Bundesliga-Spiele im Ausland und 50+1: DFL-Chef Watzke bezieht Position
Von Oscar Nolte

Die Kommerzialisierung des Fußball bietet zahlreiche Möglichkeiten. Ein Weg, den Sport auszuschlachten, ist die Umvermarktung der heimischen Ligen, beispielsweise durch die Austragung von nationalen Spielen in anderen Ländern.
Dieses Modell nimmt bei manchen Verbänden bereits Form an. Italien und Spanien experimentierten bereits herum und ließen die Endspiele des heimischen Supercup in Saudi-Arabien austragen. La Liga und Serie A planen nun auch Ligaspiele im Ausland; Spanien will nach Miami, Italien nach Australien. Die Proteste der Fans, Gewerkschaften und Verbände sind ohrenbetäubend.
Keine Auslandsspiele unter Watzke
Droht dem deutschen Fußball ein ähnliches Schicksal? Hans-Joachim Watzke, der am Mittwoch erneut zum Präsidiumssprecher der DFL gewählt wurde und auch inoffiziell als der mächtigste Akteur im deutschen Fußball gilt, hat der Möglichkeit von Bundesliga-Spiel im Ausland im Zuge der Generalversammlung der DFL in Berlin eine klare Absage erteilt.
"Das ist im Prinzip ganz einfach: Solange ich bei der Liga in der Verantwortung stehe, wird es kein Spiel im Ausland geben, was Pflichtspiele angeht. Punkt!", stellte Watzke klar. Damit dürfte Watzke flächendeckend die Meinung der deutschen Profivereine wiedergegeben haben.
Watzke würde zwar gerne mehr Investement-Möglichkeiten für den deutschen Fußball erschließen, zieht in puncto Ausverkauf des Profifußballs aber klare Grenzen. Nicht nur ist Watzke strikt gegen Bundesliga-Spiele im Ausland, sondern auch gegen die Gründung einer Superliga.
Als dieses Szenario vor einigen Jahren Form annahm und Borussia Dortmund, wo Watzke als Geschäftsführer tätig ist, als möglicher Teilnehmer der Superliga gehandelt wurde, erteilte der Funktionär ebenfalls eine klare Absage, sogar mit ähnlichen Worten. Solange Borussia Bestand habe, würde der BVB die Bundesliga niemals verlassen, machte Watzke deutlich.
"Herzensangelegenheit": Watzke spricht über 50+1
Insgesamt wolle sich Watzke nicht von dem Wahnsinn anderer Ligen treiben lassen, sondern schwärmte auf der DFL-Generalversammlung von den Vorzügen des deutschen Profifußballs.
"Die Bundesliga ist eine starke Liga", sagte Watzke. "Wir müssen uns nicht verstecken. Wir müssen uns aber schon anstrengen und mehr über unsere Vorteile als Nacheile sprechen. Bei uns kann die ganze Gesellschaft noch ins Stadion gehen, weil es noch finanzierbar ist."
In diesem Kontext sprach sich Watzke auch noch einmal klar für den Erhalt der 50+1-Regel aus. "Das ist mein Herzensanliegen", teilte der DFL-Chef mit. "Wir sollten alles dafür tun, dass 50+1 erhalten bleibt. Es garantiert uns, dass die ganze Gesellschaft weiter Teilhabe am Fußball hat. Das ist das Elementare unseres Volkssports. Alle wissen, dass wir eine gemeinsame Lösung brauchen - alles andere will ich mir nicht ausmalen."
- Hier erklärt: Das ist die 50+1-Regel
Watzkes Plädoyer für die 50+1-Regel dürfte auch in Richtung Fernando Carro gegangen sein. Der Vorstand der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen wurde am Mittwoch in den Aufsichtsrat der DFL gewählt und macht sich seit Jahren stark für die Aufhebung von 50+1.
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