Bundesliga-Ranking: Die 10 besten U23-Flügelstürmer 25/26
Von Fabian Küpper

Kaum eine Position sah sich in den letzten Jahren so vielen Veränderungen ausgesetzt wie die des Flügelstürmers. Wo einst Ronaldinho, Eden Hazard oder Nani die Fans mit spektakulären Dribblings in Staunen versetzten, drehten ihre Nachfolger häufig ab oder suchten kaum das direkte Duell gegen den Abwehrspieler.
Zum Glück ist mittlerweile eine neue Generation an Flügelstürmern auf den Plan getreten – eine, die sich wieder deutlich mehr an Ronaldinho & Co. orientiert. So bringen sie das Spektakuläre und den Zauber zurück auf den Flügel. Vor allem die Bundesliga wimmelt von verheißungsvollen Jungstars auf Außen. Hier kommen die derzeit zehn besten Flügelspieler bis 23 Jahre.
10. Ernest Poku (21)
Der Niederländer machte in den letzten Wochen mächtig Eindruck, erzielte unter anderem den Siegtreffer beim 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli. Dabei zeigte er, was ihn am meisten auszeichnet: sein Tempo.
35,56 km/h ist Pokus Highspeed in dieser Saison, damit liegt er im Ligavergleich auf Platz sieben. Damit ist er für Bayer Leverkusen immer ein potenzieller Gamechanger, den Trainer Kasper Hjulmand von der Bank bringen kann.
Warum es nur für Platz zehn reicht? Weil Poku ansonsten noch sehr roh ist und insbesondere im Abschluss und Dribbling noch ordentlich Luft zur Verbesserung hat. 2,57 schusserzeugende Aktionen pro Spiel inklusive nur 1,88 Schüssen in 90 Minuten bringen ihm im europäischen Vergleich nur in das 15. bzw. 39. Percentile – hier hat der Speedster also noch einiges zu tun.
9. Badredine Bouanani (20)
Obwohl der Algerier noch auf seinen ersten Treffer für den VfB Stuttgart wartet, beeinflusst er dennoch merklich das Spiel. Pro Partie kreiert er laut fbref.com 0,62 Aktionen, die zu einem Tor führen – nur Jamie Leweling ist bei den Schwaben noch besser (0,77).
In diesen Aktionen kommt Bouanani sein feines Dribbling zugute. Er hat eine unheimlich enge Ballführung, was in Kombination mit seinem niedrigen Körperschwerpunkt enorm schwer zu verteidigen ist. Damit bildet er den perfekten Konterpart zu Leweling, der vor allem über sein Tempo kommt.
Ebenfalls hervorzuheben: seine Defensivarbeit. Bouanani fängt im Schnitt 0,88 Bälle ab, für einen Flügelspieler ein sehr starker Wert. Damit ist er im 96. Percentile im europäischen Vergleich und somit auch der perfekte Spieler für den pressinglastigen Stil, den Stuttgart spielt.
8. Bazoumana Toure (19)
Der Ivorer läuft aktuell noch ein wenig unter dem Radar – und das völlig zu Unrecht! Der 19-Jährige ist in einer gut laufenden TSG-Offensive der Mann für die überraschenden Momente. Und von denen gibt es jede Menge.
Er ist unheimlich trickreich und verfügt gleichzeitig über einen unfassbaren Speed: 35,97 km/h betrug seine Höchstgeschwindigkeit, von allen Bundesligaspielern war nur Oliver Burke bislang schneller (36,01 km/h). Damit ist er der perfekte Konterspieler und einer der wenigen echten Tempodribbler im Hoffenheimer Kader und dank seines Tempos eine "brutale Waffe", wie Geschäftsführer Sport Andreas Schlicker erklärte.
Ebenfalls auffällig: Toure ist enorm fleißig, liegt sowohl bei Dribblings (28) als auch bei Zweikämpfen (93) jeweils auf Ligarang zwei. Jetzt muss er nur noch anfangen, sich zu belohnen. Auf sein erstes Tor wartet er nämlich noch.
7. Yan Diomande (18)
Mit dem Ivorer ist RB Leipzig ein richtiger Diamant ins Netz gegangen. Der 18-Jährige besticht durch ein für sein Alter unfassbares Dribbling gepaart mit blitzschnellen Körperfinten und plötzlichen Richtungswechseln – ein Albtraum für jeden Verteidiger.
Sein Dribbling ist dabei sein Faustpfand: 7,27 vorwärts-gerichtete Dribblings, 4,12 erfolgreiche Dribblings pro Spiel, das ganze garniert mit 8,02 Ballberührungen im Sechzehner – damit liegt er im Vergleich zu anderen europäischen Flügelspielern zweimal im 99. und einmal im 97. Percentile, gehört also schon zur absoluten Elite.
Zwar ist der Abschluss noch etwas wackelig und unpräzise, das wird sich mit zunehmender Erfahrung jedoch legen. Dank der Leichtigkeit, mit der seine Gegenspieler schon jetzt alt aussehen lässt, kommen die Erfolgserlebnisse in Form von Toren früher oder später von ganz alleine.
6. Antonio Nusa (20)
Auch wenn der Norweger schwer in die Saison gefunden hat, so ist sein Potenzial doch unbestreitbar. Das zeigen sieben Scorerpunkte in seiner Debütsaison im vergangenen Jahr.
Nusas großer Vorteil ist seine Polyvalenz: Der 20-Jährige kann links wie rechts spielen und tauscht auch innerhalb des Spiels häufig die Seiten. Das macht ihn schwer ausrechenbar, zumal er mit beiden Füßen sehr gut dribbeln kann, also nicht auf einen Fuß limitiert ist.
