Zwayer berichtet von Morddrohungen: "Situation, die nur ganz schwer auszuhalten ist"
Von Yannik Möller
Das letzte Aufeinandertreffen zwischen dem BVB und Rekordmeister FC Bayern hat für Schiedsrichter Felix Zwayer ein schlimmes Nachspiel: er bekam zahlreiche beleidigende Nachrichten und auch Morddrohungen. Zurzeit hat er sich selbst eine Auszeit vom Pfeifen genommen.
Wenn der BVB in der Bundesliga auf den FC Bayern trifft, dann geht es in der Regel hoch her. Vor allem emotional, weil dieses Spiel sowohl für die Fans als auch für den Kampf um die Meisterschaft viel bedeutet. Jeder Pass, jeder Zweikampf und jeder Pfiff des Schiedsrichters scheint nochmal mehr Gewicht zu haben, also ohnehin schon.
Das musste Felix Zwayer zuletzt am eigenen Leib erfahren. Die Dortmunder fühlten sich durch ihn betrogen. Marco Rose war an der Seitenlinie kurz vorm Ausrasten, musste von seinem Assistent ein paar Meter weggetragen werden. Jude Bellingham zog nach der Partie eindeutige Vergleiche zum nie eindeutig bestätigten Vorwurf, der Unparteiische habe schon einmal absichtlich Spiele verpfiffen.
All das, obwohl Zwayer in den strittigen Situationen nachweislich richtig gehandelt hatte. Was einerseits der DFB und die Schiedsrichter-Bosse erklärten, war anhand der Regeln und der TV-Bilder im Nachgang ebenso gut zu erkennen. Dennoch sah er sich großer Wut ausgesetzt.
"Eine Situation, die nur ganz schwer auszuhalten ist" - Zwayer über Morddrohungen und Angst seiner Frau
Gegenüber Sky berichtete der 40-Jährige von den Folgen dieser Partie. Ein Teil dessen waren viele Hassnachrichten: "Auf meinem dienstlichen E-Mail-Account sind zahlreiche Nachrichten eingegangen, die unglaublich sind und mit denen auch sehr schwer umzugehen ist."
Doch damit nicht genug. Zwayer berichtete auch von Morddrohungen: "Ich wurde von der Berliner Polizei angeschrieben, dass eine Morddrohung gegen mich existiert im Internet. Das sind Dinge, die ich meiner Frau nicht verheimlichen konnte, insbesondere weil sie mir unheimlich nahe gegangen sind."
Dass seine Familie unmittelbar von diesen negativen Auswirkungen betroffen war, machte den Umgang damit nur noch schwerer. Auch für ihn selbst hatte es mentale Folgen.
"Was passiert dann, wenn man drei Tage später angesetzt ist für ein internationales Spiel, versucht sich den Rucksack aufzuladen und in der Tür steht und versucht, sich wie die vergangenen zehn, 15 Jahre von der Frau zu verabschieden und man dann sieht, wie sie in Tränen ausbricht, nicht weil sie mich vermisst, wenn ich weg bin, sondern weil sie sich sorgt um mich und vielleicht auch darum, was zuhause passiert", führte er seine Erfahrungen aus.
"Das ist eine Situation, die nur ganz schwer auszuhalten ist, um ehrlich zu sein", bekräftigte Zwayer. Derartige Drohungen, Nachrichten und Ängste wären auch zu verurteilen gewesen, hätte er diverse Fehlentscheidungen getroffen. Dass er die Szenen jedoch richtig bewertete, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Einer Realität muss man sich stellen: die Ausraster beim 'Klassiker', auf und neben dem Platz, auch nach dem Spiel, werden für derlei Aktionen ein gewisses Maß an Feuer geliefert haben. Schon alleine der Verweis Bellinghams auf eine vermeintlich kriminelle und korrupte Interpretation der Schiedsrichterei seitens Zwayer in der Vergangenheit, dürfte die Lage ordentlich angeheizt haben. Wenngleich ein direkter Bezug zu den Aussagen nicht zwingend gegeben sein muss.
"Mir wurde niemals Geld angeboten. Mir wurde niemals offenkundig berichtet von einer beabsichtigten oder durchgeführten Spielmanipulation. Ich habe von Robert [Hoyzer] niemals Geld für irgendeine Beteiligung an irgendeiner Manipulation eines Spiels erhalten", so Zwayer zu diesem erneut aufgekommenen Vorwurf.