Nations-League-Titel keine sportliche Bedeutung. Letztes Jahr wurden die DFB-Frauen in der Nations League Dritte und lösten so das Ticket für Olympia 2024. Bisher ist lediglich Frankreich für das Final Four qualifiziert.

DFB-Frauen wollen Nebengeräusche ausblenden

In den vergangenen Wochen wurde über vieles diskutiert, am wenigsten aber um Fußball selbst. Stattdessen sorgten die Kommunikation von Bundestrainer Christian Wück und dessen personelle Entscheidungen für Debatten: Felicitas Rauch kritisierte den Trainer nach ihrer Nichtberücksichtigung für den Kader in der Nations League öffentlich und schrieb auf Instagram, sie würde sich eine "viel transparentere Kommunikation" wünschen: Der Bundestrainer habe sie weder über die Entscheidung informiert, noch einen Grund genannt.

Lena Oberdorf hingegen steht im Kader für die zwei Nations-League-Spiele, soll nach langem Hin und Her aber nicht spielen. Ob die Mittelfeldspielerin, die gerade von einem Kreuzbandriss zurückkommt, bei der EM dabei ist, steht noch nicht fest. Auch hier sorgte die unklare Kommunikation für Kritik.

Laura Freigang sagte, der "Elefant im Raum", die Kommunikation, sei inzwischen aber angesprochen worden: Es gab eine interne Aussprache im DFB-Team. Für die anstehenden Nations-League-Spiele sollen diese Nebengeräusche jetzt ausgeblendet werden und der Fokus ganz auf dem Sportlichen liegen - für die EM-Vorbereitung und WM-Qualifikation.

Gegner-Check: Die Niederlande

Im Hinspiel (2:2, am 21. Februar) zeigten die Niederlande bereits, dass sie für die DFB-Frauen ein unangenehmer Gegner sein können. Bei dem Remis holte die Wück-Elf zwar einen zwischenzeitlichen Rückstand wieder auf, bekam aber eine alte Bekannte aus der Frauen-Bundesliga nie in den Griff: Torschützenkönigin Lineth Beerensteyn vom VfL Wolfsburg entwischte den DFB-Verteidigerinnen immer wieder und schoss zwei Tore. Auf sie muss Deutschland auch am Freitag wieder achten.

Lineth Beerensteyn
Lineth Beerensteyn: Auf die Bundesliga-Torschützenkönigin muss die DFB-Abwehr achten / Soccrates Images/GettyImages

Neben Beerensteyn stehen einige weitere Spielerinnen mit Bundesliga-Vergangenheit im Kader der Oranje Leeuwinnen, etwa Vivianne Miedema (früher bei Bayern), Jill Roord (Bayern und Wolfsburg), oder Jackie Groenen (Frankfurt).

An entscheidende Spiele gegen die Niederlande haben die DFB-Frauen noch gute Erinnerungen: Die Olympia-Qualifikation 2024 machten sie gegen die Oranje Leeuwinnen klar. Die Elf von Trainer Andries Jonker gehört nicht zu den Topfavoriten bei der EM 2025, aber kann für jedes Team nervig sein - und ist damit ein guter Test, wie weit die DFB-Frauen schon sind.

Die jüngsten Nations-League-Spiele waren für Deutschland geprägt von Licht und Schatten: Einerseits sehen die zwei Kantersiege gegen Schottland (4:0 und 6:1) auf dem Papier sehr gut aus, andererseits leistete sich die Wück-Elf beide Male eine schlechte erste Halbzeit. Die Niederlande könnten solch schwache 45 Minuten stärker bestrafen als Schottland.

Voraussichtliche Aufstellung der DFB-Frauen

Einen Monat vor Beginn der EM kristallisiert sich heraus, welche Spielerinnen den Kern des Teams von Christian Wück stellen sollen: Kapitänin Giulia Gwinn wird wohl gesetzt sein, ebenso wie Ann-Kathrin Berger im Tor, Klara Bühl auf dem Flügel und Janina Minge in der Verteidigung. Viele Positionen sind aber noch komplett offen, der Konkurrenzkampf mit den letzten Möglichkeiten, sich vor der EM zu zeigen, offiziell eröffnet.

Christian Wück hat mit Carlotta Wamser (Eintracht Frankfurt, bald Bayer Leverkusen) eine mögliche Debütantin nominiert, die 21-Jährige will sich für ihren ersten Einsatz im DFB-Trikot empfehlen. In der Verteidigung kommen mit Kathrin Hendrich, Rebecca Knaak und Sara Doorsoun gleich drei Spielerinnen zurück - womöglich ein Indiz, dass Wück in der Defensive auf Routine setzt.

Ebenfalls offen ist die Position im Sturmzentrum: Dort wollen sich Lea Schüller, Giovanna Hoffmann und Selina Cerci für den Stammplatz empfehlen. Eine voraussichtliche Aufstellung für das Spiel gegen die Niederlande aufzustellen, ist daher gar nicht so einfach.

Diese elf Spielerinnen könnte Wück auf den Platz schicken: Ann-Katrin Berger - Giulia Gwinn, Janina Minge, Kathrin Hendrich, Sarai Linder - Sjoeke Nüsken, Elisa Senß, Linda Dallmann - Klara Bühl, Selina Cerci, Jule Brand.