Angespannte Situation trotz CL-Kohle: Der Grund für Dortmunds schmalen Geldbeutel

Auch mit den Millionen aus der Champions League kann Borussia Dortmund derzeit nicht groß auf dem Transfermarkt planen. Die Dortmunder sind zwingend auf Verkäufe angewiesen und leben etwas über ihren Verhältnissen. Zwei BVB-Insider legen den Finger in die Wunde.
Lars Ricken und Sebastian Kehl
Lars Ricken und Sebastian Kehl / Christof Koepsel/GettyImages
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Borussia Dortmund hat sich in einem phänomenalen Bundesliga-Endspurt doch noch für die Champions League in der kommenden Saison qualifiziert und damit auch für deutlich bessere finanzielle Perspektiven gesorgt. Die finanzielle Gesamtsituation des BVB bleibt aber auch mit den Millionen aus der Königsklasse angespannt. Das hat Gründe.

BVB hat ein Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben

Mit dem Geldregen aus der Königsklasse gelingt es dem BVB zunächst nur, den aktuellen Standard zu halten. Das führt jedoch nicht zu einer wesentlichen Erleichterung auf dem Transfermarkt. Bei großen Transfers sind den Dortmundern die Hände gebunden. Das hat Sebastian Kehl bereits klargestellt. "Wir haben jetzt nicht irgendwo einen Extra-Geldkoffer gefunden, weil wir in der Champions League spielen", so der Dortmunder Sportdirektor.

Sky-Reporter Jesko von Eichmann legte die Dortmunder Situation in einer Folge des Podcasts `Auffe Süd` dar. "Die Einnahmen aus der Champions League lagen in der vergangenen Saison bei 100 Millionen, die du von der UEFA bekommen hast, plus X, was du dann noch durch die Heimspiele eingenommen hast", so der BVB-Insider. Insgesamt machte das eine Summe von rund 130 Millionen Euro. Das Dortmunder Problem liegt aber auf der Ausgabenseite.

Einer der Dortmunder Top-Verdiener: Niklas Süle
Einer der Dortmunder Top-Verdiener: Niklas Süle / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Allein für die Gehälter ihrer Spieler geben die Borussen demnach mehr als 200 Millionen Euro aus. Hinzu kommen die weiteren Ausgaben, die sich rund um einen Bundesligisten auftürmen. "Wenn du insgesamt 268 Millionen Euro allein fürs Personal ausgibst, musst du in allen anderen Bereichen erst einmal das Geld einnehmen, bis du bei einer schwarzen Null bist", so die deutlichen Worte von Jesko von Eichmann.

"Wenn du insgesamt 268 Millionen Euro allein fürs Personal ausgibst, musst du in allen anderen Bereichen erst einmal das Geld einnehmen, bis du bei einer schwarzen Null bist."

Jesko von Eichmann

Dortmund hält sich mit Verkäufen über Wasser

Trotz verschiedener Einnahmequellen durch Ticketing, Marketing und Vermarktung lebt der BVB hauptsächlich von gewinnbringenden Spielerverkäufen wie denen von Dembele, Haaland, Sacho und Co. Das hat auch Patrick Berger klargestellt. "Das ist das Transfer- und Geschäftsmodell von Borussia Dortmund: Spieler zu verpflichten und für viel Geld zu verkaufen", so der Dortmund-Experte von Sky.

Dem BVB fehlen aktuell diese massiven Einnahmen aus Verkäufen. Auf der anderen Seite stehen enorme Transferaufwendungen für Neuzugänge. "Der BVB hat letztes Jahr, wenn du die Nebengeräusche dazuzählst, also Handgeld, Beraterprovision, Signing-Fee, etc., über 100 Millionen Euro ausgegeben für Beyer, Guirassy, Groß, Anton und Couto", analysiert Berger weiter. Die Verkäufe von Niclas Füllkrug und Donyell Malen halfen lediglich dabei "um irgendwie auch ein Stück weit gegenzusteuern", so Berger weiter. Den Ausgaben von 100 Millionen standen am Ende also lediglich Einnahmen von 60 Millionen durch diese Verkäufe gegenüber.

"Das ist das Transfer- und Geschäftsmodell von Borussia Dortmund: Spieler zu verpflichten und für viel Geld zu verkaufen."

Patrick Berger

Um im Sommer auf dem Transfermarkt sinnvoll aktiv werden zu können, müssen die Dortmunder unbedingt Verkäufe in Millionenhöhe erzielen. Ein Beispiel dafür wäre der Verkauf von Jamie Gittens. "Wenn du mit Jobe Bellingham allein schon 25 plus fünf oder 30 Millionen ausgegeben hast, dann hast du vielleicht noch mal fünf Millionen, die du irgendwo investieren kannst, aber dann musst du gucken, dass du Spieler loswirst", warnt Berger mit Blick auf einen möglicherweise mauen Transfersommer.


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