Transfer-Winter auf Schalke: Welche Baustellen und Lösungen gibt es?

Der FC Schalke könnte so manche Winter-Verstärkung noch gut gebrauchen. Diese offenen Baustellen werden aber voraussichtlich nicht angegangen werden können.
Frank Baumann kann keinen richtigen Transfer-Winter planen
Frank Baumann kann keinen richtigen Transfer-Winter planen / Sebastian El-Saqqa - firo sportphoto/GettyImages
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Der Transfer-Winter bietet den Vereinen die Gelegenheit, offene Baustellen im Kader anzugehen. So kann beispielsweise auf im Sommer verpasste Verpflichtungen oder auf eine durch Verletzungen gebeutelte Personallage reagiert werden.

Theoretisch könnte auch der FC Schalke noch den ein oder anderen Spieler gebrauchen, um den Kader zu verstärken. Baustellen gibt es mehrere, entweder durch teilweise nur dünn besetzte Positionen, oder aber durch mehrere verletzungsbedingt ausfallende Akteure, die eigentlich eingeplant waren.

Kein Geld und ein Luxusproblem: Schalke muss zweigleisig planen

Das Problem: Der Zweitliga-Herbstmeister verfügt über kein Transferbudget für den Januar. Frank Baumann könnte nur dann aktiv werden, wenn Einnahmen generiert oder zumindest Einsparungen vorgenommen werden. Im Klartext: Der S04 müsste Spieler verkaufen, um wiederum neue Spieler zu verpflichten oder sie auszuleihen. Die Spieler, die dafür in Frage kommen würden, haben aber einerseits kaum einen Markt und verdienen andererseits ein gutes Gehalt bei den Gelsenkirchenern. Entsprechend schwierig ist es sie abzugeben, entsprechend unrealistisch sind solche Einnahmen.

Dazu kommt ein Luxusproblem auf: Schalke verfügt über eine gute Ausgangslage im Aufstiegsrennen. Das heißt natürlich noch nicht, dass - insbesondere in einer bis dato ebenso starken wie eng zusammen stehenden Spitzengruppe - die Mannschaft von Miron Muslic auch in diesem Aufstiegsrennen bleiben und sich schlussendlich die Rückkehr in die Bundesliga verdienen wird.

Aber schon allein diese theoretische Möglichkeit zwingt Baumann dazu, neben einem Zweitliga- auch einen Erstliga-Transfersommer zu planen. Für Letzteren bräuchte es im Sinne des dann erhofften Klassenerhalts größere Ausgaben. Um diese leisten zu können, müsste eigentlich gänzlich auf Winter-Ausgaben verzichtet werden.

Dennoch stellt sich grundsätzlich die Frage, auf welchen Positionen sich Schalke bestenfalls noch verbessern sollte. Völlig ausschließen wollte Baumann etwaige Neuzugänge nämlich auch nicht (via WAZ): "Unser Job ist es, dass wir auf alles vorbereitet sind und in jeder Transferphase versuchen, den Kader bestmöglich aufzustellen und zu optimieren. Ob das gelingt, kann ich nicht sagen. Ich kann sagen, dass wir nur das machen, was wir für sinnvoll erachten."

Wo könnte Schalke noch Winter-Verstärkung gebrauchen?

Anmerkung: Die "internen Neuzugänge", von denen auch Baumann angesichts der geringen finanziellen Möglichkeiten bereits gesprochen hat, sind im folgenden Text dick geschrieben. Damit wird deutlich gemacht, auf welche Rückkehrer der S04 entweder schon zum Januar, oder im weiteren Verlauf der Rückrunde, setzen kann.

1. Tor und Abwehr: Keine Verstärkung nötig

Weder im Tor, noch in der Abwehr muss sich Schalke für die Rückrunde verstärken. Sowohl quantitativ, als auch qualitativ sind die Knappen hier gut aufgestellt.

Die Innenverteidigung ist stabil und verfügt insbesondere mit der Rückkehr von Timo Becker über eine weitere Option. Auch Adrian Gantenbein sollte im Januar wieder zur Verfügung stehen, sodass sich auch auf den Außenpositionen weitere Entlastung einstellen wird. Ebenfalls nicht zu vergessen: Der 18-jährige Dylan Leonard wird zum Jahreswechsel ebenfalls seine Spielberechtigung erhalten.

