Was macht eigentlich der Ex-Freiburger Rekordverkauf Caglar Söyüncü?

Caglar Söyüncü wechselte einst als Toptalent aus der 2. türkischen Liga nach Freiburg. Dort wurde er schnell für teures Geld weiterverkauft. Was macht der Innenverteidiger heute eigentlich?
Caglar Söyüncü
Caglar Söyüncü / PATRIK STOLLARZ/GettyImages
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Als der SC Freiburg im Sommer 2016 nach einjähriger Abstinenz in die Bundesliga zurückkehrte, hatte der kleine Klub aus dem Breisgau einen ungewöhnlichen Toptransfer im Gepäck. Während Spieler wie Janik Haberer, Jonas Meffert, Manuel Gulde oder Onur Bulut und Rafal Gikiewicz für gewohnt kleines Geld geholt wurden, kam ein 20-jähriger Innenverteidiger für knapp acht Millionen Euro aus der zweiten türkischen Liga: Caglar Söyüncü.

Ein heißblütiger Türke, der nicht nur mit seinem speziellen Namen, sondern auch mit seinen langen, lockigen Haaren und seinen temperamentvollen Spielstil schnell auf sich aufmerksam machte. Die ersten drei Bundesliga-Spiele Söyüncüs sollten dabei zum Sinnbild für seine Freiburger Zeit werden. Auf eine ordentliche Leistung gegen Hertha BSC (1:2) folgten eine starke Leistung beim 3:1-Heimsieg gegen Gladbach und eine fatale Leistung samt kapitaler Böcke und Auswechslung zur Halbzeit beim 0:3 in Köln. Immer wieder schwankte der junge Verteidiger zwischen Genie und Wahnsinn, leistete sich immer wieder mal unerklärliche Aussetzer.

Dennoch wurde schnell klar, welch großes Talent in Söyüncü schlummerte. Und deshalb legte Leicester City im Sommer 2018 bereits 21,1 Millionen Euro Ablöse auf den Tisch, um den mittlerweile 22-Jährigen auf die Insel zu lotsen. Ein Angebot, dass der kleine SC Freiburg natürlich nicht ablehnen konnte, machte es Söyüncü doch zum neuen Rekordverkauf - einen Status, den der Türke erst im Sommer 2023 an Kevin Schade (25 Mio. Euro) abtreten musste. Doch wie erging es Söyüncü seither?

Nun, zunächst einmal hatte Söyüncü eine zähe erste Saison bei Leicester vor sich, in der er viel Lehrgeld bezahlte und zumeist zusehen musste. Lediglich acht Pflichtspiele absolvierte er 2018/19 für die Foxes, musste zweimal sogar in der Premier League 2 [der U23-Liga, Anm.] ran. Eine starke Vorbereitung im Rücken, änderte sich das Bild ab Sommer 2019 unter dem neuen Trainer Brendan Rodgers jedoch völlig: Söyüncü stieg zum Stammspieler auf und machte 42 der 50 möglichen Pflichtspiele.

Mit jedem Auftritt gewann der junge Türke sichtlich an Selbstvertrauen und stellte seine individuellen Fehler komplett ab. Eine elementare Rolle beim sensationellen Gewinn des FA-Cups in der Saison 2020/21 spielend, hatte sich Söyüncü spätestens in seiner dritten Spielzeit in England zu einem der begehrtesten Innenverteidiger der Premier League entwickelt. Mittlerweile einen Höchstmarktwert von 45 Millionen Euro [Quelle: Transfermarkt.de] erreicht, blieb der große Wechsel jedoch aus. Als Söyüncü im Frühsommer 2022 dann ankündigte, seinen 2023 auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern, war er plötzlich komplett außen vor - obwohl Leicester 2022/23 in massive Abstiegsgefahr geriet und letztlich sogar tatsächlich in die Championship abstieg.

Und so endete Söyüncüs fünfjähriges Kapitel auf der Insel mit einem faden Beigeschmack. Den Türken interessierte das jedoch wenig, für ihn stand nun nämlich der ablösefreie Wechsel zum spanischen Topklub Atletico Madrid an. Obwohl der zweikampfstarke Innenverteidiger auf dem Papier eigentlich perfekt zu Trainer Diego Simeone hätten passen sollen, kam er dort - ziemlich überraschend - jedoch nie über die Reservistenrolle hinaus.

Nach lediglich neun Kurzeinsätzen verließ Söyüncü die spanische Hauptstadt deshalb nach sechs Monaten schon wieder und ließ sich in seine Heimat an Fenerbahce Istanbul verleihen. Dort stieg er sofort wieder zum Stammspieler auf, musste im zurückliegenden Sommer aber drei sportliche Tiefschläge verkraften. Zum einen musste er sich mit Fenerbahce sowohl in Liga als auch Pokal jeweils Erzrivale Galatasaray geschlagen geben, zum anderen schaffte er es aufgrund eines Muskelrisses im Oberschenkel nicht mehr in den türkischen EM-Kader.

Den Sprung zum Weltklasse-Innenverteidiger hat Söyüncü also ohne Zweifel verpasst. Mit weiterhin nur 28 Jahren hat er aber auch noch alle Möglichkeiten, nochmal im europäischen Spitzenfußball Fuß zu fassen. Für den Moment scheint Söyüncü aber bei Fenerbahce eine neue sportliche Heimat gefunden zu haben. Der türkische Vizemeister verpflichtete ihn im Sommer für 8,5 Millionen Euro fest. Eine Investition, die sich für beide Seiten gelohnt hat: Söyüncü ist unumstrittener Stamm- und Führungsspieler unter Jose Mourinho und befindet sich auf dem besten Weg, auch für die türkische Nationalmannschaft wieder wichtig zu werden.


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