Werder-Update: Millionen-Kredit, Aufsichtsrat-Drama und Klaassens Formhoch

Baumann hat mal wieder eine Menge zu tun
Baumann hat mal wieder eine Menge zu tun / DeFodi Images/Getty Images
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Rund um den SV Werder Bremen gibt es aktuell einige Neuigkeiten. Neben der finanziellen Absicherung für die kommenden Monate gibt es auch weitere Meldungen zur Besetzung des Bremer Aufsichtsrats. Im Kader gibt es aktuell zwei Problemkinder. Ganz nebenbei findet ein Abgang aber zu alter Stärke zurück.

An der Weser ist aktuell einiges los. Unter der Woche richtete sich der Blick weg vom Sportlichen und hin zu der nahenden Zukunft des Klubs. Wie der Verein bestätigte, wurde dem SVW ein Kredit über etwa 20 Millionen Euro bewilligt. Mit diesem Geld sollen die anstehenden Ausgaben vorerst abgedeckt werden.

Lange wurde bereits über diese Unterstützung verhandelt. Dass es Hilfe in Zeiten der Coronakrise geben müsste, war allen Beteiligten klar. Ein lokales Bankenkonsortium sprang deshalb ein und sicherte Werder die Liquidität. Eine lang diskutierte KfW-Förderung kam nicht zustande und ist spätestens jetzt auch vom Tisch.

Werder ist dringend auf Millionenhilfe angewiesen

Dass die Bremer enorm auf das Geld angewiesen sind, zeigt der Fakt, dass bis zum kommenden Sommer vermutlich kaum weitere Einnahmen herein sprudeln werden. Die fehlenden Zuschauererlöse waren bereits einschneidend. Dazu kommt, dass große Transfergewinne vor allem durch die Verletzung von Milot Rashica vorerst nicht zu erwarten sind.

Die Neuigkeiten rund um den Kredit wurden aber schnell durch ein anderes Thema abgelöst. Fernsehmoderator und Fußballexperte Jörg Wontorra bewarb sich offiziell als Kandidat für den Aufsichtsrat des SVW.

Baumann: "Wontorra hat 0,0 Einblick was wir hier jeden Tag machen"

Wie der 72-Jährige im Weser-Kurier erklärte, wurde er von einigen bestehenden Aufsichtsratsmitgliedern um Hilfe gebeten. Diese "Gruppe von besorgten Vereinsmitgliedern" stehe aber nicht für einen Umbruch, sondern will eher den Einblick großer Kompetenz mit einbeziehen, um den Verein in die richtige Richtung zu leiten.

Aktuell sieht der geborene Lübecker die sportliche und wirtschaftliche Perspektive in Gefahr. Sportchef Frank Baumann kann dies nicht nachvollziehen. Die Vereinsführung sei nicht auf die Expertise des eher außenstehenden Wontorra angewiesen. "Die Kritik weise ich entschieden zurück. Wonti hat 0,0 Einblick was wir jeden Tag hier machen. Ich bespreche das gerne mit ihm bei einem Kaffee", sagte er laut der Deichstube.

Wontorra hält seine Expertise als entscheidend für Werder
Wontorra hält seine Expertise als entscheidend für Werder / Joerg Koch/Getty Images

Dazu stellt Baumann klar, dass Wontorra nie wirklich Kontakt zu ihm oder den Aufsichtsratsmitgliedern aufgenommen habe. "Wenn sich Wontorra in den letzten zwei Jahren bei mir gemeldet hat, wollte er Tickets für die VIP-Lounge. Sonst haben wir über nichts gesprochen.“

Es bleibt also ein Kampf vieler Worte. Eine Entscheidung wird noch lange nicht fallen. Durch die Pandemie wurde die nächste Mitgliederversammlung in das neue Jahr verlegt. Dass sich bis dahin noch weitere Kandidaten melden und sich das Machtspiel zwischen Baumann, Wontorra oder Marco Bode zuspitzt, ist zu erwarten.

Füllkrug fehlt noch länger - Kohfeldt macht Erras Hoffnung

Sportlich schlägt sich Werder in dieser Saison ordentlich. Ein Erfolgserlebnis bräuchte es nach sechs sieglosen Spielen allerdings wieder. Dieses muss wohl ohne Niclas Füllkrug eingefahren werden.

Nachdem der Angreifer und Torjäger vom Dienst schon vor Wochen zurückkehren sollte, fehlt er nach Vereinsmeldungen noch bis zum Anfang des neuen Jahres. Bei der Behandlung seiner Blessur habe seine Wade reagiert und ihn weiter zurückgeworfen. Zwei oder drei weitere Ligapartien muss der SVW damit ohne seine Dienste auskommen.

Dagegen kann Patrick Erras womöglich auf seine ersten Bundesligaminuten hoffen. Durch die Sperren von Jean Manuel Mbom und Kevin Möhwald, wird der bisher erfolglose Sommerneuzugang gebraucht.

Erras schaffte es erst dreimal in den Spieltagskader
Erras schaffte es erst dreimal in den Spieltagskader / DeFodi Images/Getty Images

Werders Übungsleiter stärkte ihm auf der Pressekonferenz den Rücken. Den Konkurrenzkampf würde der Sechser annehmen. Kohfeldt habe ihn "alles andere als abgeschrieben. Wir sehen Dinge, die er gut macht im Training. Wir sehen aber auch weiterhin Dinge, die uns dann daran hindern, ihn jetzt regelmäßig in die Startelf zu stellen. Alles andere wäre ja auch Quatsch, wenn ich sagen würde: 'Er macht alles gut und zur totalen Zufriedenheit' und spielt dann trotzdem nicht."

Der 25-Jährige sei auf einem guten Weg, führte Kohfeldt weiter aus (via Ligainsider): "Wir müssen einfach in Ruhe arbeiten. Wir haben das Vertrauen, dass er das schaffen wird. Er ist sehr, sehr zielstrebig und ehrgeizig." Zusammen wolle man ihn zu einem etablierten Bundesligaspieler machen. Die Stärkung bedeutet für Erras also auch gleich wieder die nächste Anforderung.

Klaassen geht bei Ajax durch die Decke

Gekommen war Erras vor allem, um einen möglichen Abgang von Davy Klaassen etwas besser abfedern zu können. Kurz vor dem Deadline Day verkaufte Werder den Niederländer wieder, der erst 2018 an der Weser anheuerte. Die Ablöse mit Ajax Amsterdam belief sich auf elf Millionen Euro, eine ähnliche Summe wie sein Einkaufspreis. Die Einnahmen könnten durch Boni aber noch klettern, da der 27-Jährige in seiner Heimat wieder aufblüht.

Sofort wurde der Mittelfeldmotor zum Stammspieler. Sowohl in der Liga als auch der Champions League ist er gesetzt. Ganz nebenbei beförderte ihn Frank de Boer nach etlichen Jahren wieder zum Nationalspieler. In der Elftal hat er sich ebenfalls sofort festgespielt.

Im November krönte er seine starken Leistungen. Klaassen wurde nicht nur zum zweiten Mal in Folge in die Eredivisie-Auswahl des Monats gewählt. Mit der Auszeichnung als Spieler des Novembers etablierte er sich als einer der größten Gewinner der bisherigen Saison. Vor allem seine Bilanz in der Liga ist beachtlich. In Klaassens bisherigen sechs Eredivisie-Partien gelangen ihm neben einer Vorlage fünf Tore.