Beispiel BVB zeigt: Spaß an der Klub-WM haben nur die, die daran verdienen
Von Oscar Nolte

Für die deutschen Vertreter, den FC Bayern und Borussia Dortmund, ist die Klub-WM im Viertelfinale vorbei. Wirklich traurig scheinen die Spieler, die Trainer und der Staff darüber nicht zu sein. Vor allem das Beispiel des BVB zeigte bei diesem Turnier eindrucksvoll, wie wenig Lust die Akteure auf dieses Event haben. Ein Turnier, an dem sich nur diejenigen erfreuen konnten, dessen Geldbeutel sich gefüllt haben.
Der BVB, der schon in der Gruppenphase und im Achtelfinale gegen Monterrey von einem Handbremsen-Auftritt zum nächsten schlitterte, zeigte im Viertelfinale gegen Real Madrid wenig Gegenwehr. Als (noch früh) in der Nachspielzeit aus dem Nichts der Anschlusstreffer zum 2:1 fiel, hatten es die Schwarz-Gelben überhaupt nicht eilig, den Ball aus dem Netz zu holen und zum Mittelkreis zu bringen. Torschütze Maximilian Beier brachte lediglich ein Schmunzeln zustande, wirklich entzündet wirkte der eingewechselte Stürmer durch seinen Anschlusstreffer nicht.
BVB-Akteure kritisieren Klub-WM
Und wieso auch? Beim BVB hatte man die Schnauze voll. Unter katastrophalen Witterungs- und Platzbedingungen schleppten sich die Profis und Trainer durch Trainingseinheiten und Spiele, künstlich aufgebauscht von der FIFA, statt ihren wohlverdienten Urlaub zu genießen. Die BVB-Akteure machten nach dem Spiel gegen Real keinen Hehl daraus, dass sie ob des Ausscheidens im Viertelfinale keine Träne verdrücken werden.
"Ich sage ganz ehrlich: Es gibt bei uns einige Spieler, die froh sind, dass es jetzt ein bisschen Ruhe gibt. Im Grunde stehen wir schon vor den nächsten zwölf Monaten", gestand Julian Brandt im Nachgang des Viertelfinals gegen Real Madrid. Und auch Pascal Groß betonte, dass "nicht zu 100 Prozent ein WM-Gefühl" aufgekommen sei.
Cheftrainer Niko Kovac wurde angesichts der Bedingungen deutlich. "Dass Spieler der Mittagssonne ausgesetzt sind, wo es so heiß hergeht, dass ein Normalsterblicher nicht vor die Tür gehen soll, ist sehr grenzwertig", schimpfte er. "Unter diesen Bedingungen kann man keinen hochintensiven Fußball spielen. Das geht nicht. Dadurch geht das verloren, was den Fußball ausmacht: die Intensität, die Aggressivität, das Hin und Her. Das müssen die Zuschauer vor dem Fernseher auch verstehen."
Der Bild-Reporter Heiko Niedderer fasste den Eindruck, den Viele - Profis wie Zuschauer und Fans - vom neuen Prestige-Projekt der FIFA haben, hervorragend zusammen. "Jetzt wo das Ding aus deutscher Sicht durch ist: Die Klub-WM leider nicht mehr als ein Audi-Sommer-Cup, künstlich aufgeblasen mit Infantinos dubiosem Saudi-Schmiergeld. Sportlich fragwürdig, für die Spieler gesundheitsgefährdend. Hoffe Fluminense gewinnt, einzige mit Herz dabei", schrieb er auf X.
Verletzungen beim FC Bayern und beim BVB
Apropos gesundheitsgefährdend: Der BVB kam gerade so mit heiler Haut davon. Einzig Julien Duranville verletzte sich im Viertelfinale gegen Real Madrid an der Schulter, die Diagnose steht noch aus. Deutlich heftiger hat es den FC Bayern erwischt, bei dem sich Jamal Musiala schwer verletzt hat (Wadenbeinbruch) und auch Josip Stanisic im Viertelfinale mit einer Oberschenkelblessur ausgewechselt werden musste.
Dass die Belastung für Fußballprofis generell immer weiter zunimmt, ist ausreichend dokumentiert - auch von vielen Profis, die den Spielplan heftig kritisieren. Nach einer langen Saison hätten die Spieler nun einen Urlaub verdient; stattdessen müssen sie im Brutofen der USA ein Fabelturnier der FIFA austragen, bei dem nichts winkt, außer ein schönes Preisgeld.
Und so überrascht es nicht, dass angesichts leerer Stadien, qualitativ schwacher Spiele und zahlreichen Verletzungen oder Erschöpfungssymptomen bei den Profis, vor allem diejenigen das Turnier genießen, deren Geldbeutel sich ohne eigenen Aufwand schön gefüllt haben.
Bayern-Präsident Herbert Hainer etwa schwärmte gegenüber Münchner Merkur/tz: "Mir gefällt das Turnier bisher außerordentlich gut." Wenn man sich die Begeisterung der südamerikanischen Fans anschaue, "zeigt das, welches Potenzial in diesem Format steckt. Wer Fans bewegt, bewegt die Welt. Dafür sind wir hier. Und wer nicht rausgeht in die Welt, wird irgendwann nicht mehr gesehen."
Der BVB und der FC Bayern gehen nun nicht mehr raus in die Welt, sondern nach Hause, nach Dortmund und nach München. Für die Profis steht dann endlich Erholung an. FCB-Trainer Vincent Kompany kündigte bereits an: "Morgen geht es zurück nach Hause und dann haben wir 3 Wochen Urlaub. Die Saisonvorbereitung wird erst in 3 Wochen beginnen. Die Jungs müssen sich erholen und ein bisschen Abstand gewinnen, um den nächsten Schritt zu machen."
Obwohl das erste Pflichtspiel der Saison für den FC Bayern am 22. August ist, verzichtet Kompany auf eine längere Vorbereitung und schickt seine Profis lieber in den Urlaub. Das allein zeigt, wie wahnhaft, wie unverantwortlich dieses Turnier ist und war.
Liebe FIFA, das war gar nichts. Und liebe Vereinsbosse, die ihr Prämien von über 50 Millionen Euro für eure Gladiatorenkämpfe in den USA eingestrichen habt: Euer Vergnügen findet auf den Rücken eurer Spieler statt, die offenkundig die Schnauze gestrichen voll haben.
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