Said El Mala: Der beste Straßenkicker Deutschlands

In Rekordzeit hat sich Said El Mala auf der Bundesliga-Bühne festgespielt. Mit begeisternden Dribblings und stetigem Zug zum Tor ist er einer der Garanten für Kölns Aufschwung. 90min analysiert den 19-Jährigen und verrät, weshalb auch Julian Nagelsmann nicht mehr länger auf ihn verzichten kann.
Said El Mala hat sich in Rekordzeit zum Fanliebling in Köln entwickelt.
Said El Mala hat sich in Rekordzeit zum Fanliebling in Köln entwickelt. / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Wenn in einer Diskussion Namen wie Franck Ribery, Ronaldinho, Eden Hazard, die frühe ManUtd-Version von Cristiano Ronaldo oder Arjen Robben fallen, dann schnalzen alle mit der Zunge. Jene Spieler gehörten ab der Mitte der 2000er-Jahre zu der absoluten Elite von Europas Flügelspielern. Ausgestattet mit einem unbändigen Vorwärtsdrang, gleichzeitig aber auch verspielt und leichtfüßig, fanden sie stets einen Weg durch gegnerische Abwehrreihen.

All diese Spieler eint, dass sie Fans in Staunen versetzten, im selben Atemzug aber nicht nur enorm schön, sondern auch effizient spielten. Jenes oben genannte Sextett war über Jahre der Fixpunkt ihrer Teams und wurde, im Fall von Cristiano Ronaldo, für viel Geld weiterverkauft.

Auch die Bundesliga hat mit Michael Olise einen Spieler, der all diese Eigenschaften vereint, es gibt jedoch noch einen zweiten. Einen Spieler, dessen Karriere gerade erst anfängt, aber für den der Weg nach oben bereits vorgezeichnet ist: Said El Mala.

Ein großes Versprechen

Der 19-Jährige ist der Shootingstar der bisherigen Saison, nach sechs Spielen stehen schon drei Scorerpunkte zu Buche. Bemerkenswert, vor allem, weil El Mala im Sommer aus der Dritten Liga von Viktoria Köln kam, also gleich zwei Ligen auf einmal aufgestiegen ist. Doch Anpassungsschwierigkeiten zeigt er überhaupt keine, vielmehr hat er sich mittlerweile einen Stammplatz erobert und ist aus der Kölner Startaufstellung nicht mehr wegzudenken.

Der Effzeh tat also gut daran, die Angebote von Brighton & Hove Albion im Sommer abzulehnen, schließlich wird man den 19-Jährigen am Geißbockheim irgendwann für deutlich mehr verkaufen können. Aber was genau macht El Mala in jungem Alter schon so gut?

Vladimir Coufal, Said El Mala
Exemplarisch: El Mala kommt umringt von Gegenspielern trotzdem zum Abschluss. / Alexander Hassenstein/GettyImages

Besser als Olise und Diaz

Da ist zum einen sein Vorwärtsdrang. El Mala kennt im Spiel nur den Weg nach vorne. Das sieht man auch an seinen Dribbling- und Ballbesitzzahlen. Laut der Statistikseite fbref.com ging El Mala in dieser Saison bislang in 24 Dribblings, nur Olise, Hoffenheims Bazoumana Toure und Luis Diaz gingen noch häufiger in Eins-gegen-Eins-Duelle. Mit einer Erfolgsquote von 45,8 Prozent liegt er hinter dem Kolumbianer sogar auf dem zweiten Platz. Dabei zeichnet den 19-Jährigen eine enorm enge Ballführung bei gleichzeitig sehr hohem Tempo aus. Sein Siegtor gegen Hoffenheim war dafür exemplarisch: Er nimmt Tempo auf und ist dann nicht vom Ball zu trennen, wobei er auch bei vielen Gegenspielern um sich herum nie den Überblick verliert und stets weiß, was die beste Aktion ist.

Das zeigt sich auch noch in einer weiteren Statistik: El Mala kreiert pro Spiel 5,39 schusserzeugende Aktionen, damit liegt er im Ligavergleich auf dem achten Platz, vor Spielern wie Bilal El Khannouss und Luis Diaz. Klar, die beiden genannten haben bei Stuttgart und Bayern ganz andere Voraussetzungen, dennoch ist es nicht alltäglich, dass ein 19-Jähriger in seinen ersten sechs Bundesligaspielen direkt so einen Impact auf das Spiel seiner Mannschaft hat.

All diese Attribute und Statistiken zeigen, dass El Mala den Typus Straßenfußballer so gut widerspiegelt, wie vielleicht sonst niemand in der Liga. Er will immer Tore schießen, immer nach vorne, immer Gegenspieler ausdribbeln. Diese Mentalität gibt es im modernen Fußball nur noch selten – ein weiterer Grund, weshalb der 19-Jährige so ein erfrischendes Element für Köln und die Bundesliga ist.

Das DFB-Team braucht ihn

Dieses erfrischende Element muss schnellstmöglich auch in die Nationalmannschaft. Zwar wurde El Mala in der jetzigen Länderspielpause bereits zum zweiten Mal für die U21 nominiert, doch wenn man sich das DFB-Team anschaut, dann wird schnell klar, dass Julian Nagelsmann genauso ein Spieler mit dem Profil von El Mala fehlt. Der 19-Jährige ist einer der wenigen dribbelstarken und torgefährlichen Flügelspieler, die Julian Nagelsmann zur Verfügung hätte.

Serge Gnabry hat nicht das Tempo und auch nicht die Dribblingstärke von El Mala und ist obendrein die Art Flügelspieler, die oft abdreht. Das wurde gegen die Slowakei und Nordirland deutlich, als er kaum Gefahr ausstrahlte und wenig gelungene Aktionen hatte. Florian Wirtz auf der anderen Seite ist im Zentrum am besten aufgehoben, mit El Mala als linker Außenstürmer könnte er wieder auf seine Lieblingsposition rutschen.

El Mala würde mit Florian Wirtz und dem bald wiedergenesenen Jamal Musiala eine offensive Dreierreihe bilden, wie es sie in Europa selten gibt. Zudem verfügt er noch über die jugendliche Unbekümmertheit, die vielen Spielern in der Nationalmannschaft aktuell abgeht. Der Kölner kann durch seine Art, Fußball zu spielen, immer für eine Überraschung sorgen und ist daher ein ständiger Gefahrenherd. Solche Spieler gibt es im DFB-Team aktuell nicht, das deutsche Team ist zurzeit viel zu leicht ausrechenbar. Kurzum: Nagelsmann kann es sich einfach nicht länger leisten, auf den Kölner Shootingstar zu verzichten, dafür bringt er schlicht zu viel mit, womit er dem DFB-Team helfen kann.

Und nicht zuletzt würde El Mala auch wieder für mehr Fan-Zuspruch sorgen. Denn für solche Spieler wie den 19-Jährigen gehen die Fans ins Stadion. Sie wollen spektakuläre Dribblings, Tricks und Tore sehen - dafür steht der Flügelstürmer mit seinem Namen. Genauso wie einst Ribery, Hazard & Co.


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