Bei Gleichstand im Gesamtergebnis: Gibt es in der Relegation die Auswärtstorregel?
Von Oliver Helbig

Für die einen sind die Relegationsspiele der letzte Schritt, um eine herausragende Saison doch noch zu vergolden, für die anderen sind sie der letzte Strohhalm, um eine verkorkste Spielzeit doch noch zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Aufstieg oder Abstieg, großer Jubel über den Klassenerhalt oder das Tal der Tränen nach dem verzögerten Abstieg, sportlich neues Niveau oder weiter wie bisher – die Relegationsspiele lassen im Vorfeld in beide Richtungen viele Fragen offen, aber vor allem versprechen sie eines: Spannung.
Doch was passiert eigentlich, wenn beide Aufeinandertreffen der jeweiligen Teams, die sich zwischen Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga um die begehrten Plätze in den beiden höchsten deutschen Spielklassen duellieren, unentschieden enden oder am Ende jeweils ein Sieg für ein Team zu Buche steht? Zählt dann die Auswärtstorregel? Wir klären auf.
Was passiert bei Gleichstand im Gesamtergebnis?
Das Relegationshinspiel der Bundesliga zwischen dem 1. FC Heidenheim und der SV Elversberg endete am Donnerstagabend nach einer 2:0-Führung der Gäste mit einem 2:2-Unentschieden. Damit wurden die Hausherren für ihren großen Kampf belohnt. Nun gehen beide Teams mit einem Unentschieden in das Rückspiel. Die beiden Auswärtsstreffer der Elversberger dürften bei den Bundesligisten aus Heidenheim zwar Eindruck hinterlassen haben und das Team um Kult-Trainer Frank Schmidt ist für das zweite Aufeinandertreffen sicherlich gewarnt. Doch wie groß ist die Bedeutung dieser beiden Treffer für Elversberg?
Eine Frage, die dann auch für das Duell um den letzten verbliebenen Startplatz in der 2. Bundesliga zwischen Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Saarbrücken von Bedeutung wäre – je nachdem, wie die Duelle zwischen dem Zweit- und Drittligisten enden würden. Doch darüber muss man sich zum Glück keine Gedanken mehr machen.
Auswärtstorregelung gibt es nicht mehr
Es muss nicht lange hin und her gerechnet werden, denn die lange bekannte und teilweise gefürchtete Auswärtstorregel besteht nicht mehr. Die UEFA hat die Regel in all ihren Klubwettbewerben (Champions League, Europa League und Europa Conference League) abgeschafft. Das gilt auch für nationale Duelle mit Hin- und Rückspiel wie eben der Relegation. Sollte nach Hin- und Rückspiel nicht eindeutig sein, wer die beiden Duelle im Gesamtergebnis für sich entscheiden konnte, dann geht es im Rückspiel in die Verlängerung. Sollte auch die Verlängerung keine Entscheidung bringen, folgt das Elfmeterschießen als finaler und großer Entscheider in der Aufstiegsfrage.
Zur Erinnerung: Bis zur Spielzeit 21/22 sorgte die Auswärtstorregel dafür, dass auswärts erzielte Treffer bei einem Gleichstand im Gesamtergebnis das Zünglein an der Waage darstellten und durch die Mehrgewichtung darüber entschieden, wer das Duell für sich entscheiden konnte.
Ein Beispiel: Team X konnte im Hinspiel auswärts bei Team Y ein 2:2-Unentschieden erreichen und hielt im Rückspiel zu Hause ein 1:1 bis über die Zeit. Somit war Team X aufgrund der mehr erzielten Auswärtstreffer weiter.
Sicherlich hatte auch diese Regelung ihren Reiz und fand in der Fußballwelt einige Befürworter, doch damit ist seit der Spielzeit 2021/22 Schluss. Neben den Relegationsspielen der Bundesliga gilt das unter anderem auch für die Entscheidungsspiele im Europapokal. Alle Tore werden gleich gewichtet, sodass nur noch die Frage nach dem Gesamtausgang zählt.
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