Wie viele Menschen schauen die WM 2022? - Die Länder im Vergleich

Die WM 2022 wird in den Ländern unterschiedlich aufgenommen.
Die WM 2022 wird in den Ländern unterschiedlich aufgenommen. / KARIM JAAFAR/GettyImages
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In Deutschland sind die Einschaltquoten bei der WM 2022 schlecht. Ein Großteil der deutschen Fußball-Fans scheint das Turnier abzulehnen. Aus einem Bericht der FIFA geht hervor, dass dieser Trend nicht Länder übergreifend festzustellen ist. Viele Nationen verzeichnen Rekordzahlen.


Die FIFA hat am Donnerstag einen Bericht zu den Einschaltquoten der Fußball-Weltmeisterschaft veröffentlicht. Der Grundtenor des Berichts: Die WM 2022 ist das beliebteste Turnier der Geschichte. Ein Blick auf die TV-Quoten in den Ländern verrät, dass die Zuschaueranzahl im Vergleich zur WM 2018 deutlich zugenommen hat. Auch zu einzelnen Ländern gibt es Infos.

TV-Quoten in Deutschland so schlecht wie nie

In Deutschland herrscht das Gegenteil von dem vor, was die FIFA behauptet. Schon an den ersten Turniertagen zeichnete sich ab, dass das Interesse deutscher Fußball-Fans stark eingeschränkt ist. Am Montag betrug der Marktanteil des Abendspiels gerade einmal 16 Prozent. Zum Vergleich: Beim Turnier in Russland hatte kaum eine Partie weniger als 40 Prozent Marktanteil.

Noch erschreckender waren die Zahlen zum Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft. Am Mittwoch fand um 14 Uhr das erste deutsche Spiel gegen Japan statt. Durchschnittlich schauten gerade einmal 9,23 Millionen Menschen die Begegnung. Relativierend gilt es zwar, die ungünstige Anstoßzeit zu betonen, doch auch dazu gibt es einen Vergleich: Im Jahr 2010 spielte Deutschland um 13:30 Uhr gegen Serbien. Damals schalteten 22 Millionen Zuschauer ein.

Andere Europa-Länder mit Top-Quoten

In anderen europäischen Ländern ist das Desinteresse nicht so groß. In Großbritannien schauten 6,25 Millionen Zuschauer das Eröffnungsspiel. Das entspricht einem Anstieg von 57,5 Prozent im Vergleich zum Opening der WM 2018. Diese Entwicklung ist auch in Frankreich erkennbar. Die Übertragung von TF1 sahen 5,05 Millionen Menschen. Das sind 30 Prozent mehr als beim Eröffnungsspiel der russischen Weltmeisterschaft.

Gleiches gilt für Italien und Spanien. Trotz der Nicht-Teilnahme von Italien hat sich die TV-Zuschauerzahl des Eröffnungsspiels gegenüber der WM vor vier Jahren erhöht. Am Sonntag schalteten 1,07 Millionen Menschen mehr ein. In Spanien betrug die Zunahme etwa 13 Prozent. Auch dem niederländischen Sender NPO1 brachte das Eröffnungsspiel Rekordzahlen ein. Der Sender hatte einen Marktanteil von 74,5 Prozent, so viel wie im ganzen November nicht.

Auch in Südamerika Positivtrend erkennbar

In Brasilien hat die durchschnittlicher Zuschauerzahl ebenso zugenommen. Beim Auftaktspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien 2018 waren noch 22,86 Millionen Menschen vor dem Fernseher. In diesem Jahr waren es schon 24,36 Millionen, das entspricht einer Zunahme von 6 Prozent im Gesamtvergleich.

Im Nachbarland Kolumbien übertraf die Übertragung den bisherigen Rekord der Zuschauerzahl bei einem WM-Eröffnungsspiel. Der Spitzenwert von Caracol TV lag bei 6,3 Millionen und einem Marktanteil von 62,7 Prozent. Noch extremer war die Zunahme in Ecuador. Im Schnitt verfolgten 3,3 Millionen Ecuardorianer das Spiel ihres Heimatlandes. Das sind 109 Prozent mehr als beim Eröffnungsspiel in Russland.

FIFA-Bericht kritisch zu betrachten

Bei all den positiven Zahlen, die die FIFA am Donnerstag veröffentlicht hat, gilt es, zu betonen, dass der Bericht durchaus kritisch zu betrachten ist. Denn: Die FIFA erwähnt ausschließlich positive Zahlen und vermeidet, diese im Gesamtkontext einzuordnen. Ruft man sich einige wichtige Informationen in den Hinterkopf, erscheinen die "Rekordzahlen" in einem anderen Licht.

In dem Bericht geht die FIFA ausnahmslos aus Zahlen zum Eröffnungsspiel ein und vergleicht diese vermehrt mit denen von vor vier Jahren. Dabei wird unterschlagen, dass das Spiel bei der WM 2018 an einem Donnerstag um 17 Uhr stattgefunden hat. Die erste Partie in Katar wurde an einem Sonntag zur gleichen Zeit angepfiffen. Ein Zeitpunkt, an dem TV-Zuschauerzahl üblicherweise höher ist.

Auch die enorme Zunahme der Einschaltquoten in Ecuador ist kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das südamerikanische Land bei der vergangenen Weltmeisterschaft gar nicht teilgenommen hat. So ist auch diese Statistik innerhalb des Gesamtkontexts wenig beeindruckend.



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