Sportchef-Suche in Gladbach: CEO erklärt das Profil für einen Virkus-Nachfolger
Von Simon Zimmermann

Borussia Mönchengladbach muss in der Krise einen sportlichen Umbruch vollziehen. Am Niederrhein muss nicht nur die Trainerfrage geklärt werden. Es brauch auch einen neuen Sportchef. Roland Virkus war nach der jüngsten Heimpleite gegen Eintracht Frankfurt zurückgetreten. Die Klubführung der Fohlen nahm den Rücktrittsgesuch von Virkus an und verkündete, sich fortan personell neu aufstellen zu wollen.
Die Antwort auf die Frage, wer die Virkus-Rolle übernimmt, soll dabei der Schlüssel sein. Erst im Anschluss wolle man mit dem neuen Sportchef entscheiden, ob Eugen Polanski Profi-Chefcoach bleibt oder ein externer Trainer verpflichtet werden soll. Sehr wahrscheinlich werden diese Entscheidungen frühestens in der Länderspielpause gefällt.
"Der erste Schritt muss sein, dass wir eine sportliche Führung bekommen."
- Dr. Stefan Stegemann (RP)
Spekuliert wird derzeit schon reichlich, wer denn die Kandidaten für den "Virkus-Posten" sind. Mit Nils-Ole Book ist einer der vermeintlichen Wunschkandidaten kein Thema mehr, Elversbergs Sportvorstand hat lieber seinen Vertrag beim Zweitligisten verlängert. Zuletzt wurde unter anderem auch eine Lösung mit einer Art "Doppelspitze" gehandelt, bei der Jörg Schmadtke und Jan Schlaudraff zur Borussia zurückkehren sollen.
- Lese dazu: Virkus-Nachfolge: Wird es eine Doppellösung?
Gladbach-CEO: Borussia "in einer Phase der Veränderung"
Dr. Stefan Stegemann, seit Beginn des Jahres Geschäftsführer der Borussia, hat sich im Gespräch mit der Rheinischen Post zur Sportchef-Suche geäußert. Dabei zollte der 61-Jährige zunächst der Entscheidung von Roland Virkus Respekt, von seinem Amt zurückzutreten.
"Am Ende ist es auch kein Prozess, der sich nur über eine Woche gezogen hat. Ich glaube, es war von allem etwas: Die gewünschten sportlichen Erfolge haben sich nicht eingestellt in den vergangenen Monaten, das fällt in die Verantwortung des Sport-Geschäftsführers und hat letztendlich zu Rolands Entscheidung geführt", meinte Gladbachs CEO.
"Ich empfinde die Sommer-Transfers als gelungen."
- Dr. Stefan Stegemann (RP)
Es sei völlig klar, dass sich Gladbach "in einer Phase der Veränderung" befinde. "Das Thema Sportdirektor-Suche ist kein neues. Und wenn wir über die Altersstruktur in der Führungsstruktur bei Borussia nachdenken, ist eine Neuausrichtung erstrebenswert. Ich sehe das für meinen Bereich als wichtige Aufgabe. Die digitale Generation von heute braucht eine andere Ansprache", führte Stegemann aus.
Man könne in der strategischen Ausrichtung "sicher nicht weiter als fünf Jahre denken". Virkus habe "in einer anspruchsvollen Situation übernommen". "Es ging um eine Kurskorrektur, die ist in meinen Augen gelungen", lobte er den Ex-Geschäftsführer Sport.
Neuer Sportchef: "Suchen eine starke Persönlichkeit"
Entgegen der aktuellen Wahrnehmung erklärte Stgemann: "Die Bereitschaft ist da, etwas in die Mannschaft zu stecken, das kann ich versichern. Auch wenn es in der aktuellen Situation nicht populär erscheint: Ich empfinde die Sommer-Transfers als gelungen. Sie verstärken eine Mannschaft, die nicht dort stehen sollte, wo sie heute steht."
Zur aktuellen Suche hielt er fest, dass die Bezeichnung des Postens des neuen Sportchefs noch offen sei: "Wir suchen erst mal einen Verantwortlichen. Ob das ein Sportgeschäftsführer ist oder ein Sportdirektor, hängt davon ab, welches Profil wir finden - und welches Profil Interesse hat, für Borussia diesen Job zu übernehmen."
Gut möglich, dass ein Sportdirektor und ein Geschäftsführer Sport als Gesamtverantwortlicher für den sportlichen Bereich kommen soll. "Wir suchen eine starke Persönlichkeit mit sportlicher Fachkompetenz, darum geht es primär", betonte Stegemann.
"Ich bin kein Freund von Tabula rasa."
- Dr. Stefan Stegemann (RP)
Das Profil beschreibt er folgendermaßen: "Es muss eine Mischung sein. Jemand, der über sportliche Entwicklungen und Neuerungen permanent nachdenkt, der aber auch die Persönlichkeit hat, dem Druck standzuhalten, dem er bei einem Traditionsverein wie Borussia ausgesetzt ist."
Für Stegemann sei die Borussia weiter attraktiv, nicht nur wegen der Tradition und der Fans: "Ich glaube, dass Kandidaten schätzen, wie Borussia mit Führungskräften umgeht. Da hat Gladbach eine sehr gute Reputation."
"Wer die Herausforderung sucht, etwas zu gestalten, und das kann man bei Borussia, der ist der richtige Kandidat. Er braucht mediale Stärke, ein großes Selbstvertrauen und eine klare Philosophie und Ausrichtung, wohin es mit dem Verein gehen soll", hielt Gladbachs CEO fest.
"Der sportliche Erfolg steht über allem"
Stegemann betonte auch: "Ich bin kein Freund von Tabula rasa. Das muss begründet sein, denn Veränderung um der Veränderung willen, bringt nichts." Vielmehr dürfe man "jetzt nicht alles infrage stellen, hier wurde über viele Jahre gute Arbeit geleistet".
Egal, wer bald die sportliche Führung übernimmt: Die Frage nach Kader-Korrekturen und dem Transfer-Budget wird aufkommen. "Der sportliche Erfolg steht über allem. Doch gleich danach folgt die wirtschaftliche Vernunft. Ich bin kein Sparfuchs, sondern eher mutig bei Transfers. Ich habe auch in meiner Zeit als Vize-Präsident bei dem einen oder anderen Transfer unterstützt, der wirtschaftlich sehr herausfordernd war. Aber sicher ist, dass wir nie die Zukunft dieses Vereins aufs Spiel setzen dürfen", betonte Stegemann dazu.
"Es geht nicht primär um Gewinnorientierung. Klar ist: Ein Klub wie Borussia braucht sportlichen Erfolg, um Geld zu verdienen. Fehlt das, schränkt das die Möglichkeiten deutlich ein", führte er aus. "Wir wollen guten Fußball spielen und uns wieder oben annähern. Aber wir schauen sehr umsichtig, was wir tun, bei wirtschaftlichen Entscheidungen ebenso wie bei personellen."
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