Werder Bremen setzt geplante "Pandemie-Klausel" um
Von Yannik Möller

Im Rahmen der Coronakrise haben alle Fußballvereine große finanzielle Verluste hinnehmen müssen. Oftmals wurde auf den Gehaltsverzicht zurückgegriffen, um einige Millionen Euro einzusparen oder vorerst einzubehalten. Werder Bremen setzt nun die geplante Pandemie-Klausel in den Verträgen um.
Wie bei zahlreichen anderen Vereinen griff auch Werder Bremen zum Gehaltsverzicht-Mittel, um die anfallenden Verluste, verursacht durch die Coronakrise und ihre vielfältigen Folgen, halbwegs auffangen zu können. Sehr viele Fußballprofis erklärten sich über die letzten Monate bereit, auf gewisse Teile ihres Gehalts zu verzichten oder die Zahlungen zumindest aufschieben zu lassen.
"Wir müssen Einsparungen vornehmen", erklärte Werders Sport-Geschäftsführer Frank Baumann erst kürzlich. Was bereits zu erwarten und keineswegs überraschend war, hat er öffentlich erneut ausgesprochen. Zugleich stehe demnächst auch eine weitere Gesprächsrunde mit den Spielern an, um über weitere Phasen des Gehaltsverzichts zu diskutieren.
Werders "Pandemie-Klausel": Sinnvoll und richtig, aber noch nicht ganz sicher?
Nach und nach soll dieses Thema, unabhängig der aktuellen Krise und potenziellen weiteren, allerdings verschwinden. Eine eingebaute "Pandemie-Klausel", wie Baumann sie nennt, soll bei den neuen Gelegenheiten - also bei Vertragsverlängerungen oder Neuzugängen - in die Arbeitspapiere der Spieler integriert werden. So schon gesehen bei Patrick Erras, wie die Deichstube berichtet. Der Mittelfeld-Akteur kam ablösefrei vom 1. FC Nürnberg und hat dieser Klausel mit seiner Unterschrift bereits zugestimmt. Somit wird in Krisenzeiten ein gewisser Teil seiner Zahlungen gekürzt - eine Art automatisierter Verzicht.
Das Retten und Bewahren von vielen Arbeitsstellen im und rund um die Klubs stand für die Bundesligisten an erster Stelle. Mannschaften erklärten sich solidarisch und konnten mit ihrem Verzicht dafür sorgen, dass Entlassungen vermieden werden konnten. Werder Bremen ist der erste Verein in Deutschland, der diesen Passus in seine Verträge einbauen lässt. "Wir wollen und müssen uns für die finanziellen Ausfälle absichern, die entstehen können", ist die dazugehörige Begründung der Vereinsführung. Die Profis sollen ihren Beitrag dazu automatisch leisten.
Da dieser Vertragsabschnitt vollkommen neu und bislang einzigartig ist, gibt es auch Bedenken. Jörg Schmadtke, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg mahnte "am Ende muss alles juristisch sauber sein", zudem stellte er eine wichtige Frage in den Raum: "Kann ein Arbeitnehmer für das Ausbrechen einer Pandemie verantwortlich gemacht werden?" Auch der Vereinsboss von Hannover 96, Martin Kind, verwieß auf die notwendige Begründung einer solchen Klausel.
Grundsätzliche Zustimmung zu diesem Vorgehen scheint in der Bundesliga zwar vorzuherrschen, wie es u.a. Rouven Schröder von Mainz 05 ("Absolut wünschenswert") und Jochen Schneider von Schalke 04 ("Wir setzen das so um" - beide via Deichstube) belegen - die genaue Vorgehensweise und die zielgerichtete Umsetzung wirft jedoch noch das ein oder andere Fragezeichen auf. Zweifelsohne: Die Bremer begehen hier einen richtigen, aber noch nicht ganz bekannten Weg.