Bayern-typische Niederlage gegen PSG: Diese fünf Probleme sind offensichtlich
Von Dominik Hager

Beim FC Bayern herrscht nach der 0:2-Pleite im Viertelfinale der Klub-WM gegen PSG Katerstimmung pur. Noch schwerer als das Aus beim Turnier in den USA wiegt die Verletzung von Jamal Musiala, der wohl im Kalenderjahr 2025 kein Spiel mehr bestreiten wird.
Da bleibt nicht viel Positives, was man aus der Partie mitnehmen kann. Maximal wäre das die Erkenntnis, welche Dinge beim FC Bayern aktuell falsch laufen. Das PSG-Match hat hierüber nämlich einmal mehr reichlich Aufschluss geliefert.
1. Bayern besitzt nicht die nötige Kaderbreite
Wo immer man europäische Top-Mannschaften im Einsatz sieht, zeigt sich ein einheitliches Bild. Sie alle können fast ohne Qualitätsverlust nach Belieben wechseln. Während es sich PSG leisten kann, Ousmane Dembélé von der Bank zu bringen und Real Madrid gegen Dortmund Kylian Mbappé und Rodrygo einwechselt, sieht es beim FCB schnell zappenduster aus.
Nicht umsonst musste nach der Stanisic-Verletzung - der auch kein gelernter Linksverteidiger ist - mit Konrad Laimer ein Spieler nach links, der dort noch weniger zu Hause ist. Nach der Horror-Verletzung von Jamal Musiala kommt Serge Gnabry in die Partie - und bleibt zum x-ten Mal bei dieser Klub-WM ein Nicht-Faktor.
Auch einen zweiten Angreifer im Kader, der gegen Spielende nochmal für Gefahr sorgen kann, vermisst man schmerzhaft. Demnach braucht sich auch niemand darüber wundern, dass die Partie am Ende zu Gunsten von Paris Saint-Germain ausgeht.
Frische Impulse sind in einem anstrengenden Spiel einfach Gold wert - und hier kann Bayern nicht liefern.
Dass die Bosse die Zeichen der Zeit erkannt haben, ist leider arg zu bezweifeln. Das Hoeneß-Interview lässt hier mal wieder tief blicken. Bei BR24 Sport erklärte dieser, "nicht um jedem Preis" neue Spieler verpflichten zu wollen. "Für Backups 60, 70, 80 Millionen zu bezahlen... weiß ich nicht", so der Ehrenpräsident, der auch bestätigte, dass Rafael Leao nie ein heißes Thema war.
Der Status Quo besagt, dass nach der Musiala-Verletzung nur noch vier gestandene Spieler für vier Positionen zur Verfügung stehen - also definitiv mal drei zu wenig.
2. Vincent Kompany fehlt der Mut
Es war wieder mal bezeichnend, dass beim Stande von 0:1 in der 88. Minute Raphael Guerreiro ins Spiel gebracht wurde. Zwar ist der Portugiese kein schlechter Spieler, allerdings ist man dennoch geneigt, in Richtung Vincent Kompany zu rufen, dass er doch einfach mal Mut zeigen soll.
Wenn es schon an Hochkarätern auf der Bank fehlt, wäre das ja zumindest die Chance, mal einem jungen Spieler eine Chance zu geben. Mit Lennart Karl und Jonah Kusi-Asare saßen noch zwei Offensiv-Youngster draußen. In einer Phase, in der ohnehin nur noch ein Lucky Punch die Münchner hätte retten können, wäre es eigentlich genau der Moment gewesen, alles auf Attacke zu setzen.
Die Wechsel von Kompany haben sich aber wie ein roter Faden durch die Klub-WM gezogen. Junge Spieler - darunter auch Neuzugang Tom Bischof oder Leih-Rückkehrer Adam Aznou - haben kaum Gelegenheiten bekommen. Auch gegen Paris setzte Kompany beispielsweise wieder auf Serge Gnabry, der erneut nicht ablieferte. Was soll mit einem jungen Spieler denn eigentlich noch mehr schiefgehen?
Es ist nicht verwunderlich, dass Lennart Karl und Adam Aznou einen Weggang aus München in Erwägung ziehen sollen.