2. Mittelfeld: Ein El-Faouzi-Ersatz und kreativer Kopf wären schön

Sobald sie einsatzbereit sind, bilden Ron Schallenberg und Soufiane El-Faouzi das Mittelfeld. Klar ist aber auch: Sollte einer von beiden ausfallen, fällt es Schalke nicht leicht, diesen Qualitätsverlust aufzufangen. Spieler wie Max Grüger oder zuletzt auch Paul Pöpperl sind zwar Kandidaten, aber längst nicht auf einem vergleichbaren Niveau unterwegs.

Mauro Zalazar konnte sich bislang nicht wirklich durchsetzen, während Janik Bachmann eher enttäuschte und ohnehin primär als Offensivoption anzusehen ist. Deshalb bräuchte es durchaus noch einen vergleichbaren Spielertypen wie El Faouzi und damit einen Spieler, der eine intensive Spielweise mit Ballgefühl kombiniert - Schallenberg ist eher der Abräumer auf der Sechs.

Ein Kreativspieler würde den Gelsenkirchenern ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Bei den letzten Spielen wurde ein weiteres Mal deutlich, dass es in Ballbesitzphasen mehr Ideen und in Umschaltaktionen clevere Aktionen braucht. Da Schalke aber de facto eher mit einem Zweier-Mittelfeld spielt, das von den Schienenspielern flankiert wird, wäre ein solcher Spielertyp nur schwer unterzubringen.

3. Sturm: Quantitativ passt es (ohne Verletzungen)

Moussa Sylla ist im Sturm so gut wie gesetzt, Kenan Karaman als Halbzehner dahinter ist es. Zur Rückrunde dürfte auch Christian Gomis wieder vollumfänglich einsatzbereit sein, der dann Christopher Antwi-Adjei verdrängen dürfte. Grundsätzlich wäre auch Peter Remmert noch eine Option, dessen Rückkehr aber noch nicht abzusehen ist. Zum Saisonstart brachte ihm Muslic viel Vertrauen entgegen.

Emil Højlund kann zwar kaum mehr verlässlich eingeplant werden, er wäre aber theoretisch ein Stürmertyp, der sehr gut zum Muslic-Style passen würde. Der bereits angesprochene Bachmann (zuletzt ebenfalls verletzt) hat auch schon eine dieser Rollen übernommen. Schnell wird klar: Rein quantitativ scheint Schalke im Sturm gut besetzt zu sein.

Dennoch könnte der bereits im Mittelfeld-Segment angesprochene Kreativspieler noch gut auf die Halbzehner-Position passen. Natürlich müsste er auch ein guter Pressingspieler sein, der die Umschaltaktionen, auf die Schalke vorrangig setzt, auszunutzen weiß. Ein solches Profil gibt es nicht allzu häufig und ist dementsprechend schwierig zu holen - und vermutlich auch vergleichsweise kostspielig.

Fazit: Baustellen sind da - werden aber wohl nicht angegangen

In dieser Übersicht wird schnell klar: In der Theorie hat Schalke definitiv die ein oder andere Position, die verstärkt werden müsste, das ein oder andere Spielerprofil, das den Kader besser machen würde. In der Praxis jedoch werden diese Baustellen wohl nicht adressiert werden. Das Budget ist nicht vorhanden und nennenswerte Einnahmen, die dann auch direkt reinvestiert werden könnten, sind sehr unwahrscheinlich.

Durch die aktuelle Ausgangslage, mit dem potenziellen Aufstieg durchaus in Reichweite, wird sich Baumann eher auf den nächsten Sommer fokussieren müssen. Im schlechtesten Fall kann Schalke auf dieser Saison aufbauen und den Kader final verstärken, um den womöglich noch verpassten Aufstieg konkret angehen zu können. Im besten Fall muss die Mannschaft für die Bundesliga sowieso angepasst werden, sodass jeder einzelne Euro dafür besser eingesetzt wäre, als nun im Winter.

Die Rückkehrer und Jungprofis werden aller Voraussicht nach ausreichen müssen, um den Konkurrenzkampf anzutreiben und sich gegenseitig zu pushen.


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