Bremst Kwasniok die Kölner Euphorie? Zwischen Underdog-Rolle und El Mala-Schutzplan
Von Leonard Schmidt

Nach dem gefeierten Siegtreffer von Said El Mala in Hoffenheim und einer erfolgreichen Länderspielpause ist die Stimmung beim 1. FC Köln euphorisch. Vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg tritt Trainer Lukas Kwasniok nun aber bewusst auf die Bremse. Er erteilt der aufkommenden Favoritenrolle eine klare Absage und macht deutlich, dass der Umgang mit seinem 19-jährigen Juwel höchste Priorität hat.
Kwasnioks klare Ansage: "Wir werden in jedem Spiel Außenseiter sein"
Die Vorstellung, dass sein Team als Aufsteiger gegen einen etablierten Bundesligisten wie Augsburg als Favorit gelten könnte, will Kwasniok nicht gelten lassen. "Die Leute, die das sagen, würde ich gerne mal persönlich treffen und mit ihnen ein Wörtchen sprechen", erklärte der Coach und bezeichnete solche Diskussionen als "Geplänkel".
Seine Haltung ist unmissverständlich: "So wahr ich hier sitze, bis zum 34. Spieltag werden wir in jedem Spiel Außenseiter sein." Für einen Aufsteiger sei es das Normalste der Welt, aus der Underdog-Rolle heraus zu agieren. Seinen Respekt vor dem Gegner unterstrich er mit einer Analyse des Augsburger Aufschwungs, die "sehr präsente, sehr selbstbewusste Art des Trainers" Sandro Wagner sei nun mit den "DNA-Attributen des FC Augsburgs" gepaart.
Der Schutzplan für Juwel El Mala
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht jedoch der Umgang mit Said El Mala. Der Hype um den 19-Jährigen ist nach seinem Traumtor riesig, doch Kwasniok wiegelt ab: "Ich habe gar keinen Hype um Said mitbekommen." Gleichzeitig macht er klar, dass er eine besondere Verantwortung für sein Talent trägt. Die hohe Belastung aus Bundesliga und U21-Einsätzen (drei Spiele in einer Woche) habe zu "leichten muskulären Spannungen" geführt.
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Kwasniok will einen Fehler um jeden Preis vermeiden: "Ich möchte nicht eines Tages hier sitzen und die Frage beantworten müssen: ‘Warum habt ihr auf den Jungen nicht achtgegeben?‘" Es sei eine Gratwanderung, den "Flow" des Spielers zu nutzen, ohne ihn zu verheizen. Ob El Mala gegen Augsburg von Beginn an spielt oder von der Bank kommt, ist daher völlig offen. Auch die Rückkehr von Top-Scorer Marius Bülter ist keine Garantie für einen Startelf-Einsatz, da dieser nach seiner Verletzung noch keine 90 Minuten im Tank habe.
Vom Gescheiterten zum Gejagten: El Malas rasanter Aufstieg
Dass Kwasniok so behutsam mit seinem Juwel umgeht, liegt auch an dessen außergewöhnlicher Geschichte. Im Alter von 14 Jahren bei Borussia Mönchengladbach als "zu klein" aussortiert, kämpfte sich El Mala über den TSV Meerbusch und Viktoria Köln zurück. Unter seinem Förderer Marian Wilhelm entwickelte er sich vom rohen Talent zum kompletten Offensivspieler, der physisch und mental stärker wurde.
Sein Potenzial blieb auch den großen Klubs nicht verborgen. Während der BVB ihn als Nachwuchsspieler sah, überzeugte ihn der 1. FC Köln mit einem klaren Bundesliga-Plan. Nach einer weiteren starken Saison bei Viktoria und seinem Durchbruch bei der U19-EM ist er nun der neue Star in der Domstadt. Das Interesse ist entsprechend groß: Sogar der FC Bayern soll sein Interesse für die Zukunft hinterlegt haben. Köln hat mit einem Vertrag bis 2030 ohne Ausstiegsklausel jedoch alle Trümpfe in der Hand - und vielleicht klopft da ja irgendwann auch die spendable Premier League bei den Kölnern an.
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