3. Bayern fehlt der Killer-Instinkt der Top-Teams
Spiele gegen Top-Teams nehmen aus Bayern-Sicht seit Jahren fast immer den identischen Verlauf. Die Münchner halten gut mit, spielen gefälligen Fußball und sind über weite Strecken sogar das bessere Team. Am Ende jubeln aber doch die anderen. Das PSG-Match war ein absolutes Paradebeispiel dafür. Tatsächlich ließ das Spiel zumindest bis zur Musiala-Verletzung die Hoffnung aufkeimen, dass der FCB grundsätzlich noch absolut mit den besten Teams der Welt mithalten kann.
Am Ende war es dann aber doch wieder die individuelle Klasse von Desire Doué, die den Unterschied gemacht hat. Genau diese Qualität geht dem FC Bayern ab. Big-Game-Entscheider wie Arjen Robben, Franck Ribery oder Thomas Müller in Bestform gibt es beim FC Bayern aktuell nicht. Michael Olise ist auf einem guten Weg dorthin, hat den Step allerdings noch nicht geschafft. Selbst Musiala hat gegen die echten Größen des Weltfußballs noch nicht so richtig scoren können - und wird angesichts des unglaublichen Verletzungspechs wohl auch noch eine ganze Weile brauchen.
Während auf der einen Seite des Feldes die bahnbrechende Situation fehlt, wird sie auf der anderen Seite immer wieder mit Unfähigkeit heraufbeschworen. Kann man das 0:1 noch größtenteils der individuellen Klasse von Doué zuordnen, war das 0:2 einmal mehr bodenlos verteidigt. Ansonsten wäre durchaus die Chance da gewesen, kurz vor dem Ende noch in doppelter Überzahl auszugleichen. In den entscheidenden Szenen sind andere Top-Klubs einfach effizienter, abgezockter und konzentrierter.
Irgendwann ist es kein Zufall mehr, wenn Spiele gegen andere Hochkaräter fast immer verloren gehen, obwohl man spielerisch eigentlich mithalten kann.
4. Linksverteidger-Position ohne Alphonso Davies ein Problem
Der FC Bayern ist wahrlich darauf angewiesen, dass Alphonso Davies nicht nur schnell zurückkommt, sondern auch seine Verfassung vor der Verletzung zumindest ansatzweise erreicht.
Aktuell sieht es links hinten schließlich überhaupt nicht gut aus. Josip Stanisic war bis zu seiner Verletzung ein Unsicherheitsfaktor. Ohnehin sieht man beim Kroaten immer wieder, dass ihm gegen die Top-Flügelspieler der Welt das Tempo und das nötige Zweikampfverhalten fehlen. Stanisic mag ein solider Back-up sein, mehr aber auch nicht.
Zwar hat Konrad Laimer seinen Job auf der linken Seite ordentlich gemacht und doch ist auch er hier keine Dauerlösung. Zum einen wird er auf der rechten Seite gebraucht und zum anderen ist es einfach wenig sinnvoll, wenn seine ohnehin schon oft mäßigen Hereingaben dann auch noch mit dem schwächeren Fuß erfolgen.
Hier könnte es definitiv Sinn machen, sich einen erfahrenen Spieler an Bord zu holen, auf den Verlass ist, bis Davies und Hiroki Ito zurückkommen.
5. Manuel Neuer muss endlich seien Spielstil anpassen
Manuel Neuer hat zwar gegen PSG - wie bereits in den vorherigen Spielen bei der Klub-WM - starke Paraden gezeigt, jedoch muss der Bayern-Kapitän einsehen, dass er keine 30 mehr ist. Bezeichnend sind die zwei Aktionen außerhalb des Strafraums, die beide beinahe zum Gegentor geführt hätten.
Bereits in der vergangenen Saison patzte Neuer mehrmals bei seinen Ausflügen, unter anderem gegen Leverkusen im Pokal und Aston Villa in der Champions League. Neuer hat einfach deutlich an Geschwindigkeit eingebüßt und wirkt - wenn er den Ball hat - auch nicht mehr handlungsschnell genug.
Der 39-Jährige muss sein Spiel dahingehend anpassen, dass er solche Ausflüge schlichtweg unterlässt und das Risiko aus seinem Spiel nimmt. Dass Neuer auf der Linie noch immer zu Weltklasse-Paraden imstande ist, eine gute Strafraumbeherrschung hat und zielgenau abschlagen und abwerfen kann, hat er gezeigt. Für seine typische Interpretation des Torwartspiels fehlt es aber an Spritzigkeit.
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