Zuschauerboom in der Frauen-Bundesliga: Köln erreicht 30.000-Marke - und Frankfurt plant schon den nächsten Rekord

Bald wird hier ein Rekordspiel stattfinden: Das Kölner Stadion
Bald wird hier ein Rekordspiel stattfinden: Das Kölner Stadion / Christof Koepsel/GettyImages
facebooktwitterreddit

Zum Ende der Saison lockt die Frauen-Bundesliga Zuschauermassen in die Stadien: Für das Rekordspiel gegen Frankfurt wurden bereits mehr als 30 000 Karten verkauft. Der angestrebte Rekord könnte aber bald darauf schon wieder fallen, denn auch Eintracht Frankfurt organisiert das Spiel gegen Wolfsburg im großen Stadion.


Neue Rekorde winken

Vier der fünf meistbesuchten Spiele der Geschichte der Frauen-Bundesliga fanden diese Saison statt, bald könnte dieser Wert auf fünf steigen. Für das Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt am 23. April um 13 Uhr wurden bereits 31 500 Karten verkauft - weit über dem bisherigen Rekord, der ebenfalls diese Saison aufgestellt wurde: Am ersten Spieltag der Frauen-Bundesliga kamen 23 200 Zuschauer beim torlosen Unentschieden von Frankfurt gegen Bayern.

Durch die positive Erfahrung wurde Frankfurt ermutigt, ein weiteres Spiel im Deutsche-Bank-Stadion auszutragen: Gegen den VfL Wolfsburg sollen Zehntausende Fans die Eintracht zu einem Punktgewinn gegen den Double-Sieger treiben. Damit wäre die Champions-League-Qualifikation so gut wie gesichert, Frankfurt könnte sogar auf den zweiten Platz schielen.

Die Gründe für den Zuschauerboom

Der Effekt der EM 2022

Die EM im vergangenen Sommer hat zwei Dinge gezeigt: Erstens ist es mit geeignetem Aufwand möglich, große Zuschauermassen in die Stadien zu locken. Bereits das Eröffnungsspiel im Old Trafford brach den bisherigen Rekord, zum Wembley-Finale kamen sogar 87 192 Fans, um den Lionesses zuzuschauen.

Zweitens blieb dieser Hype nicht nur auf der englischen Insel, sondern schwappte auch nach Deutschland über. Das Finale war das Sportevent mit den höchsten Quoten des gesamten Jahres, und Hunderte Fans empfingen die Vize-Europameisterinnen am Frankfurter Römer. Trotzdem blieb die Frage: Würde der EM-Hype ein nachhaltiger Effekt bleiben oder wieder nur ein Strohfeuer, wie nach der WM 2011?

Der Domino-Effekt

Eintracht Frankfurt v FC Bayern München - FLYERALARM Women's Bundesliga
Das erste Rekordspiel: Frankfurt gegen Bayern zu Saisonbeginn / Alex Grimm/GettyImages

Diese Frage stellten sich vermutlich auch die Klubs, aber einer von ihnen hatte bereits am ersten Spieltag den Mut, es einfach zu versuchen: Eintracht Frankfurt trug das Topspiel gegen Bayern im Deutsche-Bank-Park aus, und die 23 200 Fans gaben ihnen Recht. Zuvor hatte es zwar Champions-League-Spiele von Bayern und Wolfsburg in den großen Stadien gegeben. Aber Bremen gegen Freiburg im Weserstadion, das schien vor einem Jahr noch kaum vorstellbar.

Und doch traute sich auch Werder, als sportlich weniger erfolgreicher Klub als Wolfsburg den Schritt zu gehen. Damit zeigte Bremen, dass es nicht immer die vielfach beworbenen "Highlight-Spiele" sein müssen, für die sich das große Stadion eignet. Das ermutigte vielleicht auch Köln, den Versuch für das Rekordspiel zu starten. So wurde ein Domino-Effekt möglich, durch den nun fast alle Klubs bereits ein Spiel im großen Stadion ausgetragen haben.

Sportlicher Erfolg nun unabhängig(er) von Zuschauerzahlen

Ein großer Fortschritt ist, dass der sportliche Erfolg inzwischen zu einem Teil entkoppelt von der Zuschauerzahl ist. Bei Köln lief es sportlich nicht gerade herausragend, als das Spiel organisiert wurde: Der Effzeh steckte in einer langen Serie ohne Sieg und hatte seit Oktober kein Tor mehr geschossen.

Trotzdem trauten sich die Verantwortlichen, den Schritt zu gehen, und wurden dafür belohnt. Die traditionell großen Fanszenen von Köln und Bremen konnten mobilisiert werden, auch wenn die Aussichten auf einen Sieg nicht exzellent standen. Gegen Frankfurt wäre ein Sieg Kölns sehr überraschend, aber das schreckt die Fans nicht ab.

Der nächste Schritt: Wer fehlt noch?

Auch die normalen Frauen-Bundesliga-Spiele, die in den kleineren Stadien ausgetragen wurden, profitierten vom Boom. Selbst bei Vereinen wie Leverkusen oder Duisburg kamen deutlich mehr Zuschauer als in der Vorsaison. Vierstellige Zuschauerzahlen sind nun mehr die Regel aus die Ausnahme.

Bayer 04 Leverkusen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga
Bald auch Frauen-Bundesliga in der Bayer-Arena? / Christof Koepsel/GettyImages

Die Erfolge von Köln, Bremen und Co. könnten auch noch die letzten Zögernden überzeugen: In der Bayer-Arena wurde etwa noch kein Spiel der Frauen ausgetragen, was auch Jill Bayings im 90min-Podcast bedauerte. Andere Vereine wie Essen, Meppen oder Duisburg tragen alle Spiele in einem Stadion mit einer Kapazität von 15 000 oder mehr aus, was eigentlich sehr positiv ist, aber wirklich gefüllt ist es nur selten.

Dennoch hat diese Saison gezeigt, dass die Klubs bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen und auf die Strahlkraft ihres Frauenteams zu zählen. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass mit dem großen Stadion auch deutlich höhere Kosten für Personal, Energie und aktuell auch Werbeaufwand einhergehen. Mit jedem Spiel wird aber die Hürde für die Vereine kleiner, und die Selbstverständlichkeit größer.