In der letzten Saison war es genau diese Kombination, die Nusa so gut gemacht hat. Er ging entweder zur Grundlinie oder zog in die Mitte und suchte den Abschluss. Ist er nach seinem Ellenbruch erstmal wieder bei 100 Prozent, haben die Roten Bullen also einen weiteren starken Flügelstürmer in ihren Reihen.
5. Samuel Mbangula (21)
Der Belgier ist ein Versprechen für die Zukunft an der Weser. Zehn Millionen Euro legte Werder für ihn auf den Tisch und machte ihn damit zum zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte. Und diese Investition zahlt Mbangula bislang zurück.
Siegtreffer gegen St. Pauli, dazu ein Gala-Auftritt gegen Gladbach sowie ständiger Unruheherd gegen Leverkusen: Der 21-Jährige hat sofort Eindruck gemacht. Besonders erfrischend ist, dass Mbangula stets das Eins-gegen-Eins sucht, kein anderer Bremer geht so oft ins Dribbling wie er (15 Mal). Und auch, wenn er dabei nicht immer erfolgreich ist, so steckt er doch niemals auf, sondern macht immer weiter.
Und nicht zuletzt ist er endlich wieder ein Spieler, der unterhält und die Fans zum Staunen bringt – davon gab es bei Werder in den letzten Jahren nicht so viele. Mit Mbangula haben die Verantwortlichen in dieser Hinsicht schonmal einen echten Volltreffer gelandet.
4. Said El Mala (19)
Der Shootingstar der Saison. El Mala hat die Liga mit Tempodribblings, Tricks und tollen Toren im Sturm erobert und steht wie vielleicht kaum ein anderer für die neue Generation an Flügelstürmern.
Der 19-Jährige liebt das Dribbling und hat mit 45,8 Prozent die zweithöchste Erfolgsquote der Liga. Es ist diese Unbekümmertheit in Verbindung mit einem stetigen Vorwärtsdrang, die El Mala zu einem der gefragtesten Aktien Europas machen – Bayern und Dortmund haben schließlich längst angeklopft.
In jungen Jahren in seiner ersten Bundesliga-Saison schon so aufzuspielen, mit einer Selbstverständlichkeit Verantwortung zu übernehmen und dazu auch noch einen Scorerpunkt nach dem nächsten zu sammeln, sieht man schließlich selten. Der 1. FC Köln weiß ein großes Juwel in seinen Reihen.
3. Johan Bakayoko (22)
Am Belgier waren auch Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund dran, und das hat seine Gründe: Bakayoko war zwei Jahre ein absoluter Schlüsselspieler bei der PSV Eindhoven und ist sowohl in Abschluss als auch Vorbereitung elitär.
Ähnlich wie Teamkollege Diomande kennt auch Bakayoko nur eine Richtung – nach vorne. 5,08 vorwärts-gerichtete Dribblings macht er pro Spiel und rankt damit im 86. Percentile. Was er Diomande voraus hat, ist die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor: Zwei Tore erzielte er bereits, beides waren jeweils die Siegtreffer gegen den VfL Wolfsburg und Mainz 05.
Insbesondere das Tor gegen Mainz war dabei ein Abziehbild von allem, was Bakayoko so stark macht. Er bekommt den Ball auf Außen, zieht dann plötzlich mit Tempo nach innen und jagt den Ball mit über 100 km/h präzise ins kurze Eck. Ist der Belgier einmal im Tempo und in seinen Situationen, dann kann ihn kaum eine Abwehrreihe aufhalten.
2. Jean-Mattéo Bahoya (20)
Der Eintracht-Star bringt vor allem zwei Dinge mit: Tricks und Tempo! Bahoya gehört zu den trickreichsten und schnellsten Spielern der Liga und startet in dieser Saison endgültig durch.
Der 20-Jährige sammelt bis zum 6. Spieltag im Schnitt alle 115 Minuten einen Scorerpunkt und ist in der hochkarätig besetzten Offensive mit Can Uzun, Ritsu Doan und Johnny Burkhardt der Mann, der für die Tempoverschärfungen zuständig ist.
Bemerkenswert ist dabei Bahoyas Heatmap seiner Ballkontakte. 52 Prozent seiner Ballberührungen finden im Angriffsdrittel statt, eine solch hohe Quote hat kein anderer Spieler bei der Eintracht. Der Franzose ist also häufig die erste Option, sobald Frankfurt einen Angriff startet. In diesen Situationen kann er dann mit seinem Tempo perfekt seine Stärken ausspielen.
1. Michael Olise (23)
Wer sollte sonst auf Platz eins sein außer Michael Olise? Der Franzose ist nicht nur der beste Flügelspieler, sondern auch generell der beste Spieler der Liga – auch wenn Bayern-Kollege Harry Kane ihm hier starke Konkurrenz macht.
Olise hängt in dieser Saison auch Weltstars wie Mo Salah oder Lamine Yamal ab. Er hat offensiv schlicht ein komplett neues Level erreicht. 6,56 schusserzeugende Aktionen pro Spiel, gepaart mit durchschnittlich 0,5 Assists, 7,50 tiefen Pässen und 3,47 Schüssen pro Spiel: Bei all diesen Statistiken rankt Olise zwischen dem 96. und 99. Percentile, mehr Elite geht fast nicht.
Und dabei sieht es immer so aus, als wäre Olise unterfordert, ja fast gelangweilt, wenn er in Dribblings geht. Wahrscheinlich weiß er selbst, dass ihn mittlerweile kaum ein Verteidiger der Welt mehr stoppen kann, man erinnere sich nur an das Spiel gegen Chelsea, als er mit Marc Cucurella Katz und Maus spielte. Einen verdienteren und klareren Platz eins kann es angesichts der durchgehenden Weltklasse von Olise nicht geben.
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