Viele Spuren, wenig Klarheit – wie realistisch sind die Goretzka-Gerüchte wirklich?
Von Leonard Schmidt

Der Vertrag von Leon Goretzka beim FC Bayern München läuft aus und eine Verlängerung ist bislang nicht in Sicht. Sportlich hat sich seine Rolle verändert, auch wenn er weiterhin regelmäßig eingesetzt wird. Das macht ihn für viele Klubs interessant, gleichzeitig aber auch zu einer komplexen Personalie.
Wie realistisch ist ein Winter-Transfer?
Entscheidend für den Goretzka-Poker bleibt vor allem die aktuelle Lage beim FC Bayern. Auch wenn der Mittelfeldspieler längst nicht mehr zu den zentralen Leistungsträgern zählt, ist er für die Kaderbreite weiterhin von Bedeutung. Die Münchner gehören in dieser Saison endlich wieder zum engsten Favoritenkreis in der Champions League. Den Kader mitten im Wettbewerb für eine vergleichsweise geringe Ablöse zu schwächen, wäre daher nur schwer nachvollziehbar.
Auch aus Sicht von Goretzka selbst spricht wenig für einen vorzeitigen Abschied. Bis zum Sommer bezieht er weiterhin ein sehr hohes Gehalt und hätte zudem die Chance, noch um sämtliche Titel mitzuspielen. Sollte jedoch ein sportlich wie wirtschaftlich überzeugendes Angebot auf den Tisch kommen, könnten einzelne Klubs dennoch bereits im Winter interessant werden.
1. La-Liga-Gerüchte und Atlético als Dauerthema
Aus Spanien heißt es etwa von Journalist Matteo Moretto via Radio Marca, dass Goretzka keine langfristige Perspektive mehr in München habe und sich ein Wechsel ins Ausland anbietet. Besonders häufig fällt dabei der Name Atlético Madrid. Die Madrilenen sollen die Situation aufmerksam beobachten und Goretzka als passenden Spielertyp für ihr zentrales Mittelfeld sehen.
Klar ist jedoch auch, dass ein Wechsel frühestens im Sommer realistisch wäre. Ein Wintertransfer wird von Atlético ausgeschlossen. Zudem gibt es bislang keinerlei Hinweise auf konkrete Gespräche oder Angebote. Das Interesse wirkt eher strategisch als akut.
2. Real Madrid als großes, aber fragwürdiges Szenario
Besonders spektakulär klangen zuletzt Berichte vom spanischen Pendant zu Fußballtransfers, Fichajes, über ein mögliches Interesse von Real Madrid. Demnach soll man in Spanien darüber nachdenken, Goretzka bereits im Winter zu verpflichten, um den Konkurrenzkampf im Mittelfeld zu erhöhen.
Bei genauer Betrachtung wirkt dieses Szenario jedoch wenig realistisch. Mit Jude Bellingham, Federico Valverde, Eduardo Camavinga und Aurélien Tchouaméni ist das Mittelfeld der Königlichen hochkarätig und langfristig besetzt. Hinzu kommt das Gehaltsthema: Die rund 13 Millionen Euro Jahresgehalt, die Goretzka in München bezieht, würden nicht zur aktuellen Gehaltsstruktur Reals passen. Entsprechend gilt dieses Gerücht eher als theoretisches Gedankenspiel.
3. Tottenham wird konkreter
Deutlich greifbarer erscheint dagegen das Interesse aus England. Nach Informationen von Sports Digitale hat Tottenham Hotspur direkte Gespräche mit dem Umfeld von Goretzka aufgenommen. Die Spurs wollen sich offenbar frühzeitig positionieren, falls sich im Januar oder spätestens im Sommer eine Gelegenheit ergibt.
4. Italien, Türkei und alte Weggefährten
Neben England und Spanien tauchen auch Juventus Turin, die SSC Neapel, Galatasaray und Fenerbahçe regelmäßig in der Gerüchteküche auf. Besonders in der Türkei wird ein möglicher Wechsel emotional aufgeladen, da Trainer Domenico Tedesco als großer Befürworter Goretzkas gilt.
Dass in der Türkei grundsätzlich auch ein Bayern-Gehalt darstellbar ist, zeigte zuletzt bereits der Deal um Leroy Sané. Deutlich schwieriger wird es jedoch beim sportlichen Niveau. Sowohl die Aussicht auf regelmäßige Champions-League-Teilnahmen als auch die realistische Chance auf einen Platz im DFB-Kader würden bei einem solchen Schritt spürbar ins Wanken geraten.
5. Verlängerung zu neuen Konditionen als stille Option
Parallel zu allen Wechselgerüchten existiert weiterhin eine interne Lösung. Laut AS ist ein Abgang zumindest noch nicht beschlossen. Eine Vertragsverlängerung zu reduzierten Bezügen wäre daher denkbar, ähnlich wie bei Serge Gnabry. Der Knackpunkt bleibt das Gehalt. Mit bis zu 17 Millionen Euro pro Jahr zählt Goretzka zu den Top-Verdienern. Eine Verlängerung zu diesen Konditionen ist für den FC Bayern daher ausgeschlossen.
Ob der Nationalspieler bereit wäre, deutliche Abstriche in Kauf zu nehmen, hängt maßgeblich von seiner sportlichen Perspektive ab. Die Konkurrenz mit Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlović und Tom Bischof ist zwar groß, aber auch Serge Gnabry hat es geschafft, unter schwierigen Umständen zurück in den Kader zu kommen.
Viele Optionen, eine Entscheidung
Stand jetzt deutet vieles darauf hin, dass sich die Zukunft von Leon Goretzka nicht im Januar, sondern erst im Sommer klären wird. Interessenten gibt es genug, echte Bewegung jedoch noch nicht. Der Poker ist eröffnet und beim richtigen Angebot könnte es schon ab Neujahr spannend werden.
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