Das Reitz-Thema in Gladbach - Fohlen-Star widerspricht Matthäus

Viele Hoffnungsträger hat Borussia Mönchengladbach derzeit nicht. Rocco Reitz ist und bleibt einer davon. Das Fohlen-Eigengewächs gibt sich vor dem Duell gegen die Bayern kämpferisch. Und spricht über seine eigene Zukunft.
Schafft Rocco Reitz mit seiner Borussia den Turnaround?
Schafft Rocco Reitz mit seiner Borussia den Turnaround? / Jürgen Fromme - firo sportphoto/GettyImages
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Borussia Mönchengladbach scheint am Tiefpunkt angekommen zu sein. 14 sieglose Bundesliga-Spiele in Folge bedeuten einen Negativ-Rekord für die Fohlen, drei Punkte und 6:15 Tore in der laufenden Saison auch.

Schlechter hätte da der Zeitpunkt kaum sein können, um auf den FC Bayern zu treffen. Der Rekordmeister hat bislang alle zwölf Pflichtspiele gewonnen und seit 2014 keinen Punkt mehr gegen einen Tabellenletzten abgegeben. Ohnehin scheinen die Zeiten vorbei zu sein, als die Gladbacher als Münchner Angstgegner galten. Die letzten vier Duelle gingen allesamt an den FCB.

Schröder lobt Fans und Mannschaft

Nach der jüngsten Pleite gegen Union Berlin übernahmen die Fohlen-Fans die Initivative und sprachen zur Mannschaft. "Ich fand es bemerkenswert, wie die Fans nach dem letzten Spiel in Berlin reagiert haben: klar, aber unterstützend. Das zeigt, wie eng dieser Verein zusammensteht. Genau das benötigen wir jetzt", fand der neue Sportchef Rouven Schröder gegenüber der Bild lobende Worte für die Anhänger.

Tortz Tabellenplatz 18. hat Schröder auch einen positiven Eindruck von der Mannschaft. "Trotz der schwierigen Tabellensituation spürt man bei der Mannschaft einen guten Mix aus Lockerheit und Fokussierung. Die Jungs haben die Situation angenommen und sind noch enger zusammengerückt. Diese Geschlossenheit ist unsere Basis, gerade gegen einen übermächtigen Gegner wie Bayern", meinte Schröder.

Gladbach-Sportchef bereitet Winter-Transfers vor

Die nächsten neun Pflichtspiele bis zur Winterpause sind dem Virkus-Nachfolger ohnehin die Hände gebunden. Bis dahin muss er vor allem die Frage klären, ob Eugen Polanski der Cheftrainer bleiben soll. Im Winter dürfte Schröders Fokus dann vor allem auf externe Kader-Verstärkungen liegen.

"Natürlich gibt es schon Rückschlüsse aus dem Scouting heraus für den Winter. Es ist doch klar, dass wir uns vorbereiten, da gehen jetzt die Dinge los. Es ist klar, dass sich jeder mal erkundigt: Was hat die Borussia eventuell vor im Winter? Unsere Aufgabe ist es, sich auch da frühzeitig Gedanken zu machen", deutete Schröder Transfers einmal mehr an.

Reitz widerspricht Matthäus

Für den aktuellen Kader geht es darum, bis zur Winterpause die Situation zu verbessern. Eigengewächs Rocco Reitz glaubt, dass das gelingt. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Qualität und den Charakter haben, da unten rauszukommen. Natürlich stehen wir gerade unten drin, das ist ein richtiges Scheißgefühl, ein Stempel für uns alle", sagte er im Interview mit der Bild.

Den Relegationsplatz würde er definitiv jetzt noch nicht unterschreiben. Lothar Matthäus hatte jüngst gemeint, genau das würde er als Gladbach-Fan tun. "Ich habe riesigen Respekt vor ihm, muss ihm da aber deutlich widersprechen: Ich bin ein Typ, der immer gewinnen will - da ist mir die Relegation definitiv zu wenig", so Reitz dazu.

Der 23-Jährige gab aber auch zu: "Die lange Zeit ohne Sieg nagt schon an einem. Das sollte uns allen auch bewusst machen, dass es einfach zu wenig war in den letzten Wochen."

Ob ein Befreiungsschlag gegen die Bayern gelingen kann, ist angesichts der aktuellen Form beider Teams schon sehr fraglich. Der Gladbacher Fokus dürfte vielmehr auf den Spielen danach liegen. Zunächst kann man sich gegen Zweitligist KSC im DFB-Pokal Selbstvertrauen holen. Dann warten einige Gegner in der Bundesliga, die Gladbach schlagen muss, um unten rauszukommen. "Nach den Bayern kommen Spiele, die wir definitiv gewinnen müssen - und auch werden", gab sich Reitz zuversichtlich.

Nach den Duellen gegen den FCB und KSC (Pokal) steht das Rheinderby im Borussia-Park gegen den 1. FC Köln an. Im Anschluss warten bis zum Winter noch Heidenheim, Leipzig, Mainz, Wolfsburg und der BVB.

Reitz will (noch) nicht an Gladbach-Abschied denken

An einen Gang in Liga zwei will Reitz derweil noch überhaupt nicht denken. Auf die Frage, ob er auch bei einem Abstieg bleiben würde, meinte der Mittelfeldspieler: "Ich habe bei Borussia doch sogar schon 4. Liga gespielt. Aber ganz im Ernst: Das ist für mich kein Thema, ein Abstieg ist gar nicht in meinem Kopf - weil es auch nicht passieren wird."

Sollte der Worst Case dennoch eintreten, dürfte Reitz - trotz aller Verbundenheit zum Klub - kaum zu halten sein. Laut Bild verfügt er im bis 2028 gültigen Vertrag über eine Ausstiegsklausel in Höhe von 20 Millionen Euro.

"Jeder Spieler hat definitiv Träume. Von speziellen Klubs, von speziellen Wettbewerben. Im Moment beschäftige ich mich damit überhaupt nicht. Ich bin seit mehr als 16 Jahren Spieler von Borussia. Und da muss schon ganz viel passieren, dass ich da überhaupt ins Grübeln komme, das Kapitel Gladbach zu beenden."

Ob ein Abstieg und ein lukratives Angebot in die Kategorie "muss schon ganz viel passieren" fällt, kann jeder selbst beantworten. Doch soweit ist es am Niederrhein und bei Reitz noch lange nicht...


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