Schweizer Fußballerin für Preis nominiert: Einsatz gegen Sexismus im Fußball
Von Helene Altgelt
Wer in den Sozialen Medien unterwegs ist und sich für Frauenfußball interessiert, weiß: In die Kommentarspalte zu schauen, ist nicht immer eine gute Idee. Unter Clips von Toren oder Zitatkacheln finden sich immer wieder die gleichen, uninspirierten Kommentare.
"Die verlieren doch gegen U12-Jungs", "Das ist kein richtiger Fußball", oder auch sexistische Klassiker wie "Zurück in die Küche" finden sich dort mit beängstigender Regelmäßigkeit. Doch oft greifen die Kommentare auch Spielerinnen persönlich an. Die Spielerinnen werden herabgewertet, auf ihren Körper reduziert oder beschimpft.
Eine Studie der FIFA nach der WM 2023 fand heraus, dass Fußballerinnen bei dem Großturnier öfter auf Social Media diffamiert wurden als ihre männlichen Kollegen ein Jahr zuvor. Fast die Hälfte dieser Nachrichten waren sexistisch, sexuell oder homophob. In den Sozialen Medien, mit dem Schutzschild der Anonymität oder auf der Jagd nach Likes, ist das Problem besonders gravierend.
Aber auch offline erfahren Fußballerinnen noch diskriminierende Kommentare. Darauf hat die Schweizer Fußballspielerin Leandra Flury von den Grasshoppers Zürich dieses Jahr aufmerksam gemacht. Für ihren Einsatz gegen Sexismus und Beleidigungen ist die 25-Jährige jetzt für den Prix Courage nominiert, der jedes Jahr von der Schweizer Zeitschrift Beobachter vergeben wird.
Belästigung während eines Pokalspiels durch Zuschauer
Mit dem Preis sollen "inspirierende Menschen, die durch unerschrockenes Handeln und mutige Taten beeindrucken" ausgezeichnet werden, so der Beobachter. Flury wurde im Februar 2024 während eines Pokalspiels belästigt. Ihre Grasshoppers Zürich traten auswärts in Basel an, Flury wärmte sich als Ersatzspielerin auf.
Zwanzig Minuten lang hörte sie dabei von zwei Männern auf der Tribüne sexistische Kommentare: Stöhngeräusche, oder Witze über ihren "geilen Arsch". Flury machte ihre Erfahrungen in einem Instagram-Post öffentlich. Flury erfuhr daraufhin viel Zuspruch, aber auch Relativierungen: Sie solle sich doch nicht so aufregen, bekam sie auch zu hören.
Nach ihrem Post bekam Flury viel Interesse aus den Medien. Sie gab zahlreiche Interviews, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Flury betont immer wieder: Sexistische Kommentare, wie die, die sie in Basel erleben musste, sind kein Einzelfall. Sie ist nicht die Einzige, die in den letzten Jahren über herabwertende Kommentare und Sexismus erzählt hat.
Auch Spielerinnen wie Almuth Schult, Tabea Kemme oder Wendie Renard haben auf das Problem aufmerksam gemacht. Erst vor Kurzem war Wolfsburg-Spielerin Svenja Huth mit homophoben Hasskommentaren konfrontiert. All das zeigt: Sexismus und Homophobie sind kein Relikt der Vergangenheit, sondern auch 2024 für viele Fußballerinnen eine Realität.
Die Täter im Fall von Flury konnten nicht identifiziert werden. Die Verteidigerin erstattete Anzeige gegen Unbekannt, mit eher geringen Chancen auf Erfolg. Dennoch hat sie in der Schweiz eine Debatte über Sexismus im Sport entfacht und ist dafür für den Prix Courage nominiert. Bis zum November können alle noch für die Vorauswahl abstimmen, die Jury entscheidet dann zwischen den drei meistgewählten Kandidatinnen und Kandidaten.