Furchtbare Debüt-Saison: Warum Yan Couto beim BVB trotzdem eine neue Chance kriegen muss

Yan Couto ist beim BVB gefloppt. Aus verschiedenen Gründen sollten die Westfalen dem Brasilianer jedoch eine zweite Chance geben.
Yan Couto hat ein schwieriges erstes Jahr in Dortmund hinter sich
Yan Couto hat ein schwieriges erstes Jahr in Dortmund hinter sich / Luciano Lima/GettyImages
facebooktwitterreddit

Yan Couto wurde im vergangenen Sommer bei Borussia Dortmund als Transfercoup gefeiert. Ein junger, technisch versierter Schienenspieler, der eine fulminante Saison in Spanien hinter sich hat, dazu noch per Leihe mit Kaufverpflichtung kam, wodurch die Abschreibung des Transfers ins nächste Geschäftsjahr verschoben werden konnte - Sportdirektor Sebastian Kehl erhielt für den Couto-Deal viel Applaus.

Der Applaus ist mittlerweile abgeebbt, nichtmal ein Echo hallt noch nach. Couto hat sich als Mega-Flop entpuppt, der sich beim BVB weder akklimatisieren, noch sportlich überzeugen konnte. Da die Kaufpflicht für den Brasilianer bereits gegriffen hat, muss Schwarz-Gelb im Sommer 25 Millionen Euro an Manchester City zahlen. Was vor einem Jahr noch wie ein fairer Preis klang, ist heute ein Griff ins Klo.

BVB würde Couto im Sommer wohl wieder ziehen lassen

Den einschlägigen Medien war zuletzt zu entnehmen, dass der BVB Transferflop Couto im Sommer schon wieder ziehen lassen würde. Sollte ein annehmbares Angebot für den Brasilianer eintreffen, sollten die Westfalen auch die Reißleine ziehen, das steht außer Frage. Da mit einem solchen Angebot aber eher nicht zu rechnen ist, sollten die Verantwortlichen dem 22-Jährigen ganz entschieden noch eine zweite Chance geben. Das hat drei Gründe.

Zunächst einmal hat der BVB auf dem Transfermarkt in den vergangenen Jahren viel Geld in den Sand gesetzt. Nach einer furchtbaren Debütsaison für den BVB - Coutos erste Station auf gehobenem Niveau - dürfte es kaum einen Markt für den Rechtsaußen geben. Dortmund würde den Brasilianer nur mit einem großen Transferminus loswerden - und müsste gleichzeitig noch einen Ersatz verpflichten, der mehr PS auf das Feld bringen kann. Das kann sich der BVB, der andere Baustellen im Kader hat, eigentlich nicht leisten.

Zudem ist es eine gute alte Tradition, dass Brasilianer in der Bundesliga eine gewisse Anlaufzeit brauchen. In Dortmund muss man für einen Beweis dafür nicht lange suchen: Vereinslegende Dede wollte den BVB nach seinen ersten Monaten (und dem ersten kalten Winter) umgehend wieder verlassen, taute nach einem ungemütlichen ersten Jahr dann aber doch noch auf und wurde zu einem der größten Spieler, der jemals das schwarz-gelbe Trikot trug.

"Ich war alleine, keine Freunde, keine Familie, anderes Essen, andere Sprache, anderes Wetter", sagte Dede rückblickend im Gespräch mit 11Freunde über seine Anfangszeit in Deutschland. Einen Zustand, den Yan Couto, der bisher in der brasilianischen Heimat, in Portugal und in Spanien gespielt hat, sicher nachvollziehen kann. Warum nicht also auch ihm die Zeit geben, um aufzutauen und so richtig anzukommen? Ein warmer Sommer und eine lange Vorbereitung, um die schwierige erste Saison abzuschütteln, könnten da gerade richtig kommen.

Couto fremdelt auf falscher Position

Und schließlich spricht auch ein fußballreales Argument dafür, dass der BVB bei Couto noch nicht aufgeben sollte. Nominell ist der 22-Jährige zwar Rechtsverteidiger, seine Position ist aber ganz klar die rechte Schiene. Glänzen konnte Couto in der Vergangenheit bei Girona als rechter Außenspieler in einer Fünferkette. Zu Beginn seiner Zeit beim BVB musste der Brasilianer jedoch als klassischer Rechtsverteidiger ran, wo seine offensiven Stärken verpufften und seine defensive Anfälligkeit zum unlösbaren Problem wurde.

Coutos ersten Monate beim BVB waren von Rückschlägen geprägt. Cheftrainer Nuri Sahin setzte auf ein System, in dem der Neuzugang nicht zur Geltung kam. Zudem erlitt Couto im Oktober eine Muskelverletzung und fiel einige Wochen aus. Neues Land, neue Sprache, schlechtes Wetter - und dann auch noch so ein Stotterstart: Dass ein junger Spieler da sein Selbstbewusstsein verliert, ist verständlich.

Der Trainerwechsel von Sahin auf Niko Kovac dürfte Couto nun in die Karten spielen. Kovac hat auf eine Dreierkette umgestellt, wodurch Couto endlich auf seiner Gardeposition zum Einsatz kommen kann. Aktuell ist noch nicht die Zeit, um dem 22-Jährigen wieder regelmäßige Spielzeit zu geben, da Kovac im Kampf um die Champions League auf seine formstärksten Spieler setzen muss. Über den Sommer kann sich Couto bei Kovac aber anbieten. Bisher hat der neue Borussia-Trainer zudem auch ein Händchen dafür bewiesen, formschwache und völlig verunsicherte Spieler wieder aufzubauen.

Obwohl Yan Couto also beinahe schon ein Jahr bei Borussia Dortmund ist, scheint es noch viel zu früh für eine endgültige Bewertung zu sein. Zu viel Pech hatte der Brasilianer: mit seinem Körper, mit dem System und dem Trainer sowie dem kollektiven Versagen der gesamten Mannschaft in den ersten Monaten der Saison. Da es utopisch ist, Couto in diesem Sommer zu einem adäquaten Preis zu verkaufen, sollte der BVB dem Brasilianer also lieber eine zweite Chance geben. Immerhin hat das vor 25 Jahren mit Dede auch funktioniert.


Mehr Artikel zum BVB lesen:

feed